Nordwest-Zeitung

Trauer um Rivalin von Steffi Graf

Jana Novotna mit 49 Jahren gestorben – 1998 Wimbledons­iegerin

- VON THOMAS WOLFER

PRAG – Jana Novotna konnte einfach nicht aufhören zu weinen. Ihre bittere Niederlage im Wimbledon-Finale gegen Steffi Graf warf die Tennisspie­lerin im Jahr 1993 derart aus der Bahn, dass sie selbst von der Herzogin von Kent in den Arm genommen und getröstet werden musste. Novotna hatte das prestigetr­ächtige Endspiel fast schon gewonnen, ehe sie die Begegnung noch aus der Hand gab.

Die Bilder ihres Weinkrampf­s machten sie berühmt, fünf Jahre später siegte sie im All England Tennis Club aber doch noch. Am Sonntag starb die Tschechin im Alter von nur 49 Jahren nach einer Krebserkra­nkung im Kreise der Familie in ihrer Heimat.

„Ich habe keine Worte dafür. Jana war eine Freundin und eine tolle Frau“, schrieb Martina Navratilov­a am Montag. Auch wenn Novotna nie die Erfolge ihrer erfolgreic­hen Landsfrau und 18-maligen Grand-Slam-Siegerin Navratilov­a erreichte, traf der tragische Verlust nicht nur ihr Heimatland. „Ich bin tief schockiert, ich werde dich vermissen“, twitterte ihre frühere Kollegin Barbara Rittner und nannte Novotna „eine wundervoll­e Person, ein Vorbild“. Boris Becker schrieb: „Es ist so traurig, von ihrem Tod zu hören. Sie war ein Champion der Herzen.“

Novotna gewann in den 14 Eine der Besten ihrer Zeit: Jana Novotna

Jahren ihrer Profi-Karriere 24 Titel im Einzel und 76 im Doppel. Sie war in der Weltrangli­ste die Nummer zwei im Einzel und die Nummer eins im Doppel. Im WimbledonE­ndspiel 1993 gegen Graf hatte Novotna bei eigenem Aufschlag schon mit 6:7, 6:1 und 4:1 geführt – und verlor den entscheide­nden Satz nach einem unerklärli­chen Leistungse­inbruch doch noch mit 4:6. 1998 holte sie gegen die Französin Nathalie Tauziat ihren einzigen Grand-SlamTitel.

„Tennis gibt mir alles und erfüllt mich auch nach all den Jahren“, hatte Novotna noch vor zwei Jahren in London am Ort ihres größten Triumphes gesagt. Außerdem hatte sie zwei Silber- und eine Bronzemeda­ille bei Olympische­n Spielen gewonnen, mit Tschechien holte sie 1988 den Sieg im Fed Cup. „Jana war auf dem Platz und außerhalb des Platzes eine Inspiratio­n für alle, die die Chance hatten, sie kennenzule­rnen“, sagte WTAChef Steve Simon.

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DPA-BILD: CAULKIN

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