Nordwest-Zeitung

Großer Erfolg mit kleinem Tisch

Janis Raphael Kappel fährt zum Bundeswett­bewerb der Tischler

- VON CHRISTIAN KORTE

Im Ammerland hatte der 21-Jährige mit seinem Gesellenst­ück schon gewonnen. Auch auf Landeseben­e setzte er sich durch.

BAD ZWISCHENAH­N/EKERN – Aui dMn MdstMn Blick ist es nur ein Tisch. Ein ziemlich schöner Tisch zugegeben, aus französisc­hem Nussbaum, kombiniert mit einer Ablage aus Edelstahl, unten zwischen den Tischbeine­n. Aber nur mit einem kleinen Tisch als Gesellenst­ück wird man nicht Landessieg­er im Wettbewerb mit 39 weiteren Tischlern aus allen niedersäch­sischen Innungen. Also muss Janis Raphael Kappel wohl noch einige Überraschu­ngen versteckt haben. Hat er auch, und er zeigt sie gerne. „Als Gesellenst­ück will man ja etwas cooles bauen“, sagt er. Gleichzeit­ig sollte es aber auch zurückhalt­end sein – und irgendwann natürlich auch einen praktische­n Nutzen haben. Die „Coolness“musste also im Detail stecken. Deshalb hat der 21-Jährige, der seine Ausbildung in der Tischlerei von Hergen Garrelts in Ekern absolviert hat, einige Besonderhe­iten in seinen kleinen Koch- und Arbeitstis­ch eingebaut – der kann, wenn es drauf ankommt, ganz groß werden. Eine Schublade beherbergt zunächst zwei Schneidebr­etter. Darunter befindet sich auf der einen Seite ein Messerbloc­k mit Boden aus Linoleum. Auf der anderen Seite ist Platz für weitere Küchenuten­silien.

Links und rechts aus der Tischplatt­e kann man zwei Einschübe aus Edelstahl herauszieh­en. „Da kann man entweder ein feuchtes Küchenhand­tuch dran aufhän- Auf zum Bundeswett­bewerb: Janis Raphael Kappel (rechts) ist Landessieg­er der Tischler-Innung. Lehrmeiste­r Hergen Garrelts (links) ist ziemlich stolz auf seinen Schüler.

gen, oder man zieht aus der unteren Ablage noch zwei weitere Bretter heraus und

legt sie auf die Einschübe“, sagt Janis. So wird die Arbeitsflä­che mal eben verdoppelt,

wenn Freunde zum Kochen vorbeikomm­en.

Bis Janis mit Freunden in seiner Wohnung kochen kann, dauert es aber noch ein bisschen. Erst hat er mit seinem Tisch im Ammerland den Wettbewerb „Die gute Form“gewonnen, dann im August auch noch den Landeswett­bewerb. Und das bedeutet, bis zum März 2018 darf der Tisch keine Gebrauchss­puren bekommen. Dann nimmt Janis auf der Internatio­nalen Handwerksm­esse in München am Bundesents­cheid teil. „Ganz viele hochwertig­e Stücke“, habe man beim Landeswett­bewerb in Hannover gesehen, sagt Garrelts. „Aber man sieht auch, dass an vielen Stellen noch einen Tick weiter gedacht werden könnte.“Das sei Janis gelungen.

Der hat sich nach dem Abschluss seiner Ausbildung erstmal eine Auszeit genommen und freut sich auf den Bundeswett­bewerb. Dann steht auch noch eine längere Fahrradtou­r an. Mit Holz will er weiter arbeiten – eventuell aber auch noch mehr im künstleris­chen als im praktische­n Bereich. Und vielleicht, so sagt der 21-jährige ehemalige Waldorfsch­üler, werde es ihn auch wieder an eine Waldorfsch­ule ziehen – diesmal als Werk-Lehrer.

Zum letzten Mal in Janis’ alte Ausbildung­swerkstatt zu sehen war das Gesellenst­ück übrigens bei der Ausstellun­g Design vom Dorf. Und für die hatte Hergen Garrelts zum 25. Geburtstag seiner Tischlerei noch etwas Besonderes vorbereite­t: Seine aktuellen Azubis bauten 380 Salzstreue­r, von denen sich jeder Besucher einen mitnehmen konnte. Garrelts bat dafür um eine Spende. 606 Euro kamen zusammen, Garrelts rundete auf 750 Euro auf und spendete sie an den Naturschut­zverband BUND, der sie nutzen wird, um Obstbaumwi­esen im Ammerland anzulegen.

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BILD: KORTE

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