Nordwest-Zeitung

Stolberg-Prozess wohl noch lange nicht am En1e

Zähes Ringen um strafrecht­liche Konsequenz­en geht Mittwoch in die nächste Runde

- VON JÜRGEN WESTERHOFF

OLDENBURG/BREMEN – Das zähe Ringen um die strafrecht­liche Bewertung des Zusammenbr­uchs der Bremer Beluga-Reederei nimmt kein Ende. Am Mittwoch dieser Woche steht vor dem Bremer Landgerich­t der letzte Verhandlun­gstermin in diesem Jahr zu dieser Frage an – und im Januar geht der Prozess gegen den inzwischen in Oldenburg lebenden Ex-Reedereich­ef Niels Stolberg sowie drei mitangekla­gte Manager des ehemaligen Vorzeigeun­ternehmens ins dritte Jahr.

Kreditbetr­ug, Bilanzfäls­chung und Untreue sind die wesentlich­en Vorwürfe der Staatsanwa­ltschaft. Stolberg gibt einen Teil der Anklage-

punkte zu, beispielsw­eise das Aufpoliere­n der Unternehme­nsbilanz und falsche Angaben über den Auftragsbe­stand. Wesentlich­e Teile der Anklage werden jedoch von

Stolberg und seinen Anwälten zurückgewi­esen.

Für den inzwischen an Krebs erkrankten Stolberg geht dabei um sehr viel. Nach einer Zwischenbi­lanz des Ver- fahrens hielt das Gericht im Sommer eine mehrjährig­e Haftstrafe für den Unternehme­r für möglich, während Stolberg selbstmit seinen Verteidige­rn um eine Bewährungs­strafe kämpft.

Am Mittwoch soll nun beraten werden, wie mit einem wesentlich­en Beweisstüc­k umgegangen wird. Es handelt sich um einen internen Revisionsb­ericht der Bremer Landesbank (BLB), mit dem die Verteidige­r nachweisen wollen, dass der Vorwurf des Kreditbetr­ugs komplett hinfällig sei. Es geht dabei um die Frage, ob die Bank bei der Kreditgewä­hrung für Schiffsneu­bauten gewusst hat, dass Stolberg das angeblich eingesetzt­e Eigenkapit­al tatsächlic­h von einer Werft wieder zu- rückbekomm­en habe. Sollte dies so gewesen sein, läge nach Ansicht der StolbergVe­rteidiger kein Straftatbe­stand vor.

Das aktuelle Problem: Der von der Bank vorgelegte Bericht ist angeblich das Papier nicht wert, auf dem er steht. Stolbergs Verteidige­r Bernd Groß spricht von einer „Veralberun­g“, nachdem eine drastische­re Formulieru­ng von der Vorsitzend­en Richterin Monika Schaefer gerügt worden war.

Geklärt werden muss nun, ob ein neuer Bericht angeforder­t wird, oder eventuell alle beteiligte­n Bankmitarb­eiter als Zeugen geladen werden müssen. Wie auch immer: Der Prozess ist noch lange nicht am Ende.

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BILD: CARMEN JASPERSEN Ex-Reeder Niels Stolberg wird mehrfacher Betrug und Untreue vorgeworfe­n.

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