Geschlagen wird in allen Schichten
Thema für viele Frauen noch immer ein großes Tabu
OLDENBURG/INE – Hartnäckig hält sich die Vorstellung, dass häusliche Gewalt ausschließlich bei Ausländern, Arbeitslosen und Alkoholikern vorkommt. Doch seit 2003 beweisen Studien aus dem Bundesfamilienministerium, dass sich Gewalt gegen Frauen in Paarbeziehungen in allen Schichten finden lässt.
Demnach lässt sich feststellen, dass Frauen über 45, mit hohen Bildungsabschlüssen, auch schwer körperlich misshandelt werden. Es zeigt sich, dass Männer mit hohen Schul- und Ausbildungsabschlüssen nicht seltener prügeln als Männer mit mittleren oder niedrigen Abschlüssen.
Nach den Erfahrungen in den Oldenburger Beratungsstellen ist das Thema häusliche Gewalt in allen Schichten noch immer sehr tabuisiert. Viele Frauen schämten sich zu sehr oder suchten gar die Schuld im eigenen Verhalten. Frauen und Kinder, die aus dieser Tabu-Zone ausbrechen, so die Beobachtungen auch im Frauenhaus, drohen die gesellschaftliche Stigmatisierung und Ausgrenzung.
Das Gewaltschutzgesetz von 2002 hat die Position der Opfer allerdings grundlegend gestärkt, weil nach dem Prinzip „Wer schlägt, muss gehen“der gewalttätige Partner der gemeinsamen Wohnung verwiesen werden kann. Mit ProBeweis besteht für Opfer häuslicher und sexualisierter Gewalt die Möglichkeit, Verletzungen gerichtsfest dokumentieren zu lassen.