Auf Papst Franziskus wartet vermintes Gelände
Kann das Oberhaupt der Katholiken wischen Buddhisten und Muslimen vermitteln
RANGUN/DHAKA – Am Sonntag ist Papst Franziskus nach Myanmar aufgebrochen, es ist die erste Reise eines Papstes in das südostasiatische Land. Viele hoffen, dass das Oberhaupt der katholischen Kirche bei seinem Besuch den Grundstein für Brücken über die ethnischen und religiösen Gräben legen kann. Die Lage in Myanmar ist jedoch so angespannt, dass die Bischöfe dem Papst den Verzicht auf den Begriff Rohingya nahelegten, um wütende Proteste nationalistischer Buddhisten zu vermeiden. Auf Franziskus wartet vermintes Gelände. Andrew Ye Lin Htike und Ann Marie Aya Yu Mon sind derweil überglücklich. Und das hat gleich zwei Gründe. Am 17. November haben die beiden in der katholischen Kathedrale St. Marien in Rangun den Bund fürs Leben geschlossen – und rund eine
Woche später werden sie Papst Franziskus persönlich begegnen. „Meine Familie wurde ausgelost. Wir hatten Glück“, freut sich Andrew Ye Lin Htike. Gerne spricht der 24-jährige Arzt über seine Erwartungen. „Ich hoffe, der Papst wird eine Botschaft des Friedens für unser Land bringen“, sagt er.
Myanmar ist ein mehrheitlich buddhistisches Land, auch wenn in Rangun ein anderer Eindruck entstehen kann. Im historisch-kolonialen Herz der birmanischen Metropole finden sich buddhistische und hinduistische Tempel, katholische, anglikanische, baptistische, presbyterianische Kirchen und sogar
eine Synagoge für die sehr kleine jüdische Gemeinde.
Bei dem bunten Völkergemisch aus Birmanern, Indern, Chinesen, Karen, Shan, Kachin, Chin, Arakanesen oder Mon kann man sich in Rangun zudem kaum vorstellen, dass im Teilstaat Rakhine die muslimischen Rohingya gewaltsam vertrieben wurden, dass im Kachin-Staat und im Shan-Staat zwischen der myanmarischen Armee und ethnischen Milizen blutige Kämpfe stattfinden. Ob in Rakhine, Kachin oder Shan – es geht um Macht, um Ressourcen. Aber auch Religion spielt eine Rolle.
Ein weithin sichtbares Schild vor der Kathedrale in Rangun heißt den Papst „herzlich willkommen“. Ob Franziskus wegen seines Eintretens für die Rohingya bei allen willkommen ist, darf jedoch bezweifelt werden. Das mächtige Militär habe gar eine Absage des Papstbesuches erwogen, heißt es in diplomatischen Kreisen.
Zur Papstmesse in Rangun werden neben 200 000 Christen aus Myanmar auch mehr als 1000 aus den Nachbarländern erwartet. Auch Deutsche in Rangun freuen sich auf den Papst. „Die Papstreise ist für die junge, noch sehr wackelige Demokratie in Myanmar von großer Bedeutung“, sagt der Katholik Christopher Schweiger.
Im Souvenirladen der Kathedrale warten FranziskusAndenken wie T-Shirts, Sonnenschutzfächer und Käppis auf Käufer. La Aung ersteht eine Vatikanfahne. Der alte Mann ist ein Baptist aus Kachin. Er will unbedingt zur Papstmesse. „Bei uns in Kachin wird gekämpft. Ich hoffe, der Papst wird dem Friedensprozess einen Schub geben.“