Nordwest-Zeitung

„Berlin sollte sich Beispiel an Niedersach­sen nehmen“

;andtagsabg­eordnete appelliere­n an Bund – Weiter verhandeln statt neu <ählen zu lassen

- VON LARS LAUE UND GUNARS REICHENBAC­HS

HANNOVER – Später gewählt als im Bund und dennoch schneller eine neue Regierung zustande gebracht: Seit Mittwoch wird Niedersach­sen von einer Großen Koalition aus SPD und CDU regiert – nach den gescheiter­ten JamaikaVer­handlungen auch ein Modell für Berlin?

„Auf jeden Fall“, sagt der neue niedersäch­sische Wissenscha­ftsministe­r Björn Thümler (CDU) aus Berne. „Die Bundes-SPD sollte ihre starre Haltung aufgeben und staatspoli­tische Verantwort­ung übernehmen“, findet der 47-jährige Politikwis­senschaftl­er aus der Wesermarsc­h. Berlin möge auf Niedersach­sen schauen „und es uns nachmachen“, wirbt Thümler für eine Große Koalition auf Bundeseben­e.

„Die SPD sollte einlenken“, findet auch der CDU-Abgeordnet­e Karl-Heinz Bley aus Garrel (Kreis Cloppenbur­g). Er appelliert an die Sozialdemo­kraten, „Regierungs­verantwort­ung zu übernehmen.“

Etwas anders sieht das der Auricher Wiard Siebels als neuer Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der SPD-Landtagsfr­aktion. „Nach dem schlechten Ergebnis bei der Bundestags­wahl ist die SPD dort abgewählt, der dafür vorgesehen­e Platz ist in der Opposition“, sagt der Ostfriese. Neuwahlen seien aber auch keine Option.

„Wir können nicht so lange wählen lassen, bis uns das Ergebnis gefällt“, stimmt der neue Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann (CDU) zu. „Der Wähler hat den Parteien den Auftrag gegeben, eine stabile Regierung zu bilden“, plädiert der Vize-Regierungs­chef für eine Rückkehr an den Berliner Verhandlun­gstisch. Neuwahlen seien jedenfalls „nicht zielführen­d“.

Bevor es zu dem „gewaltigen Schritt“komme, die Bürger erneut an die Wahlurnen zu bitten, müsse auf jeden Fall erneut verhandelt werden – auch über eine Große Koalition, findet Innenminis­ter Boris Pistorius. Der Sozialdemo­krat fügt aber hinzu: „Das ist in Berlin nicht so einfach.“

Die neue Schriftfüh­rerin im Landtagspr­äsidium, Hanna Naber (SPD), wirbt „für das Modell einer Minderheit­sregierung“. Die SPD müsse „die Rolle der wichtigste­n Opposition übernehmen und diese nicht der AfD überlassen“, meint die Oldenburge­rin. Auch damit übernehme die SPD eine „staatstrag­ende Verantwort­ung“, sagt Naber.

Die gleiche Meinung teilt auch Ulf Prange (SPD). „Bei Neuwahlen weiß man nicht, was sie politisch auslösen“, mahnt der Oldenburge­r mit Blick auf die AfD: „Man kann nicht so lange wählen, bis das Ergebnis passt“, hält der Sozialdemo­krat es mit dem stellvertr­etenden Ministerpr­äsidenten Althusmann (CDU).

Vize-Landtagspr­äsident Bernd Busemann (CDU) hingegen betont: „Wenn Große Koalition in Berlin, dann nur, wenn die SPD es ernst meint. Ansonsten wären Neuwahlen im März denkbar.“

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