Großer Erfolg mit kleinem Tisch
Janis Raphael Kappel fährt zum Bundeswettbewerb der Tischler
Im Ammerland hatte der 21-Jährige mit seinem Gesellenstück schon gewonnen. Auch auf Landesebene setzte er sich durch.
BAD ZWISCHENAHN/EKERN – Aui dMn MdstMn Blick ist es nur ein Tisch. Ein ziemlich schöner Tisch zugegeben, aus französischem Nussbaum, kombiniert mit einer Ablage aus Edelstahl, unten zwischen den Tischbeinen. Aber nur mit einem kleinen Tisch als Gesellenstück wird man nicht Landessieger im Wettbewerb mit 39 weiteren Tischlern aus allen niedersächsischen Innungen. Also muss Janis Raphael Kappel wohl noch einige Überraschungen versteckt haben. Hat er auch, und er zeigt sie gerne. „Als Gesellenstück will man ja etwas cooles bauen“, sagt er. Gleichzeitig sollte es aber auch zurückhaltend sein – und irgendwann natürlich auch einen praktischen Nutzen haben. Die „Coolness“musste also im Detail stecken. Deshalb hat der 21-Jährige, der seine Ausbildung in der Tischlerei von Hergen Garrelts in Ekern absolviert hat, einige Besonderheiten in seinen kleinen Koch- und Arbeitstisch eingebaut – der kann, wenn es drauf ankommt, ganz groß werden. Eine Schublade beherbergt zunächst zwei Schneidebretter. Darunter befindet sich auf der einen Seite ein Messerblock mit Boden aus Linoleum. Auf der anderen Seite ist Platz für weitere Küchenutensilien.
Links und rechts aus der Tischplatte kann man zwei Einschübe aus Edelstahl herausziehen. „Da kann man entweder ein feuchtes Küchenhandtuch dran aufhän- Auf zum Bundeswettbewerb: Janis Raphael Kappel (rechts) ist Landessieger der Tischler-Innung. Lehrmeister Hergen Garrelts (links) ist ziemlich stolz auf seinen Schüler.
gen, oder man zieht aus der unteren Ablage noch zwei weitere Bretter heraus und
legt sie auf die Einschübe“, sagt Janis. So wird die Arbeitsfläche mal eben verdoppelt,
wenn Freunde zum Kochen vorbeikommen.
Bis Janis mit Freunden in seiner Wohnung kochen kann, dauert es aber noch ein bisschen. Erst hat er mit seinem Tisch im Ammerland den Wettbewerb „Die gute Form“gewonnen, dann im August auch noch den Landeswettbewerb. Und das bedeutet, bis zum März 2018 darf der Tisch keine Gebrauchsspuren bekommen. Dann nimmt Janis auf der Internationalen Handwerksmesse in München am Bundesentscheid teil. „Ganz viele hochwertige Stücke“, habe man beim Landeswettbewerb in Hannover gesehen, sagt Garrelts. „Aber man sieht auch, dass an vielen Stellen noch einen Tick weiter gedacht werden könnte.“Das sei Janis gelungen.
Der hat sich nach dem Abschluss seiner Ausbildung erstmal eine Auszeit genommen und freut sich auf den Bundeswettbewerb. Dann steht auch noch eine längere Fahrradtour an. Mit Holz will er weiter arbeiten – eventuell aber auch noch mehr im künstlerischen als im praktischen Bereich. Und vielleicht, so sagt der 21-jährige ehemalige Waldorfschüler, werde es ihn auch wieder an eine Waldorfschule ziehen – diesmal als Werk-Lehrer.
Zum letzten Mal in Janis’ alte Ausbildungswerkstatt zu sehen war das Gesellenstück übrigens bei der Ausstellung Design vom Dorf. Und für die hatte Hergen Garrelts zum 25. Geburtstag seiner Tischlerei noch etwas Besonderes vorbereitet: Seine aktuellen Azubis bauten 380 Salzstreuer, von denen sich jeder Besucher einen mitnehmen konnte. Garrelts bat dafür um eine Spende. 606 Euro kamen zusammen, Garrelts rundete auf 750 Euro auf und spendete sie an den Naturschutzverband BUND, der sie nutzen wird, um Obstbaumwiesen im Ammerland anzulegen.