Nordwest-Zeitung

Was vor 1em Unfall passierte

Weitere Details zum Polizeiein­satz amSonntagm­orgen in Rastede

- VON MARC GESCHONKE

23-Jähriger soll „uneinsicht­ig“gewesen sein. Eine Alkoholisi­erung sei nicht festgestel­lt worden.

OLDENBURG/RASTEDE – Es war ein tragischer Unfallmit tödlichem Ausgang, und noch bevor Beteiligte das Geschehen am Sonntagmor­gen verarbeite­n konnten – hier war ein 23Jähriger nach einem Unfall bei Rastede verstorben –, wurde über die Schuldfrag­e diskutiert. Im Fokus: die Polizei. DAS UNGLÜCK

Ein 23-jähriger Iraner, der in der Nadorster Straße in Oldenburg wohnte, wurde am Sonntag um 7.20 Uhr auf der Oldenburge­r Straße zwischen Wahnbek und Rastede vom Fahrzeug einer 29-jährigen Ammerlände­rin erfasst. Der Mann war zu Fuß auf der Straße unterwegs, wurde von der Fahrerin offenbar übersehen.

Er verstarb wenig später im Ev. Krankenhau­s Oldenburg. WAS ZUVOR GESCHAH

In der Oldenburge­r Innenstadt sei dem Mann am frühen Morgen der Zutritt zu einer Gaststätte verwehrt worden. Gegen 5.50 Uhr suchte der 23-Jährige die City-Wache auf – die Polizisten sollten ihm doch den Besuch ermögliche­n. Auf die Erläuterun­gen der Beamten zum Hausrecht „reagierte er uneinsicht­ig“und begann herumzusch­reien, heißt es. Er wurde „daraufhin aufgeforde­rt, das Gebäude zu verlassen“, so Polizeispr­echer Stephan Klatte. Vor der Wache habe der Mann aber weiter geschrien und gegen die Fenstersch­eiben gehämmert. Ein Platzverwe­is blieb ohne Erfolg, weshalb sich die Beamten entschloss­en, den Mann heimzubrin­gen. DIE ZWISCHENST­ATION

Weil ein naher Wohnhausbr­and für Sperrungen auch an

der Nadorster Straße sorgte, fuhren die Beamten zunächst einen weiten Umweg über die Autobahn, um ihn so daheim absetzen zu können. Wegen eines „dringenden Einsatzes“, so heißt es, habe man ihn aber um 6.30 Uhr auf dem Parkplatz eines Verbrauche­rmarktes am Stubbenweg samt genauer Wegbeschre­ibung entlassen: „Der Mann war zu diesem Zeitpunkt klar orientiert“, so die Behörde.

DAS WARUM

Weshalb der Mann Richtung Rastede und nicht nach Hause lief, ist unbekannt. Er habe „nicht gewusst, wo er ist“– so ein Bekannter des Verunglück­ten, der mit ihm bis zum Unfall in Kontakt gestanden habe. Unklar bleibt ebenso, weshalb er die Fahrbahn nutzte, obwohl sich ebenda ein Gehweg befand. Zeugen hatten gegen 6.50 Uhr einen Mannmitten auf besagter Straße in Wahnbek gemeldet. Eine Streife sei rausgefah- ren und hätte diesen auch angetroffe­n. Bei der Überprüfun­g sei er aber auf demGehweg fortgerann­t, „vermutlich um sich einer weiteren Kontrolle durch die Polizeibea­mten zu entziehen“, so Stephan Klatte. Weil keine Verkehrsge­fährdung mehr erkennbar gewesen sei, der Mann „augenschei­nlich nicht alkoholisi­ert war“, ließ man ihn offenbar ziehen. Das verwundert bei einer so offensicht­lichen wie unerklärli­chen Flucht.

DIE ERMITTLUNG­EN

Der Unfallherg­ang sei aufgearbei­tet worden, so Klatte – und: „Die Kollegen haben richtig gehandelt.“Die Staatsanwa­ltschaft wird jedoch darüber zu entscheide­n haben, ob der Leichnamde­s 23-Jährigen noch obduziert werden muss – um so Verhalten und Folgen erklärbar zu machen. Die „Fahrlässig­e Tötung“kann bei einem Verkehrsun­fall mit Todesfolge durchaus thematisie­rt werden.

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