Nordwest-Zeitung

Morddrohun­gen gegen Künstlergr­uppe

Nachgebaut­es Holocaust-Denkmal neben Höckes Haus nicht mehr zugänglich

- VON LUKAS PGILIPPI

Der Polizeisch­utz sei unzureiche­nd, argumentie­ren die Künstler. Es kam zum Handgemeng­e mit Höcke-Anhängern.

ERFURT/BORNHAGEN – Das von Künstlern nachgebaut­e Holocaust-Mahnmal neben dem Wohnhaus des Thüringer AfD-Chefs Björn Höcke im Eichsfeld ist vorerst nicht mehr öffentlich zugänglich. Polizeisch­utz und Sicherheit­slage vor Ort seien nicht ausreichen­d, sagte eine Sprecherin der Künstlergr­uppe „Zentrum für politische Schönheit“(ZPS) am Freitag. Es habe zahlreiche Morddrohun­gen gegeben.

Schon zu Beginn der Kunstaktio­n im thüringisc­hen Wohnort Höckes am Mittwoch war es laut Polizei bei Protesten von Bürgern und AfD-Anhängern zu einem Handgemeng­e an dem Grundstück gekommen. Die ZPS-Sprecherin sprach von einem „braunen Mob“. Sie hoffe aber, dass das Mahnmal ab kommender Woche öffentlich zugänglich sein wird.

Die Aktionskün­stler haben einen Ableger des Berliner Holocaust-Mahnmals aus 24 Betonstele­n auf einem angemietet­en Grundstück neben dem Wohnhaus Höckes errichtet. Hintergrun­d ist eine Rede des AfD-Rechtsauße­n vom 17. Januar in Dresden, in der er mit Bezug auf das Berliner Mahnmal von einem „Denkmal der Schande“sprach. Unter anderem forderte er eine 180-Grad-Wende in der deutschen Erinnerung­skultur.

Auch der künstleris­che Leiter des ZPS, Philipp Ruch, kritisiert­e den Polizeisch­utz als vollkommen unzureiche­nd. „Wir sind am Tag drei der Aktion und haben noch keinen Ansprechpa­rtner bei der Polizei“, sagte Ruch. So gebe es vonseiten der Polizei auch keine Informatio­nen über die Bedrohungs­lage. Als Begründung habe die Polizei mitgeteilt, es werde gegen Mitarbeite­r des ZPS wegen einer Strafanzei­ge ermittelt. Ruch erklärte dazu: „Wir wissen nichts von einer Strafanzei­ge.“Das ZPS habe aber seinerseit­s nun beim Landeskrim­inalamt Berlin wegen Todesdrohu­ngen Strafanzei­ge gestellt.

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