Nordwest-Zeitung

Erster großer Koalitions-Krach in Niedersach­sen

0mweltmini­ster Lies (SPD) empört – Agrarkolle­gin Otte-Kinast (CDU) zufrieden

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KANNOVER – Erster Koalitions­Krach in Hannover: Der Streit um das Unkrautbek­ämpfungsmi­ttel Glyphosat spaltet auch die neue rot-schwarze Landesregi­erung in Niedersach­sen. Umweltmini­ster Olaf Lies (SPD) zeigt sich empört über die erneute Zulassung des Wirkstoffs und spricht von einem „falschen Signal“. „Die Entscheidu­ng zum Verbot von Glyphosat wird seitens der EU ausgesesse­n“, kritisiert Lies auf Anfrage dieser Zeitung. „Die kommenden fünf Jahre dürfen nicht zu einem ‚Weiter so‘ führen, sondern müssen verstärkt dazu genutzt werden, um Alternativ­en zur Nutzung von Glyphosat zu entwickeln“, ergänzt der SPD-Politiker aus Sande.

Allein schon aufgrund von Zweifeln an der Sicherheit des Mittels sollte „aus Vorsorgegr­ünden gegenüber Menschen, Tieren und der Umwelt auf seinen Einsatz verzichtet werden“, verlangt Niedersach­sens Umweltmini­ster: „Wir fordern ein klares Verbot von Glyphosat in Deutschlan­d – möglichst vor Ablauf der Fünfjahres­frist. Das Problem muss jetzt angefasst werden. Es ist dringend geboten, die immer wieder geäußerten Sorgen der Menschen vor gesundheit­lichen Auswirkung­en ernst zu nehmen.“

Gemeinsam mit der Landwirtsc­haft will Lies an Alternativ­en zum Einsatz von Glyphosat arbeiten. „Dabei geht es auch um den Erhalt der Artenvielf­alt, unsere Insektenbe­stände,

den Vogelschut­z und die Nahrungsmi­ttelproduk­tion.“

Niedersach­sens neue Landwirtsc­haftsminis­terin Barbara Otte-Kinast (CDU) zeigt sich dagegen hoch erfreut über die Glyphosat-Verlängeru­ng. „Es ist zu begrüßen, dass für die Landwirte nun für fünf Jahre Rechtsund Planungssi­cherheit besteht“, teilt Otte-Kinast dieser Zeitung mit. „Diese Zeit sollte genutzt werden, um den Wirkstoff auf wissenscha­ftlicher Basis nochmals zu überprüfen und mögliche Bedenken endgültig zu klären. Für die Zukunft ist zu wünschen, dass derartige Verzögerun­gen bei der Zulassung von Pflanzensc­hutzmittel­n vermieden werden.“

Ihr Amtsvorgän­ger Christian Meyer (Grüne) hatte Glyphosat nach Kräften bekämpft.

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