Hartes Ringen um zusätzlichen Feiertag
Arbeitnehmer im Süden haben vier Tage mehr frei – Niedersachsen will nachziehen
In der Diskussion ist der Reformationstag am 31. Oktober. Auch der Bußund Bettag im November könnte es werden.
HANNOVER/BREMEN – Hie evangelische und katholische Kirche sowie Spitzenpolitiker sind dafür, die Wirtschaft dagegen: Hamburg, SchleswigHolstein, Bremen und Niedersachsen sollen einen zusätzlichen Feiertag bekommen. Die Große Koalition in Niedersachsen hat den Feiertag sogar in den Koalitionsvertrag aufgenommen. Es könnte der Reformationstag am 31. Oktober werden oder der Buß- und Bettag im November.
Im Süden öfter frei
Das Reformationsjubiläum in diesem Jahr mit dem 31. Oktober als einmalig bundesweiten Feiertag hatte die Diskussion um die Feiertage losgetreten – auch mit Blick auf die süddeutschen Bundesländer, wo die Menschen öfter frei haben. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und sein Kieler Amtskollege Daniel Günther (CDU) sind offen für einen ständigen Reformationsfeiertag. Sinnvoll sei eine gemeinsame norddeutsche Lösung, sagt Günther. Niedersachsens designierter Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) kündigte an, zunächst die Belastung und die Kosten
für die Wirtschaft prüfen zu wollen. „Da werden wir dann sehr genau abwägen, was machbar und möglich ist.“
In Niedersachsen hat die katholische Kirche schon vor längerer Zeit gemeinsam mit den evangelischen Kirchen einen vergeblichen Versuch unternommen, den Buß- und Bettag wieder einzuführen. „Das ist uns leider nicht gelungen“, bedauert der Leiter des Katholischen Büros in Hannover, Felix Bernard, gegenüber dieser Zeitung. Dabei könne der Buß- und Bettag „gut als Tag des interreli-
giösen Dialogs und Zusammenwirkens der Religionen gefeiert werden. Buße und Beten als Neuorientierung des Menschen gibt es in allen Religionen“, betont der Theologe.
In evangelischen und jüdischen Kreisen gibt es Bedenken gegen den Reformationstag als Feiertag – mit Blick auf judenfeindliche Äußerungen Martin Luthers. Und für Hamburgs Erzbischof Stefan Heße markiert dieser Tag die Spaltung der Kirchen.
Die Unternehmerverbände in Niedersachsen und Bremen
wehren sich gegen die Einführung eines weiteren Feiertags. „Das diffuse Gefühl einer angeblichen Ungerechtigkeit im Vergleich zu süddeutschen Bundesländern kann eine Auseinandersetzung mit den Fakten, etwa den erheblichen Kosten, nicht ersetzen “, teilten die Arbeitgeber vertreterin Bremen mit. Der niedersächsische Unternehmer verband bezifferte die Kosten allein für Niedersachsen auf eine Milliarden Euro.
Dieses Argument lässt der Deutsche Gewerkschaftsbund Nord nicht gelten .„ Die Er fah-
rungen im Süden der Republik zeigen, dass man sogar mit 13 gesetzlichen Feiertagen hochproduktiv sein kann“, sagte der Vorsitzende Uwe Polkaehn. „Freie Tage sind ein Produktivitätstreiber, in der verdichteten Arbeitswelt muss es auch immer wieder Pausen und Tage des Innehaltens geben“, so Polkaehn.
In der Hamburger Bürgerschaft stimmte der Verfassungsausschuss parteiübergreifend für einen zusätzlichen Feiertag – welcher es werden soll, da gehen die Meinungen auseinander.