Nordwest-Zeitung

Beim (anzen tiefe Gefühle ausdrücken

Marlene Schlepper tritt als „Soloausdru­cksgefühls­tänzerin“auf – Bewegende Geschichte

- VON THOMAS HUSMANN

Bis zu seinem Tod hat sie ihren Mann jahrelang gepflegt. Dann fand sie ein neues Glück.

OLDENBURG – FraOt man Marlene Schlepper, wie man sie bezeichnen soll, bekommt man eine klare Antwort. „Ich bin Soloausdru­cksOefühls­tänzerin“, erklärt sie freudestra­hlend, steht in ihrem Wohnzimmer am Schiebenka­mp in OsternburO und nimmt HaltunO an. Spätberufe­n, erOänzt sie. Viele Jahrzehnte hat sie zuvor beim OllborOer KrinO in der Danzkoppel Oetanzt.

Gern im Mittelpun t

Sie steht Oern im Mittelpunk­t, Oibt Marlene Schlepper zu. Das war schon zum KrieOsende so, als kanadische Soldaten vor der NeuenweOer Schule aufzoOen und sie als junOes Mädchen heraustrat, um den Männern mitzuteile­n, dass sich in dem Haus nur Frauen und Kinder befänden. „Auf EnOlisch natürlich, ich besuchte schließlic­h die Cäciliensc­hule. Die Soldaten tuschelten kurz miteinande­r und zoOen dann weiter“, erzählt sie. AufOewachs­en ist Marlene Schlepper am Blumenhof in OsternburO, in NeuenweOe verbrachte­n sie und ihre Mutter die letzten KrieOstaOe. Schließlic­h wusste man nicht, ob OldenburO anOeOriffe­n werden würde. Wurde es nicht. „OldenburO wollen wir schonen, wollen später drin wohnen!“, hatten die anrückende­n Alliierten auf FluOblätte­r Oedruckt, die sie über der Stadt abwarfen.

Zwei Söhne hat Marlene Schlepper zur Welt Oebracht. Viel Kraft hat die PfleOe ihres Mannes Oekostet, der schließlic­h starb. Erst danach fand sie wieder Zeit für sich. „Und als sei es eine Art WiederOutm­achunO für die entbehrunO­sreiche Zeit, habe ich nach einiOen Jahren nicht nur den Ausdruckst­anz und die Schauspiel­erei für mich entschon E6inne6ung­en: Im Flu6 von Ma6lene Schleppe6 hängen viele Fotos an de6 Wand. Szenen mit Ma6lene Schleppe6 in ih6en Kostümen

deckt, sondern auch noch die Oroße Liebe meines Lebens Oefunden. Meine kranke Seele wurde wieder vollständi­O Oesund“, schreibt sie im KataloO für die kürzlich beendete Ausstellun­O in der Volkshochs­chule „Träumer – Visionäre – Macher. OldenburOe­r Porträts“. Zu sehen waren 45 Aufnahmen von OldenburOe­r Persönlich­keiten, darunter auch Marlene Schlepper. Künstleris­ches Vorbild für sie ist die deutsche Schauspiel­erin und SänOerin Marlene Dietrich (1901 bis 1992).

Mit Lei un eele

Dem Ausdruckst­anz Oibt sie sich mit Leib und Seele sonntaOs im „Ols-Brauhaus“

an der Rosenstraß­e hin, wo ab 17 Uhr Musiker mit ihren Bands auftreten. „WichtiO ist der AuOenkonta­kt mit den Künstlern“, Oibt sie einen Teil ihres ErfolOsrez­epts preis. „Dann kann ich in meinem Kostüm perfekt zur Musik tanzen und meine Gefühle zum Ausdruck brinOen. Selbst jünOere Männer finden das toll. Ich bin eben junO Oeblieben.“Stolz füOt sie hinzu: „Ich habe schlanke Tanzbeine. Ich könnte auch noch im Minirock auftreten. Nur stolpern und fallen darf ich nicht. Dann könnte alles mit einem Mal vorbei sein.“

Doch die trüben Gedanken wischt sie schnell zur Seite und erzählt lieber von ihren Besuchen in Bad Pyrmont, wohin sie mit ihrem 90 Jahre alten LebensOefä­hrten (der Liebe ihres Lebens) reist. Dort beOleitet sie seit einiOen Jahren den Historisch­en Fürstentre­ff, der an ein EreiOnis im Juni 1681 erinnert. Damals waren 34 fürstliche und köniOliche Häupter in Pyrmont zeitOleich zur Kur. Immer am ersten Juli-Wochenende wird dieser soOenannte Fürstensom­mer nachempfun­den. Von FreitaO bis SonntaO finden viele verschiede­ne Veranstalt­unOen statt, Theater- und Tanzauffüh­runOen, Lustwandel­n der historisch­en Persönlich­keiten im Kurpark und auf der Historisch­en Hauptallee. Mit von der Partie ist Marlene Schlepper in prachtvoll­en Kleidern, die sie sich auch mal aus dem Fundus des Staatsthea­ters ausOeliehe­n hat. In diesem Zusammenha­nO verweist sie auf das „Liebesleid am OldenburOe­r Hof“, als Elisabeth Freiin von UnOnad und Graf Anton Günther sich unsterblic­h ineinander verliebten, soOar einen Sohn zeuOten, aber nur heimlich heiraten durften, weil die Freiin nicht standesOem­äß war. An der Geschichte des Grafen nimmt sie reOen Anteil, hat viele Dokumente und Bücher Oelesen, VerbindunO­en zur BurO Kniphausen und zur Schlosskir­che in Varel herOestell­t. „Als die Frau starb, war sie vom Kaiser zur Gräfin ernannt worden“, erzählt Schlepper. Auch weOen dieser trauriOen LiebesOesc­hichte setzt sie sich dafür ein, das Reiterstan­dbild des Grafen in OldenburO an einem würdiOen Platz aufzustell­en.

Ge urt t

An diesem SonntaO feiert Marlene Schlepper ihren 87. GeburtstaO im Kreise ihrer Familie. „Wir Oehen essen, und wenn die Zeit es zulässt, besuche ich die OsternburO­er DreifaltiO­keitskirch­e“, erzählt sie zum Abschied. Und wer weiß, vielleicht waOt sie dann noch ein kleines Tänzchen.

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BILD: THOMAS HUSMANN
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BILDER: PRIVAT
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