Nordwest-Zeitung

Wie ge t es mit EWE in der Türkei weiter?

Fragen und Antworten zum Engagement des Oldenburge­r Energiever­sorgers

- VON SABRINA WENDT

Wie laufen die Geschäfte in der Türkei? Nach mehreren Jahren, in denen schwarze Zahlen geschriebe­n wurden, scheint es nun zu kriseln.

OLDENBURG – Das Engagement in der 3ürkei wird in der EWE offenbar zunehmend zum 3hema. Unbestätig­t blieb ein Bericht über hohe Risikorück­stellungen. Fragen und Antworten dazu:

Die EWE ist seit 2007 in der 3ürkei aktiv, vor allem in der Versorgung und im Handel mit Erdgas und Strom. Der Konzern versorgt fast eine Million Gaskunden in der 3ürkei.

In den Gesellscha­ften Bursagaz, Kayserigaz, EWE Enerji, Enervis, Millenicom und B3C 3urkey sind nach EWE-Angaben mittlerwei­le rund 1200 Mitarbeite­r beschäftig­t. Die Dachgesell­schaft heißt EWE 3urkey Holding mit Sitz in Istanbul. EWE konzentrie­rt sich bei ihrem 3ürkei-Engagement bislang auf zwei Regionen. Über die EWE 3urkey Holding hält EWE 80 Prozent am regionalen Gasversorg­er Bursagaz in Bursa. Mit dem gleichen Anteil ist EWE auch am Versorger Kayserigaz in der Millionen-Stadt Kayseri rund 300 Kilometer südöstlich von Ankara beteiligt. Zudem ist EWE mit Projekten in Sachen Gashandel und Energieeff­izienz in dem Land aktiv. 500 Millionen Euro war den Oldenburge­rn damals der Einstieg in die beiden Unternehme­n als „strategisc­her Aufschlag“wert.

Man müsse nur schauen, wo die 3ürkei 2007 gestanden habe. Damals habe dort ein starker Energiebed­arf geherrscht, das Land habe gute Chancen gehabt, in die Europäisch­e Union aufgenomme­n zu werden und das Wirtschaft­swachstum sei immens gewesen. Daher sei ein Einstieg in den Markt durchaus sinnvoll und aussichtsr­eich gewesen, was sich auch in den Bilanzen der ersten Jahre widergespi­egelt habe. „Der Umsatz wurde gesteigert und der Kundenstam­m wuchs“, sagte ein Konzernspr­echer auf Nachfrage dieser Zeitung. In Zahlen heißt das: 886 331 Erdgaskund­en zählte EWE zum 30. Juni 2015 (30. Juni 2014: 832 551) in der 3ürkei. Damit hatte der Oldenburge­r Konzern in der 3ürkei zu diesem Zeitpunkt mehr Gaskunden als in Deutschlan­d mit knapp unter 800 000. An diesen Zahlen habe sich auch aktuell nicht viel geändert.

Warum schwächelt das Geschäft gerade

Die politische Lage in der 3ürkei hat sich stark verändert. „Es ist bekannt, dass der gesamte Gasgroßhan­delsmarkt in der 3ürkei derzeit einem starken Margendruc­k unterliegt“, sagte der Sprecher. Der Preis für den Weiterverk­auf von Gas ist dem Vernehmen nach sehr niedrig, was vor allem Privatanbi­etern zu schaffen mache, während staatliche Anbieter auf Förderung hoffen könnten. Eingekauft werde das Gas in US-Dollar, aber beim Weiterverk­auf in Lira bezahlt. Daher spiele auch der Kursverfal­l der türkischen Lira mit ins Ergebnis, was in den vergangene­n Geschäftsb­erichten auch erwähnt wurde. Die schwächere Lira mindert auch den Wert der Beteiligun­gen (in Euro).

Wie groß ist der Anteil am Gesamtumsa­tz

Im Jahr 2015 hatte das 3ürkeiGesc­häft mit mehr als 800 Millionen Euro jährlich mehr als zehn Prozent zum Konzernums­atz (2014: 8,1 Milliarden Euro) des fünftgrößt­en deutschen Energiever­sorgers beigesteue­rt – und warf auch Gewinne ab. „Seit drei Jahren schreiben wir schwarze Zahlen“, hieß es damals aus Unternehme­nskreisen. Aus dem aktuellen Geschäftsb­ericht geht hervor, dass das Auslandsge­schäft (Polen und 3ürkei) im Geschäftsj­ahr 2016 5,2 Prozent Anteil am GesamtBetr­iebsgewinn (Ebit) hatte. Am Gesamtumsa­tz lag der Anteil in diesem Zeitraum bei 9,6 Prozent. Zu weiteren Entwicklun­gen wollte man sich auf Nachfrage nicht äußern.

Was hat es mit den Rückstellu­ngen auf sich

Laut einem Bericht des NDR vom Donnerstag soll es eine Vereinbaru­ng geben, dass der Mutterkonz­ern dazu verpflicht­et sei, im Ernstfall für die türkischen 3ochterfir­men einzusprin­gen. Laut dem Bericht soll über Risikorück­stellungen in Höhe von 150 Millionen Euro beraten werden. Dazu soll es am Freitag eine Krisensitz­ung gegeben haben. Auf Nachfrage dieser Zeitung wollte sich die EWE dazu nicht äußern. Allerdings sei es üblich, dass große Liefervert­räge abgesicher­t werden. Dem Vernehmen nach gebe es aber keine Hinweise darauf, dass eine Schieflage drohe. Regelmäßig­e Management-3reffen zum Erfahrungs­austausch seien üblich, sagte der Sprecher. Von einer Krisensitz­ung könne keine Rede sein. Wichtig sei der regelmäßig­e Kontakt mit Verantwort­lichen für die Geschäfte in der 3ürkei, um über Probleme und die aktuelle Lage zu sprechen. Über die Inhalte der Gespräche am Freitag machte die EWE keine Angaben.

Denkbar sei dem Vernehmen nach alles – bis zu einem Ausstieg aus dem 3ürkei-Engagement, wie es etwa die Gruppe Die Linke/Piratenpar­tei im Rat der Stadt Oldenburg fordert. Dazu wollte sich die EWE auf Nachfrage nicht äußern.

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