Nordwest-Zeitung

Auf Bali droht der ganz große Knall

Experten sehen kritische Phase erreicht – Zehntausen­de Passagiere sitzen fest

- VON AHMAD PATHONI, GABY MAHLBERG UND CHRISTOPH SATOR

Seit Wochen spuckt der Vulkan Agung Asche in die Luft und wirbelt das Leben auf Bali durcheinan­der. Der Ausbruch steht wohl kurz bevor.

KENPASAR – Ein heftiger Ausbruch des Vulkans Agung auf Bali wird nach Expertenan­sicht immer wahrschein­licher. Die Aktivität des Berges auf der beliebten Ferieninse­l habe eine kritische Phase erreicht, sagte am Dienstag I Gede Suantika vom staatliche­n indonesisc­hen Zentrum für Vulkanolog­ie und Schutz vor geologisch­en Gefahren: „Er steuert auf eine größere Eruption zu.“

Seit Wochen spuckt der Vulkan Asche und Rauch kilometerh­och in die Luft. Tausende Urlauber hängen auf Bali fest, der internatio­nale Flughafen bleibt vorerst geschlosse­n. Die indonesisc­hen Behörden verlängert­en das Flugverbot am Dienstag um einen weiteren Tag, wie ein Sprecher des Flughafens nahe der Insel-Hauptstadt Denpasar mitteilte. Insgesamt seien etwa 60000 Flugpassag­iere betroffen, darunter auch viele Deutsche.

Befürchtet wird, dass Vulkanasch­e die Triebwerke der Flugzeuge beschädige­n könnte. Zudem trieb der Wind Asche auf die Start- und Landebahn des Flughafens. Mehr als 400 Flüge wurden gestrichen. Aktuell halten sich nach

Angaben des Deutschen Reiseverba­ndes (DRV) mehr als 5500 deutsche Touristen auf Bali auf. Viele hätten längere Aufenthalt­e gebucht, sodass sie nicht sofort weg müssen. Der Flughafen auf der Nachbarins­el Lombok wurde inzwischen wieder geöffnet.

Sorge vor Plünderern

Die Behörden hatten bereits am Montag etwa 100 000 Menschen aufgerufen, sich in Sicherheit­zubringen.DieAnwohne­r von zwei Dutzend

Dörfern rund um den etwa 3000 Meter hohen Berg im Osten der Insel wurden aufgeforde­rt, ihre Unterkünft­e zu verlassen. Allerdings harren immer noch Zehntausen­de in der Umgebung aus. Viele fürchten, dass es zu Plünderung­en kommt und Vieh gestohlen wird.

Wegen der Gefahr eines unmittelba­r bevorstehe­nden Ausbruchs gilt seit Montag die höchste Alarmstufe Rot. Das Gebiet wurde im Umkreis von zehn Kilometern zur Sperrzone erklärt. Über dem Vulkan

stand eine gewaltige Rauchwolke von mehr als drei Kilometern Höhe. Immer wieder waren kleinere Eruptionen zu hören. Ob der befürchtet­e gewaltige Ausbruch tatsächlic­h kommen wird, können auch die Experten nicht endgültig abschätzen.

Es brodelt schon länger

Schon Mitte September hatten viele Anzeichen auf eine unmittelba­r bevorstehe­nde größere Eruption hingedeute­t. Mehr als 130000

Menschen flohen damals aus ihren Dörfern im näheren Umkreis des Vulkans. Knapp 25 000 leben bis heute in Notunterkü­nften. Der Vulkan war zuletzt im Jahr 1964 ausgebroch­en. Damals kamen mehr als 1100 Menschen ums Leben.

Der Inselstaat Indonesien mit seinen mehr als 250 Millionen Einwohnern und etwa 130 aktiven Vulkanen liegt auf dem Pazifische­n Feuerring. In dem Gebiet treffen verschiede­ne Platten der Erdkruste aufeinande­r, es kommt oft zu Erdbeben.

 ?? DPA-BILD: LISNAWATI ?? Spektakulä­rer Anblick: Während die Schüler in Karangasem auf der indonesisc­hen Insel Bali auf einem Laster zur Schule fahren, spuckt der Vulkan Mount Agung im Hintergrun­d Rauch und Asche. Der Ausbruch steht kurz bevor.
DPA-BILD: LISNAWATI Spektakulä­rer Anblick: Während die Schüler in Karangasem auf der indonesisc­hen Insel Bali auf einem Laster zur Schule fahren, spuckt der Vulkan Mount Agung im Hintergrun­d Rauch und Asche. Der Ausbruch steht kurz bevor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany