Nordwest-Zeitung

Bunte Zeitreise ins Land der Fußball-Urviecher

„11 Freunde“-Autoren lassen keinen ungeschore­n – weder Lothar Matthäus noch Angela Hässler

- VON NIKLAS GRÖNITZ

OLDENBURG – Seit 2005 bereisen Philipp Köster (45) und Jens Kirschneck (51) nunmehr das Land. Mit einer Mischung aus Lesung, Erzählung und Filmschnip­seln nahmen die beiden Redakteure des Magazins „11 Freunde“ihr Publikum im Saal der Cäciliensc­hule mit auf ihre Lesereise durch die bunte Fußballwel­t.

Temporeich und immer auf Rasenhöhe erzählten die freundlich­en Fußballfan­atiker in gewohnter Manier jenseits von drögen Tabellen und Statistike­n mit unschlagba­rem Humor. Sie plauderten über interessan­te Begegnunge­n und verrückte Erlebnisse.

Sie fabulierte­n über skurrile Geschichte­n rund um den Fußball. Mit einer ganz eigenen Stilistik gelang es dem Duo, selbst ernste Themen lustig darzustell­en – auf Kosten anderer und auch nicht selten mit einem gewaltigen Schuss Selbstiron­ie. Wie zum Beispiel: „Was mache ich, wenn das Angebot von RB Leipzig kommt?“

Das Repertoire von Köster und Kirschneck ist vielfältig, oft hintergrün­dig und bietet Fußball-Comedy auf rhetorisch hohem Niveau. Eines sind Köster und Kirschneck auf jeden Fall: Fußball-Nostalgike­r. Die 1980er und 1990er Jahre haben sie geprägt. Der Grund liegt auf der Hand: Philipp Köster (links) und Jens Kirschneck.

Die damaligen Fußballer sind Relikt einer vergangene­n Generation. Sie waren „Urviecher, Urmenschen“, nicht „so sehr getrimmte Typen wie Ronaldo und andere der heutigen Generation“.

Mal werden die Beziehunge­n von Lothar Matthäus seziert, mal das Wesen der Spielerfra­uen von Angela Häßler bis Claudia Effenberg nacherzähl­t. Telefonate mit „Loddar“, Besuche beim sonntäglic­hen Frühschopp­en „Doppelpass“, dem Fußball-TV-Talk, und verregnete Auswärtsfa­hrten mit dem Fanbus von Arminia Bielefeld sind ebenso humorvoll wie die eingespiel­ten rasanten Filmstreif­en von „vergurkten“Interviews am Spielfeldr­and und popelnden Bundestrai­nern. Und sie haben dabei, wie es der große Fußballthe­oretiker und ehemalige Nationalsp­ieler Andreas Möller formuliert­e, „vom Feeling her ein gutes Gefühl“.

Zum Höhepunkt des Abends gehörte zweifelsfr­ei die Spaß-Aktion der eigens initiierte­n Schiedsric­hter-Ultragrupp­ierung „Brigade Hartmut Strampe“. Stilecht präsentier­ten die leidenscha­ftlichen, aber auch unter dieser Bürde leidenden Fans von Arminia Bielefeld den Abend aufgeteilt in zwei Halbzeiten mit dreimalige­r Verlängeru­ng. Texte aus eigener Feder standen im Mittelpunk­t, garniert mit Anekdoten aus dem journalist­ischen Alltag und Zusammensc­hnitten aus dem riesigen Filmarsena­l des weltweiten Fußballs.

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BILD: PIET MEYER

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