Nordwest-Zeitung

Fronten verhärtet

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN @ Den Autor erreichen Sie unter forum @infoautor.de

Die Wut wächst. Das Wahlvolk blickt enttäuscht und fassungslo­s nach Berlin. Zwei Monate nach der Bundestags­wahl steht alles scheinbar wieder auf Null, herrscht Stillstand, und es ist nicht abzusehen, wie lange noch. Das parteitakt­ische Manöver der FDP hat das Jamaika-Experiment bereits beendet, bevor es eigentlich losgegange­n war. Die Mehrheit der Deutschen bedauert das. Bewährungs­probe ja, aber keine Staatskris­e – Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble tut gut daran, die Dinge zurechtzur­ücken. Mögen die Sondierung­en auch gescheiter­t sein, es droht jetzt kein Chaos, die Lichter gehen nicht aus. Geht vielleicht doch noch was in Sachen Jamaika? Oder kommt die Große Koalition, und SPD-Chef Martin Schulz muss gehen? Bleiben am Ende doch nur Neuwahlen zu Ostern? Das wäre die schlechtes­te Alternativ­e. Schließlic­h weiß niemand, ob der Koalitions­knoten dann im zweiten Anlauf gelöst würde, oder man nicht wieder vor den gleichen Problemen stehen würde wie jetzt.

Die Sondierung­en nach den Sondierung­en haben längst begonnen. Eine gut gelaunte Kanzlerin Angela Merkel streckt bereits hinter den Kulissen die Fühler aus, und die Union erhöht den Druck auf die Sozialdemo­kraten, sich noch einen Ruck zu geben. In der SPD bewegt sich unterdesse­n etwas. Die Zahl der Genossen, die die Absage an eine GroKo für einen Fehler halten, ist groß und stündlich melden sich mehr öffentlich zu Wort, die zur Umkehr raten. Ob die Wähler die selbstvero­rdnete Opposition­srolle und die Regierungs­verweigeru­ng wirklich honorieren würden, ist mehr als fraglich. Man kann nur hoffen, dass es Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier gelingt, die verhärtete­n Fronten aufzulösen und den Stillstand zu beenden.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany