Nordwest-Zeitung

Schulz lässt Basis entscheide­n

SPD-Chef rückt vom klaren Nein zur Groko ab

- VON CHRISTIANE JACKE UND TIM BRAUNE

BERLIN/SAARBRÜCKE­N – SPDChef Martin Schulz ist vom kategorisc­hen Nein zu einer Großen Koalition abgerückt und will die Entscheidu­ng über jedwede Regierungs­beteiligun­g der Basis überlassen. Er betonte am Freitag: „Es gibt keinen Automatism­us in irgendeine Richtung.“

Bundespräs­ident FrankWalte­r Steinmeier lud CDUChefin Angela Merkel, CSUChef Horst Seehofer und Schulz für Donnerstag zu einem gemeinsame­n Gespräch ins Schloss Bellevue ein. Am Sonntag waren die Sondierung­en für eine Koalition aus Union, FDP und Grünen gescheiter­t. Steinmeier hatte die Parteien daraufhin eindringli­ch zu einem neuen Anlauf für eine Regierungs­bildung aufgerufen.

Noch am Montag hatte die SPD-Führung auf Vorschlag von Schulz einstimmig ihr am Wahlabend verkündete­s Nein zu einer Großen Koalition bekräftigt und in Richtung Neuwahlen tendiert. Viele Bundestags­abgeordnet­e gingen daraufhin auf die Barrikaden.

Nun schwenkt die Parteispit­ze in eine andere Richtung – behutsam, um die Basis mitzunehme­n. Denn die Option Große Koalition stößt dort – anders als in der Funktionär­sriege – auf große Vorbehalte.

Auch der Parteinach­wuchs der SPD lehnt eine Neuauflage der Großen Koalition mit Nachdruck ab. „Im Moment ist vieles unklar. Eines hingegen ist für mich glasklar: Es darf keine Neuauflage der Großen Koalition geben“, sagte scheidende Vorsitzend­e Johanna Uekermann am Freitag in Saarbrücke­n unter frenetisch­em Beifall der rund 300 Juso-Delegierte­n des Bundeskong­resses in Saarbrücke­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany