Schwestern vermisst
MEPPEN Bereits seit dem späten Mittwochabend werden zwei zwölf- und dreizehnjährige Mädchen aus Meppen vermisst. Die Schwestern dürften sich noch im Emsland aufhalten. Sie sind nach einem Streit von zu Hause weggelaufen und haben sich seitdem nicht mehr gemeldet. Die Mädchen sind ohne Handy unterwegs. – AWI-Forscher Daniel Steinhage steht in Bremerhaven im Foyer des Alfred-Wegener-Institut (AWI) vor einem Modell des Polarfliegers Polar 5. Die „Polar 5“ist bereits 75 Jahre alt.
9issenschaftler des Bremerhavener Alfred-9egener-Instituts forschen regelmäßig in entlegensten Polargebieten. Dorthin kommen sie mitunter nur mit ihren beiden Spezialflugzeugen.
BREMERHAVEN – Auch mit alten Maschinen lässt sich moderne Forschung betreiben. Das beweisen die beiden Flieger Polar 5 und 6, die fürs Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut (AWI) in der Antarktis und der Arktis im Einsatz sind. Sie sind zwar einerseits modern ausgestattet, doch ihre Rümpfe sind historisch. Die Polar 5 ist 75 Jahre alt.
Die beiden Flieger basieren auf der berühmten Douglas DC-3, die als Rosinenbomber Geschichte schrieb. Mit Maschinen dieses Typs brachten die westlichen Alliierten vor fast 70 Jahren Lebensmittel und Kohle nach West-Berlin.
Die Polar 6 ist gerade wieder in der Antarktis unterwegs.
Die Schwestermaschine Polar 5 wird zurzeit auf eine Expedition in Grönland vorbereitet, die im Frühjahr 2018 startet. Es sind besonders robuste Maschinen. „Im Gegensatz zu den meisten anderen Flugzeugtypen gibt es für die DC-3 von Seiten des Herstellers keine Lebenszeitbegrenzung, weder nach Alter noch nach geleisteten Flugstunden“, erklärt AWI-Direktorin Antje Boetius.
AWI-Geophysiker Daniel Steinhage kennt die Vorzüge der beiden Polar-Flugzeuge: „Man kann aufrecht drin stehen“, sagt der Wissenschaftler. Es könnte deutlich mehr Gerät untergebracht werden als in den Vorgängermaschinen. Außerdem haben Polar 5 und 6 eine größere Reichweite, wie Steinhage sagt. Sie könnten in noch entlegenere Gebiete fliegen – dorthin, wo Schiffe, Helikopter oder Schneemobile nicht mehr hinkommen. Der 49-jährige Forscher war schon mehrfach mit einem AWI-Flugzeug in unzugänglichen Polargebieten unterwegs, um Messungen vorzunehmen. Für den Gebrauch im ewigen Eis wurden
die Flieger besonders präpariert: Neben aufblasbaren Enteisungsmatten für die Flügelkanten und Heizungen für die Propeller gibt es auch Kufen zum Starten und Landen. „Es existieren in der Antarktis nur wenige Pisten, die für Räder geeignet sind“, sagt Steinhage. Wird eine der beiden Maschinen an der AWI-Forschungsstation Neumayer III in der Antarktis erwartet, präparieren die Bewohner vorher eine 1500 Meter lange Piste.
Proviant und Material bringen die Flieger eher selten mit, das übernimmt das AWIForschungsschiff Polarstern. Denn jedes Gramm Gewicht verbraucht mehr Sprit. „Das wird ganz schnell recht teuer“, sagt Steinhage. Das gleiche gilt für Messflüge. „Wenn sich Kollegen beschweren, dass ihnen die Reichweite zu kurz ist, rate ich: Lasst Leute am Boden“, erzählt der Forscher.
Denn mit jedem Wissenschaftler weniger an Bord sind auch weniger Überlebensmaterial und Verpflegung für Notfälle vorgeschrieben. Und geringeres Gewicht bedeutet mehr Reichweite. „Da haben
wir Geophysiker es sowieso besser“, sagt Steinhage. „Wir brauchen zum Kartieren meist nur zwei Kollegen. Die Atmosphärenforscher benötigen dagegen bis zu sechs, weil sie mehr Geräte haben, die bedient werden müssen.“In diesem Jahr erreichte die Polar 6 als erstes deutsches Forschungsflugzeug den Nordpol, damit Geophysiker die Meereisdicke und die Transportwege von Meereis im Arktischen Ozean erforschen können.
„Die Maschine hat keine Druckkabine“, erklärt Steinhage. Geht es höher in die Luft, werden von der Crew Sauerstoffmasken benötigt. Manchmal fliegen die Piloten, die von einer kanadischen Firma kommen, aber auch nur 30 Meter über dem Meereis je nachdem, wie detailreich eine Messung sein soll. Unterhalt und Betrieb der Flugzeuge und der Messtechnik kosten über fünf Millionen Euro pro Jahr.
Um überhaupt fliegen zu können, muss das Wetter mitspielen. „Manchmal braucht man Geduld, um starten zu können“, so Steinhage.