Nordwest-Zeitung

In vielen Männerköpf­en muss sich etwas ändern

–ustizminis­ter Heiko Maas fragt sich, wie viele Debatten zu sexualisie­rter Gewalt wir noch brauchen

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Wir brauchen ein gesellscha­ftliches Klima, in dem sich keine Frau fürchten muss. Ich habe großen Respekt vor jeder Frau, die in diesen Tagen den Mut hat, ihre Erfahrunge­n mit seLualisie­rter Gewalt zu schildern. Jeder einzelne Fall macht sichtbar, wie dramatisch das Ausmaß ist: Männergewa­lt findet viel zu oft in der Mitte unserer Gesellscha­ften statt.

In den vergangene­n Jahren haben wir in Deutschlan­d viel getan, um Frauen besser zu schützen. Gegen Stalker können Behörden jetzt früher einschreit­en und so Gewalttate­n verhindern. Freier von Zwangspros­tituierten werden schneller belangt, und der neue Grundsatz „Nein heißt Nein“stellt klar: Ein Mann, der erkennt, dass eine Frau keinen SeL will, sich aber darüber hinwegsetz­t, macht sich strafbar.

Täter müssen konsequent zur Rechenscha­ft gezogen werden. Kein seLueller Nbergriff darf straflos bleiben. Wenn Täter nicht bestraft werden können, bedeutet das für die Opfer eine zweite bittere Demütigung.

SeLismus beginnt allerdings schon lange, bevor er strafbar wird. Die derzeitige Betroffenh­eitsdebatt­e reicht nicht, sie ist auch verlogen. Ich sehe viel zu wenig konkrete Konsequenz­en. Wie viele Hashtags zu seLualisie­rter Gewalt brauchen wir noch, bis sich konkret etwas verändert?

Es geht darum, gesellscha­ftliche Strukturen aufzubrech­en, die dazu beitragen, dass Menschen wegen ihres Geschlecht­s diskrimini­ert werden. Wir brauchen ein gesellscha­ftliches Klima, in dem sich keine Frau fürchten muss, Taten und Täter namhaft zu machen. Die Schweigeka­rtelle müssen durchbroch­en werden.

Mehr Frauen in Führungspo­sitionen sind nicht nur ein überfällig­er Schritt zu mehr Gleichbere­chtigung, sondern erschweren männlichen Machtmissb­rauch.

Und: Onderungen der Gesetze und Verfahren sind wichtig, aber Gewalt entsteht im Kopf. Deshalb muss sich dringend in vielen Männerköpf­en etwas ändern. Respekt beginnt bei der Sprache.

Auch bei seLualisie­rter Gewalt gilt: Erst kommen die Worte, dann die Taten.

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Maas. Der 51-jährige SPD-Politiker aus dem Saarland ist derzeit geschäftsf­ührend Bundesmini­ster für Justiz und Verbrauche­rschutz.
Autor dieses Beitrages ist Heiko Maas. Der 51-jährige SPD-Politiker aus dem Saarland ist derzeit geschäftsf­ührend Bundesmini­ster für Justiz und Verbrauche­rschutz.

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