Morddrohungen gegen Künstlergruppe
Nachgebautes Holocaust-Denkmal neben Höckes Haus nicht mehr zugänglich
Der Polizeischutz sei unzureichend, argumentieren die Künstler. Es kam zum Handgemenge mit Höcke-Anhängern.
ERFURT/BORNHAGEN – Das von Künstlern nachgebaute Holocaust-Mahnmal neben dem Wohnhaus des Thüringer AfD-Chefs Björn Höcke im Eichsfeld ist vorerst nicht mehr öffentlich zugänglich. Polizeischutz und Sicherheitslage vor Ort seien nicht ausreichend, sagte eine Sprecherin der Künstlergruppe „Zentrum für politische Schönheit“(ZPS) am Freitag. Es habe zahlreiche Morddrohungen gegeben.
Schon zu Beginn der Kunstaktion im thüringischen Wohnort Höckes am Mittwoch war es laut Polizei bei Protesten von Bürgern und AfD-Anhängern zu einem Handgemenge an dem Grundstück gekommen. Die ZPS-Sprecherin sprach von einem „braunen Mob“. Sie hoffe aber, dass das Mahnmal ab kommender Woche öffentlich zugänglich sein wird.
Die Aktionskünstler haben einen Ableger des Berliner Holocaust-Mahnmals aus 24 Betonstelen auf einem angemieteten Grundstück neben dem Wohnhaus Höckes errichtet. Hintergrund ist eine Rede des AfD-Rechtsaußen vom 17. Januar in Dresden, in der er mit Bezug auf das Berliner Mahnmal von einem „Denkmal der Schande“sprach. Unter anderem forderte er eine 180-Grad-Wende in der deutschen Erinnerungskultur.
Auch der künstlerische Leiter des ZPS, Philipp Ruch, kritisierte den Polizeischutz als vollkommen unzureichend. „Wir sind am Tag drei der Aktion und haben noch keinen Ansprechpartner bei der Polizei“, sagte Ruch. So gebe es vonseiten der Polizei auch keine Informationen über die Bedrohungslage. Als Begründung habe die Polizei mitgeteilt, es werde gegen Mitarbeiter des ZPS wegen einer Strafanzeige ermittelt. Ruch erklärte dazu: „Wir wissen nichts von einer Strafanzeige.“Das ZPS habe aber seinerseits nun beim Landeskriminalamt Berlin wegen Todesdrohungen Strafanzeige gestellt.