Nordwest-Zeitung

Der Unterschie­d-Spieler

Warum Max Kruse für Werder unersetzli/h ist

- VON LARS BLANCKE

Lange vermissten die Bremer die Tore des 29Jährigen. Jetzt fühlt si/h Kruse wieder fit 3 und ma/ht Werder besser.

BERLRI 3 EinMJ pMeitenrei­ter schaute ziemlich bedröppelt drein. Durchnässt vom Bremer Dauerregen und durchgesch­üttelt von Werders Sturmlauf suchte der Trainer des Fußball-Bundesligi­sten Hannover 96 am späten Sonntagabe­nd nach Erklärunge­n für die heftige 0:4-Klatsche – und nannte dabei immer wieder einen Namen. „Max Kruse ist der Bremer Unterschie­dSpieler, das haben wir gewusst, aber nicht verhindert. Er hat sich immer in den Zwischenrä­umen bewegt, wo wir ihn nicht packen konnten.“

Das Lob des gegnerisch­en Trainers war nur eine von vielen Huldigunge­n, die Kruse nach seinem lupenreine­n Hattrick zwischen der 55. und 78. Minute erfuhr. „Er hat vor dem Tor brutale Qualitäten, das haben nicht viele“, sagte Maximilian Eggestein. „Max hat gezeigt, wie wichtig er für uns ist und in den nächsten Wochen hoffentlic­h noch wird“, meinte Fin Bartels.

Die Gala bei Werders erstem Saisonerfo­lg belegte vor allemeins: Mit einem Kruse in Bestform spielt die gesamte Mannschaft auf einem höhe- ren Level. Der 29-Jährige glänzt nicht nur durch seine Kaltschnäu­zigkeit, sondern kann seine Mitspieler auch einsetzen und die Fans mitreißen – und ist damit wohl der einzige Spieler im Bremer Kader mit der Qualität, den Unterschie­d auszumache­n.

Kohfeldt stärkt Kruse

„Jeder sieht, dass er nicht der klassische Stürmertyp ist, der nur mit dem Rücken zum Tor steht“, charakteri­sierte Florian Kohfeldt seinen Hoffnungst­räger. Kruses Leistungse­xplosion ist sicher auch ein Verdienst des neuen Bremer Cheftraine­rs, weil dieser das Spiel hinter die Viererkett­e, in die Tiefe des Raumes, gezielt forciert und im Training wieder und wieder einstudier­t hat. „Es ist ein sehr angenehmes, aber auch forderndes Arbeiten mit ihm, weil Max ein Spieler ist, der viel wissen und erklärt haben möchte“, sagte Kohfeldt.

Unter Vorgänger Alexander Nouri war Kruse zu Saisonbegi­nn aufgrund der defensiven Grundausri­chtung oft zu sehr auf sich allein gestellt. Dann brach sich der Linksfuß am vierten Spieltag im Heimspiel gegen Schalke 04 das Schlüsselb­ein, wurde in den darauffolg­enden vier Partien, in denen Werder nur einen Treffer erzielte, schmerzlic­h vermisst. Als Kruse wieder zurückkam, war bei Werder längst der Wurm drin, der exzentrisc­he Angreifer wirkte zudem unzufriede­n auf dem Platz. Die Beziehung zu Nouri soll angespannt gewesen sein.

Erst mit dem Wechsel zu Kohfeldt blüht er auf. „Wir spielen endlich wieder Fußball“, hatte Kruse bereits nach dem unglücklic­hen 1:2 in Frankfurt gesagt – und wiederholt­e diese Aussage noch einmal nach dem Dreier gegen Hannover. Der Seitenhieb auf Defensiv-Ausrichter Nouri war deutlich hörbar.

Unter Kohfeldt spielt Werder offensiver. Kruse bekommt im Sturmzentr­um alle Freiheiten, lässt sich häufiger ins Mittelfeld fallen, um das Spiel mitzugesta­lten, weicht aber auch immer wieder auf den Flügel aus. Von den Außen kommen die laufstarke­n Bartels und Zlatko Junuzovic, um ihn zu unterstütz­en. Beide passen deswegen so gut zu Kruse, weil dieser die Laufwege seiner Kollegen erkennt und sie auch einfordert – wie vor dem 1:0, als Kruse lange wartete, um im richtigen Moment auf den sprintende­n Bartels durchzuste­cken.

Auch die Zahlen belegen, wie unverzicht­bar Kruse an der Weser ist. Seit seiner Rückkehr im Sommer vergangene­n Jahres hat Kruse in 35 Pflichtspi­elen 19 Tore für Werder erzielt, neun weitere Treffer bereitete er vor. In den zwölf Partien, in denen Kruse einmal oder mehrmals traf, ging seine Elf neunmal als Sieger vomPlatz.

N;ijäger mahnt

Der Dreierpack­er selbst gab sich betont gelassen nach seiner Show. „Wir müssen auf dem Teppich bleiben, wir sind mitten im Abstiegska­mpf“, mahnte Kruse. Es sei schließlic­h nur der erste Sieg, und für diesen habe man sich viel zu lange Zeit gelassen. Er persönlich fühle sich wieder besser auf dem Platz. „Nach der Verletzung habe ich ein paar Spiele gebraucht, um wieder reinzukomm­en“, berichtete Kruse, „aber jetzt bin ich wieder bei 100 Prozent“.

Für Werder sind das exzellente, aber auch unverzicht­bare Nachrichte­n. Denn um aus dem Tabellenke­ller zu kommen, brauchen die Bremer ihren Unterschie­d-Spieler in Bestform.

Die hat vor dem Tor brutale Qualitäten, das haben nicht viele“MAXIMILIAN EGGESTEIN

 ?? DPA-BILD: JASPERSEN ?? Ließ sich vor der Ostkurve im Weserstadi­on feiern: Bremens Max Kruse jubelt über sein Tor zum 3:0.
DPA-BILD: JASPERSEN Ließ sich vor der Ostkurve im Weserstadi­on feiern: Bremens Max Kruse jubelt über sein Tor zum 3:0.

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