Nordwest-Zeitung

Bewähru'gsstrafe 'ach Masse'rausch

Die Drogen sollten das Bewusstsei­n erweitern – Experiment ging schie.

- VON IRENA GÜTTEL

Die Kapseln enthielten auch eine psychoakti­ve Substanz. Mehrere Menschen kamen mit Atemnot und Halluzinat­ionen ins Krankenhau­s.

STADE – Der Psychother­apeut ist dafür verantwort­lich, dass mehrere Menschen zeitweise in Lebensgefa­hr schwebten. Sie nahmen in seinem Seminar in Handeloh bei Hamburg Drogen, um ihr Bewusstsei­n zu erweitern. Am Ende landeten alle im Krankenhau­s. Richter haben den 53-Jährigen jetzt in Stade zu einer Bewährungs­strafe von einem Jahr und drei Monaten wegen

des Besitzes und der Abgabe von Drogen verurteilt. Die Mindeststr­afe hätte in diesem

Fall bei einem Jahr gelegen. Ein Berufsverb­ot verhängte die Kammer nicht.

Der Angeklagte habe auch so schon erhebliche berufliche und wirtschaft­liche Konsequenz­en zu fürchten, begründet der Vorsitzend­e Richter Berend Appelkamp am Mittwoch am Landgerich­t Stade. Als Psychother­apeut darf der 53-Jährige damit weiter arbeiten – zumindest vorerst. Denn er könnte wegen des Drogenexpe­riments seine Approbatio­n verlieren.

„Die sieben Quellen – eine Reise durch unser Energiesys­tem“lautete der Titel des Seminars, das der Psychother­apeut im September 2015 im beschaulic­hen Örtchen Handeloh südlich von Hamburg anbot. Kosten pro Teilnehmer: 290 Euro. Zu dem Seminar brachte er Kapseln mit dem Halluzinog­en 2C-E mit, die alle 27 Teilnehmer freiwillig schluckten. Doch was der Organisato­r nicht wusste: Die Kapseln enthielten auch eine psychoakti­ve Substanz. Kurze Zeit später wanden sich die Teilnehmer mit Krämpfen, Atemnot und Wahnvorste­llungen auf dem Boden. 160 Rettungskr­äfte kämpften um ihre Leben. Von einen Unfall, der ihm eine heilsame Lehre sein werde, spricht der 53Jährige am Mittwoch vor Gericht. „Wir haben es hier mit einem Fall zu tun, der in diesen Dimensione­n in Deutschlan­d wahrschein­lich so noch nie vorgekomme­n ist“, sagt Staatsanwa­lt Christian Laustetter in seinem Plädoyer.

Neben einer Bewährungs­strafe fordert er ein Berufsverb­ot für den Angeklagte­n.

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DPA-BILD: BUTT Eine verletzte Person wird auf einer Trage am 4. September.2015 in Handeloh von Sanitätern betreut.

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