Nordwest-Zeitung

Koalition besiegelt Vertrag

Feierliche­r Akt – Grünen-Chefin hört auf

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

HANNOVER – Der Mantel der Geschichte weht in dieser Minute ein wenig durch den nüchternen Saal im Leistungsz­entrum des Landesspor­tbundes am Maschsee. „Wir haben eine gemeinsame Mission: Niedersach­sen wetterfest zu machen für die nächsten Jahrzehnte“, bemüht Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) historisch­e Dimensione­n. „Wir wollen eine neue Geschichte für Niedersach­sen schreiben“, ergänzt der designiert­e Vize-Ministerpr­äsident und neue Koalitions­partner, CDU-Landeschef Bernd Althusmann. Alle Verhandler von SPD und CDU, die das 138-SeitenWerk innerhalb von zwei Wochen ausgearbei­tet haben, setzen ihre Unterschri­ft unter die Original-Urkunden. Die Exemplare wandern auf dem langen Tisch hin und her. Die Große Koalition ist um genau 13.11 Uhr an diesem Dienstag Wirklichke­it.

Dunkle Anzüge und Kostüme werden am heutigen Mittwoch den Landtag dominieren. Die Wiederwahl Weils zum Regierungs­chef ist angesichts von 105 Stimmen der Großen Koalition keine Frage. Spannend wird, wie die anderen Abgeordnet­en der Opposition abstimmen. Die Grünen wollen diesmal dem bisherigen Koalitions­partner die Rote Karte zeigen und mit Nein votieren.

Die feierliche Vereidigun­g des Kabinetts gehört zum

zweiten Teil. Dort herrscht in den zweiten Reihen bei Staatssekr­etären und Vertrauten der Ministerri­ege aus je fünf SPD- und fünf CDU-Mitglieder­n noch eifriges Treiben hinter den Kulissen. Sicher scheint nach Informatio­nen dieser Zeitung, dass Wissenscha­ftsministe­r Björn Thümler (CDU) Sabine Johannsen, Vorstand der NBank und Mitglied des Hochschulr­ats der Jade-Hochschule, ins Haus holt. Aus Oldenburg könnte der Richter am Oberlandes­gericht, Stefan von der Beck, als Staatssekr­etär ins Justizress­ort wechseln.

Die Grünen stehen vor einem Umbruch. Parteichef­in Meta Janssen-Kucz (Leer) will unmittelba­r nach der vorgesehen­en Wahl zur stellvertr­etenden Landtagspr­äsidentin ihr Amt bei der Öko-Partei

niederlege­n. „Das ist absolut klar“, bestätigte Janssen-Kucz im Gespräch mit dieser Zeitung. Das Amt im Präsidium des Landtags mit einem strikten Neutralitä­tsgebot „verträgt sich nicht mit dem Vorsitz bei einer Partei“, betont die Ostfriesin. Die langjährig­e Parlamenta­rierin will jedoch ihre Aufgabe als gesundheit­spolitisch­e Sprecherin der Grünen-Fraktion behalten.

Der notwendige Wechsel an der Grünen-Spitze werde reibungslo­s klappen, ist Janssen-Kucz überzeugt. „Ich mache eine ordentlich­e Übergabe“, versichert die Leeranerin. Die Neuwahl dürfte damit auf dem kommenden Parteitag Anfang März in Oldenburg stattfinde­n. Noch gibt es keine Bewerbunge­n für die Nachfolge. Da aber künftig die Region Weser-Ems schwach vertreten wäre, fällt natürlich der Name des Ex-Bundestags­abgeordnet­en Peter Meiwald aus dem Ammerland.

„Wir wollen eine neue Geschichte für Niedersach­sen schreiben“BERND ALTHUSMANN

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DPA-BILD: STRATENSCH­ULTE SPD-Landeschef Stephan Weil (links) und CDU-Landeschef Bernd Althusmann unterschre­iben den Koalitions­vertrag für Niedersach­sen.

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