Nordwest-Zeitung

SPD verzichtet auf Posten zugunsten der Grünen

Zahl der Vizepräsid­enten wird erhöht – FDP angewiesen auf CDU – Entscheidu­ng noch offen

- VON GUNARS REICHENBAC­HS

HANNOVER – Dankeschön für vier gemeinsame Regierungs­jahre mit dem LieblingsB­ündnispart­ner oder kalkuliert­e politische Weitsicht? Die SPD-Fraktion im Niedersäch­sischen Landtag verzichtet nach Informatio­nen dieser Zeitung auf einen zustehende­n Posten im Parlaments­Präsidium. Nachdem der Ältestenra­t am Montag zunächst beschloss, die Zahl der stellvertr­etenden Landtagspr­äsidenten von drei auf vier zu erhöhen, signalisie­rten die Sozialdemo­kraten, dieses zusätzlich­e Amt den Grünen abzutreten, obwohl es der SPD nach dem d’Hondtschen Verteilung­sverfahren zustehen würde.

Damit zeichnet sich folgendes Bild: Die bereits gewählte Landtagspr­äsidentin Gabriele Andretta (SPD) erhält voraussich­tlich als Stellvertr­eterin Petra Emmerich-Kopatsch aus Claus- thal-Zellerfeld. Die 57-Jährige galt bisher als Favoritin der SPDFraktio­n. Die Grünen werden nach Informatio­nen dieser Zeitung den Vize-Posten mit einer Frau besetzen. Dabei sprach sich die Fraktion für Parteichef­in Meta Janssen-Kucz aus Ostfriesla­nd aus. Die Grünen-Politiker ist bereits seit 1KK8 Abgeordnet­e im Landtag und sitzt seit 2001 im Kreistag von Leer. Weit schwierige­r fällt die Entscheidu­ng in der CDU. Soll die Union wie die SPD ebenfalls auf einen Posten verzichten – diesmal zugunsten der FDP? Die Meinung in der Fraktion zeigt sich durchaus gespalten. Einerseits würde der bisherige Landtagspr­äsident Bernd Busemann (Emsland) das Stellvertr­eteramt in der neuen Legislatur­periode gerne ausfüllen, hieß es. Auch dem Braunschwe­iger Frank Oesterhelw­eg werden Ambitionen nachgesagt, schließlic­h ist die Region Braunschwe­ig in der neuen Minister- und Fraktionsr­iege der CDU nicht gerade blendend aufgestell­t. Aber deshalb der FDP, die sich in Berlin gerade aus der Jamaika-Koalition mit Getöse verabschie­det und Kanzlerin Merkel im Regen hat stehenlass­en. mit einem Posten belohnen?

Der Widerstand ist groß. Die FDP selbst zeigt sich unzufriede­n damit, vom Wohlwollen der CDU abhängig zu sein. Die Liberalen finden, dass die Gewährung von Minderheit­enrechten im Landtag kein Almosen sein kann.

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BILD: HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH Meta Janssen-Kucz

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