Oldenburg digital vorn
Wissenschaftsminister Thümler plant Kompetenzzentrum in Oldenburg
Es gehöre zum „Masterplan“. Die Landesregierung steckt eine Milliarde Euro in den Bereich.
HANNOVER/OLDENBURG – Der Nordwesten stellt die Weichen für die digitale Zukunft Niedersachsens: Die neue rotschwarze Landesregierung weist den Forschern im Oldenburger Informatik-Institut Offis eine zentrale Aufgabe zu. „Gemeinsam mit dem Forschungsinstitut L3S in Hannover soll das Offis in Oldenburg zu einem landesweit agierenden Kompetenzzentrum für Digitalisierung ausgebaut werden“, kündigte der neue Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) im Interview mit der Ð an. Offis Wissenschaftsminister Björn Thümler
sei ein wichtiger Teil des „Masterplans“der Landesregierung „mit einer Milliarde Euro Landesmitteln, die bis 2022 investiert werden“, betont der CDU-Politiker aus Berne.
Die Oldenburger Wissenschaftler sollen „alle für Niedersachsen relevanten Bereiche“der Digitalisierung abdecken. Als Beispiele nennt der Wissenschaftsminister „Mobilität mit autonomem Fahren, Energie, Landwirtschaft, Gesundheit im Hinblick auf ein unabhängiges Leben im Alter mit Hilfe digitaler Technik, die auf die Bedürfnisse von älteren Menschen zugeschnitten ist“. Dazu sei bereits „viel geforscht worden“, so Thümler: „Jetzt gilt es, die Ergebnisse praxistauglich zu machen.“Genau das werde „die Aufgabe des Kompetenzzentrums sein – die Bündelung von Forschung und Anwendung unter einem Dach“.
Auch auf einem weiteren Feld will der Wissenschaftsminister die Kompetenz im Nordwesten nutzen: die „European Medical School“(EMS) in Oldenburg mit dem Kooperationsprojekt einer grenzüberschreitenden Medizinerausbildung mit der Universität in Groningen. „Die neue Landesregierung wird 200 neue Medizinstudienplätze in Niedersachsen schaffen – davon kommt ein erheblicher Anteil nach Oldenburg“, bestätigt Thümler Spekulationen, die bereits während der Koalitionsverhandlungen die Runde machten. „Die Zusammenarbeit mit Groningen ist ein europaweit einzigartiges Projekt“, lobt der Minister die großen Anstrengungen und Leistungen seit Gründung der EMS. „Darauf können wir zu Recht stolz sein“, ergänzt Thümler. Mit der Stärkung der Medizinerausbildung wolle die Landesregierung „gezielt etwas für die unterversorgten Regionen tun. Das heißt die Versorgung mit Landärzten in der Fläche.“Dazu würden die Einrichtungen auf dem Campus der Uni Oldenburg ausgebaut und die Zusammenarbeit der Kliniken „intensiviert“werden.
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Mehr Geld soll es auch für Theater und Museen geben. Die Breiten4ultur sei wichtig.
FRAGE: Herr Thümler, was hat der neue Wissenschaftsminister für die Wissenschafts-Region im Nordwesten im Gepäck? Welchen Schub könnte es noch geben? THÜMLER: Der Nordwesten verfügt über eine breitgefächerte Wissenschaftslandschaft: angefangen bei der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg mit ihrer European Medical School als grenzüberschreitendem Leuchtturmprojekt und dem herausragenden Institut für Meeresforschung, über das Informatik-Institut Offis in Oldenburg bis hin zu den maritimen Ausbildungsstätten des MariKom und der JadeHochschule in Elsfleth – um einige Beispiele zu nennen. Das Top-Thema für die kommenden Jahre lautet Digitalisierung – mit dem avisierten Masterplan und einer Milliarde Euro Landesmitteln, die bis 2022 investiert werden sollen, ein Schwerpunkt der neuen Landesregierung. Dem Nordwesten kommt dabei eine besondere Rolle zu: Gemeinsam mit dem Forschungsinstitut L3S in Hannover soll das Offis zu einem landesweit agierenden Kompetenzzentrum für Digitalisierung ausgebaut werden. FRAGE: Mit welchen Schwerpunkten?
