PLiebe für alle, Hass für keinen“
Wie Muslime versuchen, das Bild ihrer Religion zu verändern
FRAGE: Die Ahmadiyya-/uslim-Gemeinscha0t m1chte in Deutschland 02r einen 0riedlichen 3slam 4erben und tut dies zurzeit in verschiedenen St5dten Deutschlands . 6ie o0t 4urden Sie schon als 7anati#er bezeichnet8 MUMTAZ: Die Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) steht für das Motto „Liebe für Alle, Hass für keinen“und wird als Reformbewegung innerhalb des Islam eingeordnet. Nächstenliebe, Mitgefühl für alle Menschen und Läuterung im spirituellen Sinne durch Gebet stehen im Vordergrund von vernunftorientierten Glaubensgrundsätzen. Die AMJ ist die Gegenbewegung zu den politisch motivierten, fanatischen und extremistischen Lesarten einiger selbsternannter Muslime. FRAGE: 6arum startet die Kampagne in Cloppenburg8 Die Stadt ist nicht gerade 02r eine radi#ale muslimische Szene be#annt8 MUMTAZ: Die Kampagne dient dazu, breit und über alle Gesellschaftsschichten hinweg über den Islam zu informieren. Angesichts der erstarkenden rechts-nationalen Tendenzen in ganz Deutschland, die sich durch die Veränderung des Bundestags deutlich gezeigt haben, können Muslime nicht schweigen über die unhaltbaren Vorurteile und Vorwürfe, die zu populistischen Zwecken verbreitet werden. Diesen Tendenzen treten wir mit unserer Info-Kampagne entgegen und bieten Raum für eine unmittelbare Begegnung mit Muslimen, die in Deutschland leben und Deutschland als ihre Heimat erachten. FRAGE: 6ie reagieren andere muslimische 9ereinigungen au0 3hre Kampagne8 MUMTAZ: Die Reaktionen sind facettenreich und reichen von Bewunderung bis hin zum Ignorieren. Die breite Mehrheit der Muslime in Deutschland ist sich darüber im Klaren, dass unser offenes Gesprächs- und Informationsangebot angesichts der politischen Situation notwendig geworden ist. FRAGE: Selbst 4enn Sie deutlich machen, dass Sie 02r <eimatliebe und =oyalit5t zum deutschen Staat stehen – 4elchen Ein0luss #1nnen Sie als A/: au0 radi#ale islamische Gruppen 2berhaupt nehmen8 MUMTAZ: Die Botschaft der bedingungslosen Nächstenliebe zu allen Menschen, Heimatliebe zu einem Land, unter dessen schützendem Schirm man sich sogar religiös entfalten kann, und Loyalität und Gesetzestreue sind grundsätzliche Glaubenssätze der Lehre des Propheten Muhammad und Pflicht für alle Muslime. Wir informieren breit darüber, damit Menschen sich nicht von Rattenfängern und geistigen Brandstiftern in ihrer Meinung über den Islam leiten lassen. Die Gründung der AMJ vor 128 Jahren in Indien erfolgte auf Geheiß Gottes und unter der Prämisse, dass die muslimischen Gelehrten den Kern des Glaubens durch politische und wirtschaftliche Interessen manipuliert haben. Daher
verstehen wir uns als Gegenbewegung zu allen radikalen Ansichten innerhalb des Islam. FRAGE: 6arum glauben sie, 02r die /ehrheit der /oslems in Deutschland sprechen zu #1nnen, ob4ohl die Ahmadiyya nur eine #leine /inderheit darstellt8 MUMTAZ: Als einzige in Deutschland anerkannte islamische Glaubensgemeinschaft mit Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts (Hamburg, Hessen) sehen wir uns organisatorisch und inhaltlich in der Pflicht, für die Muslime in Deutschland zu sprechen. Für alle Muslime gelten im Grunde die gleichen Glaubensansätze, so dass die faktischen Glaubensunterschiede innerhalb fast aller Muslime marginal sind; innerhalb des sunnitischen Spektrums sind die Unterschiede noch mal deutlich geringer, so dass alle Muslime die Botschaft anerkennen. FRAGE: 6ie gehen Sie im innerislamischen Dialog damit um, dass die 4esentlichen Str1mungen des 3slam die Ahmaddiyya als h5retisch betrachten und sogar ein Zugangsverbot 02r /e##a besteht8 MUMTAZ: Die AMJ steht für jeden innerislamischen und religionsübergreifenden Dialog zur Verfügung. In Ländern wie Saudi-Arabien, Pakistan, Bangladesch, Indonesien und sogar Bulgarien besteht eine staatlich verordnete Diskriminierung und gesetzlich-legitimierte Benachteiligung von Ahmadi-Muslimen. Die AMJ bringt überall dort, wo Religionsfreiheit herrscht, die prekäre Situation und die Diskriminierung zur Sprache. Ahmadi-Muslime sind aufgrund der Gefährdungslage dazu gezwungen, den Besuch der heiligen Pilgerstätten in Mekka und Medina zu meiden. FRAGE: 6arum 4aren bei 3hrem :ugendtre00en An0ang ;#tober #eine 7rauen zugelassen8 6arum besteht 3hre ;rganisation au0 derartige Geschlechtertrennungen8 MUMTAZ: Zur Jahresversammlung der Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland in Karlsruhe versammelten sich ungefähr 40 000 Frauen und Männer. Das Jahrestreffen der Frauen fand am 14. Juli statt. Es nahmen mehrere Tausend Frauen und Mädchen teil. Daran erkennen Sie, wie einfach es ist, Vorverurteilungen implizit ins Gespräch zu bringen oder gar medial zu verbreiten. Es ist offensichtlich, dass am Jahrestreffen der jungen Männer (bis 40 Jahren) auch nur Männer teilnehmen. Die Geschlechtertrennung ist Teil des islamischen Moralkodex für religiöse Programme. Das Gebet findet getrennt statt, um während der körperbetonten Haltung, u.a. während der Niederwerfung mit Stirn auf dem Boden, keine ungewöhnlichen Blicke aufeinander zu laden und abzulenken. Derartige Großveranstaltungen mit der jeweiligen Haupthalle, die als Ersatzmoschee dient, sind mit mehreren Gebeten und Zeremonien pro Tag geknüpft, die eine Geschlechtertrennung erfordern.