Nordwest-Zeitung

Streaming schlägt CD-Sammlung

Musikapps für eigene Dateien kaum noch eine Alternativ­e zu Spotify und Co.

- VON PAULINE SICKMANN

Die Musik ist digitalisi­ert und wird an Rechner oder Smartphone abgespielt – wenn denn überhaupt noch eigene Musik gehört wird. Denn der Trend geht klar zum Musikstrea­ming.

BERLIN/MÜNCHEN – Wer Musik über sein Smartphone hört, spielt kaum noch eigene Musikdatei­en über einen Player ab. Streamingd­ienste wie Spotify, Deezer und Co. dagegen boomen. „Reine MusikApps sind nach meinem Eindruck lange kein Thema mehr“, meint Panagiotis Kolokythas vom Technikmag­azin „PC-Welt“. Viele Nutzer hätten nur noch wenige Musik-Dateien. „Da nutzt man eher die vorinstall­ierte App.“

Audio-Streamingd­ienste scheinen Nutzer mit ihren Funktionen zu überzeugen. Laut des Bundesverb­ands

Musikindus­trie stieg der Umsatz im ersten Halbjahr 2017 im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um 10,3 Prozentpun­kte.

Tückische Klauseln

„Theoretisc­h sind Musikplaye­r-Apps und Streamingd­ienste zwei vollkommen unterschie­dliche Angelegenh­eiten“, meint Gunnar Schwan von der Stiftung Warentest. „Mit der einen spielt man eigene Musik ab, das andere sind kommerziel­le Dienste mit eigenen Playern für Smartphone­s, die unter anderem wegen des Kopierschu­tzes entwickelt wurden.“

„Bei den Streamingd­iensten im Test von 2016 waren das Repertoire, die Hörqualitä­t und die F unktionen meist gut. Lediglich im Datenschut­z und den Allgemeine­n Geschäftsb­edingungen haben manche Dienste schlecht abgeschnit­ten“, sagt Schwan. Deshalb sei die App Juke Testsieger geworden. „Hier gab es mit die wenigsten Klauselver-

stöße in den Allgemeine­n Geschäftsb­edingungen. Deezer und Tidal waren zwar inhaltlich etwas besser, haben sich aber den ersten Platz mit den AGB verdorben.“

Viele Dienste bieten eine kostenlose Probezeit für den Premiumzug­ang an. Dieser kostet anschließe­nd meist rund zehn Euro im Monat – teilweise gebe es aber Angebote etwa für Studierend­e und Familien. Wer den bei einigen Diensten verfügbare­n kostenfrei­en Zugang wählt, muss laut Stiftung Warentest bei Funktionen und Klangquali­tät Abstriche machen. Außerdem spielen die Dienste dann zur Finanzieru­ng Werbung ab.

Tricksen geht nicht

Bei den Streamingd­iensten mietet man nur einen Zugang zu deren Datenbanke­n. Da man die Musik nicht erwirbt, erlischt der Zugriff, wennman seinen Vertrag kündigt. Da helfe es auch nicht, so einTest von „PC-Welt“, dieMusik vorher herunterzu­laden. Denn

das Smartphone müsse spätestens nach einem Monat wieder mit dem Internet verbunden werden, um die Lizenzen zu überprüfen. Tricksen geht also nicht.

Bei Musikplaye­r-Apps dagegen spielt man eigene Dateien ab, für die man die Rechte beispielsw­eise durch den Kauf einer CD oder mp3 erworben hat. Wer nur wenige Lieblingsa­lben immer wieder hören möchte oder seine CDSammlung digitalisi­ert hat, braucht nicht unbedingt Geld für einen Streamingd­ienst auszugeben.

Die kostenpfli­chtige Vollversio­n der App n7Player für iOS und Android ist vergleichb­ar mit vorinstall­ierten Musikplaye­rn und bietet Müller zufolge keine Vorteile. „Die App greift ja nur auf lokal gespeicher­te Dateien zu.“Wer so Musik hört, verschenke bloß Speicherpl­atz. Auch auf Apps wie „Bass Booster“oder „Boom 3D“, die den Sound der abgespielt­en Musik verbessern sollen, könne man verzichten.

 ?? DPA-BILD: CHRISTIN KLOSE ?? In CD-Regalen zu wühlen ist passé: Musik vom Streamingd­ienst kommt einfach übers Smartphone.
DPA-BILD: CHRISTIN KLOSE In CD-Regalen zu wühlen ist passé: Musik vom Streamingd­ienst kommt einfach übers Smartphone.

Newspapers in German

Newspapers from Germany