THÜMLER: Alle für Niedersachsen relevanten Bereiche: Mobilität mit autonomem Fahren, Energie, Landwirtschaft, Gesundheit im Hinblick auf ein unabhängiges Leben im Alter mit Hilfe digitaler Technik, die auf die Bedürfnisse von älteren Menschen zugeschnitten ist. Dazu ist bereits viel geforscht worden. Jetzt gilt es, die Ergebnisse praxistauglich zu machen. Das wird die Aufgabe des Kompetenzzentrums sein – die Bündelung von Forschung und Anwendung unter einem Dach. FRAGE: Auch die European Medical School (EMS) in Oldenburg taucht im Koalitionsvertrag auf? THÜMLER: Ja. Die EMS wird deutlich mehr Studienplätze bekommen. Diese Regierung wird 200 neue Medizinstudienplätze in Niedersachsen schaffen – davon kommt ein erheblicher Anteil nach Oldenburg. Die Zusammenarbeit mit Groningen ist ein europaweit einzigartiges Erfolgsprojekt, auf das wir in Niedersachsen zu Recht stolz sein können. Mit ihrer Stärkung wollen wir gezielt etwas für die unterversorgten Regionen tun. Das heißt, die Versorgung mit Landärzten in der Fläche. FRAGE: Ist die EMS auf dem Weg zu einer „High School“, einer Universität? THÜMLER: Mit Sicherheit müssen die Einrichtungen auf dem Campus der Uni Oldenburg baulich verändert und die Zusammenarbeit der drei Kliniken in Oldenburg intensiviert werden. Aber an eine zentrale Universitätsmedizin in Oldenburg ist nicht gedacht. Das bekommen wir finanziell nicht gestemmt. Mit den notwendigen Modernisierungsmaßnahmen in Hannover und Göttingen haben wir zwei Großprojekte vor der Brust, die mehr als zwei Milliarden Euro kosten werden. Das kriegen wir an einem dritten Standort nicht hin. Aber die Kapazitäten in Oldenburg werden erheblich ausgebaut. FRAGE: Im Ministeriumstitel taucht auch die Kultur auf1 Kann sich das Oldenburger Staatstheater auf richtig viel Geld freuen? THÜMLER: (schmunzelt) Ich lasse die Staatstheater nicht im Regen stehen! Wir werden die Tariferhöhung mitfinanzieren, damit die Schauspieler und Musiker ordentlich bezahlt werden. Es gibt tatsächlich ein Problem mit Beschäftigungsverhältnissen hart am Rand. Da müssen wir etwas tun. FRAGE: Was fällt für Museen im Nordwesten ab? THÜMLER: Wir wollen gerade die kleinen Einrichtungen in der Fläche stärken. Die Einrichtung zusätzlicher Museen halte ich aktuell nicht für sinnvoll, vielmehr müssen wir dafür sorgen, die vorhandenen zukunftsfest aufzustellen – mit entsprechender Ausstattung und auch neuen Formen der Zusammenarbeit. Beispielgebend ist der Verbund der Museen in der Wesermarsch. Tolle Häuser, echte Leuchttürme. Sie zeigen weniger, dafür besser präsentiert, mit vielfältigen Aktionen. Und wenn ich nach Oldenburg sehe, ist es Professor Stamm gelungen, das Landesmuseum ganz hervorragend aufzustellen. Wir müssen über weitere zentrale Magazine nachdenken. FRAGE: 2raucht der Nordwesten ein neues, spannendes Museum? THÜMLER: Das ist finanziell unrealistisch. Ich will die bestehenden stärken mit zusätzlichen Mitteln. Nicht nur Hochkultur ist wichtig, auch die Breitenkultur bis hin zu den plattdeutschen Theatern. Das will ich durchgängig unterstützen. FRAGE: Welche 3berschrift soll die Amtszeit von 24örn Thümler haben? THÜMLER: Auch im Bereich Wissenschaft und Kultur stehen wir vor großen Herausforderungen beispielsweise bei der Digitalisierung und Modernisierung der Infrastruktur. Das werden wir angehen – konsequent, aber mit Bedacht. Von überstürzten Revolutionen halte ich nichts.