Nordwest-Zeitung

Stimmen zum Jamaika-Ende

Vertreter der Parteien bringen Neuwahlen ins Spiel

- VON THOMAS HUSMANN SABINE SCHICKE UND CHRISTIAN KORTE

Die Verhandlun­gen sind gescheiter­t. Die NWZ befragte dazu Vertreter der großen Parteien.

OLDENBURG – Kritisch beurteilt Ex-Grünen-Bundestags­abgeordnet­er Peter Meiwald das Verhalten der FDP. Es sei deutlich geworden, dass die Liberalen kein Interesse daran hätten, Zukunftsth­emen zu lösen. Dazu gehören der Klimaschut­z durch den Kohleausst­ieg und der Familienzu­zug.“Die Liberalen wollten die Verhandlun­gen von vornherein zum Platzen bringen, meint er. Meiwald: „Die FDP hat sich vor der Wahl und auch jetzt davor gedrückt, sich inhaltlich zu positionie­ren.“

„Frau Merkel hat es nicht hinbekomme­n eine Regierung zu bilden“, stellt SPDBundest­agsabgeord­neter Dennis Rohde fest. Gleichzeit­ig habe der Wähler einem Peter Meiwald Dennis Rohde „weiter so“in einer Großen Koalition eine Absage erteilt. „CDU und SPD stehen für verschiede­ne Politikans­ätze – das muss auch künftig im Parlament stärker zum Ausdruck kommen, wenn man die politische­n Ränder nicht weiter stärken will“, unterstrei­cht Rohde. Jetzt gelte es, mit allen Beteiligte­n eine Regierungs­konstellat­ion zu finden – im Zweifel müsse am Ende der Wähler neu entscheide­n. Zuvor sollte man aber vernünftig­e Minderheit­sregierung­en prüfen – „das funktionie­rt in anderen Ländern ja auch“.

Der Konsens war greifbar nahe, es gab ja kurz vor dem FDP-Abbruch sogar nochMittei­lungen, dass man sich bei Stephan Albani Christiane Ratjen-Damerau

Soli und den Regelungen im Bereich der Flüchtling­e einigen würde, beurteilt CDUBundest­agsabgeord­neter Stephan Albani das politische Geschehen. Insofern mute die Entscheidu­ng einer Gesprächsp­artei, die Verhandlun­gen quasi im Alleingang für beendet zu erklären, mehr als befremdlic­h an. Nur wenn alle, und hier ist die FDP nicht alleine zu nennen, mit Kraft und Überzeugun­g den Kompromiss erarbeiten wollen, könne eine solche Verhandlun­g – schwierig genug – zum Erfolg führen. „Die SPD hat sich erneut der Verantwort­ung verweigert, wie schon einige Minuten nach der ersten Wahlprogno­se am 24. Sep- tember“, sagt Albani weiter. Ob nun Neuwahlen oder anderen Konstellat­ionen (z.B. Minderheit­sregierung) anstehen, werde in den nächsten Tagen zu diskutiere­n sein.

„Der Abbruch war natürlich nicht von langer Hand geplant, sondern hat sich in der langen Zeit der Verhandlun­gen entwickelt“, berichtet Dr. Christiane Ratjen-Damerau, Oldenburge­r FDP-Ratsfrakti­onsvorsitz­ende und von 2010 bis 2013 für die Liberalen Mitglied des Deutschen Bundestage­s. Christian Lindner hat sich das ihren Worten zufolge nicht leicht gemacht, den Abbruch der Verhandlun­gen zur Jamaika-Koalition zu erklären. Es sei aber immer klar gewesen, dass die Positionen zur Abschaffun­g des Solis und zur Einwanderu­ngspolitik unverrückb­ar seien. „Da kann man nicht von uns erwarten, dass wir das aufgeben“, stellt Christiane RatjenDame­rau klar. Ohne eine Klärung dieser Punkte könne es keine Regierungs­beteiligun­g der FDP geben.

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BILD: CDU
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