Nordwest-Zeitung

Sieben Einsätze auf einen Streich

Neuer Bundestag soll Auslands-Missionen verlängern – Aber nur für drei Monate

- VON NICO POINTNER

Die Drei-Monats-Verlängeru­ng hateine aufschiebe­nde Wirkung. Damitsoll die Zeitbis zur Regierungs­bildung überbrückt­werden.

BERLIN – Auch wenn das Scheitern der Jamaika-GesprIche nun über der ganzen Sitzungswo­che schwebt: Wenn der neue Bundestag an diesem Dienstag und am Mittwoch zum ersten Mal richtig mit der parlamenta­rischen Arbeit loslegt, geht es vor allem um die Bundeswehr im Ausland. Sieben Missionen sollen verlIngert werden – jeweils aber nur für drei Monate. Die „VerlIngeru­ng light“könnte noch schwierig werden.

Um die wichtigste­n, gefIhrlich­sten und größten der Bundeswehr – etwa die Friedensmi­ssion in Mali, den Ausbildung­seinsatz in Afghanista­n oder die Beteiligun­g am Kampf gegen die Terrormili­z Islamische­r Staat in Syrien und imIrak. Die EinsItze werden bei Verbündete­n oft als Beweis angeführt, dass Deutschlan­d auch militIrisc­h zu mehr Verantwort­ung in der Welt bereit ist. Die Bundesregi­erung will sie nun bis zum Frühjahr verlIngern.

In Mali hilft die Bundeswehr mit rund 950 Soldaten bei der Umsetzung eines Friedensab­kommens. Der verlustrei­chste Einsatz in der Geschichte der Bundeswehr in Afghanista­n lIuft bereits seit 16 Jahren, in-

zwischen nur noch als Ausbildung­smission. Aber die Lato will wegen der verheerend­en Sicherheit­slage wieder mehr Truppen an den Hindukusch schicken. In Syrien und im Irak beteiligt sich die Bundeswehr mit „Tornado“-AufklIrung­sflugzeuge­n und einem Tankflugze­ug an den Luftangrif­fen auf IS-Stellungen.

Die Regierungs­bildung machtMs möglich: Die Mandate der sieben EinsItze laufen demnIchst aus. Die Drei-Monats-VerlIngeru­ng hat eine aufschiebe­nde Wirkung. Die Zeit bis zur Regierungs­bildung soll damit überbrückt und außenpolit­ische Konti-

nuitIt gewIhrleis­tet werden. Am Kern der EinsItze Indert sich erstmal nichts. Im Frühjahr soll der Bundestag dann über die eigentlich­e VerlIngeru­ng – in der Regel um ein Jahr – und mögliche Nnderungen bei TruppenstI­rke oder Auftrag entscheide­n. So lautet zumindest der Plan. Wann nach dem Scheitern von Jamaika nun eine Regierung steht, die sich wieder ausgiebig mit den EinsItzen befassen kann, und ob die EinsItze bis dahin gar erneut für einen kurzen Zeitraum verlIngert werden müssen, ist unklar.

Das gilt als sicher, auch wenn hitzig debattiert werden dürfte. An den alten Regierungs-

parteien sollte es nicht scheitern. Die Union steht fest zu den Missionen. Und auch die SPD hat in der vergangene­n Legislatur­periode allen 13 EinsItzen zugestimmt, die zu Zeiten der Großen Koalition mandatiert wurden. Und über den Kern der EinsItze soll ja dann erst im Frühjahr abgestimmt werden. Im MIrz muss der Bundestag nach dem jetzigen Zeitplan über fünf EinsItze entscheide­n, über die anderen beiden im Mai und Juni.

Das ist ungewiss. Das Thema der Auslandsei­nsItze ist stets heikel, weil im Bundestag über jeden bewaffnete­n Bundeswehr­einsatz namentlich

abgestimmt wird. Kompromiss­e sind zudem schwierig, weil man Ziele und Regeln der internatio­nalen EinsItze nicht eigenstInd­ig Indern kann. Die Zukunft der EinsItze lIsst sich kaum in einem Koalitions­vertrag festzurren – denn der Bundestag muss immer wieder neu entscheide­n. Die größte außenpolit­ische StabilitIt für die Bundeswehr­einsItze würde derzeit die Fortführun­g der Großen Koalition bieten, der sich die SPD aber bislang verweigert. Die Frage der Missionen zeigt auch, wie riskant eine unionsgefü­hrte Minderheit­sregierung wIre: Die EinsItzemü­ssten dann auch mit den Stimmen der Opposition mandatiert werden. Und die KonseOuenz­en von Leuwahlen sind völlig unklar.

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DPA-ARCHIVBILD: PALITZA EFndeutsch­er Soldat unterhält sFch beF eFner PatrouFlle Fnder Stadt Gao Fm NordenMal Fs mFt eFnem KFnd.

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