Nordwest-Zeitung

Trainer Bosz darf vorerst weitermach­en

Gedrückte Stimmung bei Mitglieder­versammlun­g

- VON THOMAS NOWAG UND HEINZ BÜSE

DORTMUND – Dem Derby-Desaster folgte der Spießruten­lauf. Unter Pfiffen und Buhrufen schlichen der schwer angezählte Trainer Peter Bosz und die Profis von Borussia Dortmund am Sonntag in die Mitglieder­versammlun­g – mit gesenkten Köpfen, im Gesicht noch das Entsetzen über ein phänomenal­es Spiel, das unvergesse­n bleiben wird. Doch trotz des historisch­en Zusammenbr­uchs beim 4:4 nach 4:0Führung gegen Schalke 04: Bosz erhält eine letzte Gnadenfris­t.

„Ich fühle mich genauso besch... wie ihr alle“, rief BVBGeschäf­tsführer Hans-Joachim Watzke den gut 1200 Mitglieder­n in der Westfalenh­alle zwischen Pils und Erbsensupp­e kämpferisc­h zu. „So etwas habe ich noch nie erlebt! Das Problem ist aber, dass es keine Patentlösu­ng gibt.“Und keine schnelle Alternativ­e. Bosz bleibt. Vorerst

– und mit dem überdeutli­chen Auftrag, „ohne Denkverbot­e jeden Stein umzudrehen“.

Nach dem sagenhafte­n Derby-Schlussakk­ord waren die Emotionen schon am Samstag übergekoch­t. Schalke-Torhüter Ralf Fährmann und BVB-Urgestein Nuri Sahin lösten mit einem giftigen Gerangel eine Massenschu­bserei aus, wütende Fans wollten

von der Südtribüne den Innenraum stürmen. 100 Meter entfernt stießen übereifrig­e Ordner die Schalker Helden von ihren ekstatisch­en Anhängern weg. Einig waren sich alle nur in einem: Solch ein Derby hatte es in 92 Jahren noch nie gegeben.

Auch Bosz war fassungslo­s. „Wenn man nicht dabei war, kann man es nicht glauben! Das darf niemals passieren“, sagte der Niederländ­er, der zumindest am Samstag in der Partie bei Bayer Leverkusen noch auf der Bank sitzen wird. Schockiert hatte er nach einer grandiosen ersten Halbzeit ansehen müssen, wie seine Mannschaft kollabiert­e.

„Du führst 4:0 und hast sie komplett zerlegt“, klagte Sahin, „wir können noch eine Stunde reden - ich habe keine Erklärung.“Die hatte auch Bosz nicht. „Man fühlt im Körper nur Enttäuschu­ng“, sagte er, „das ist ein sehr schlechtes Ergebnis.“

Vereinsbos­s Watzke stellte derweil in Anspielung auf die guten Geschäftsz­ahlen des Revierclub­s mit einem Umsatz von 405,7 Millionen Euro und einem Gewinn von 8,2 Millionen Euro Verstärkun­gen für den Kader in Aussicht: „Wir sind wirtschaft­lich die ganz klare Nummer zwei in Deutschlan­d. Wenn die Analysen ergeben, dass wir im Winter etwas machen müssen, haben wir die Möglichkei­ten dazu.“

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DPA-BILD: THISSEN Traten mit betretenen Mienen an (von links): Trainer Peter Bosz sowie die Spieler um Nuri Sahin und André Schürrle nahmen an der Mitglieder­versammlun­g teil.

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