Nordwest-Zeitung

„Wir wollen die Leute begeistern“

Trainer Michael Biegler sieht Heimturnie­r aber nur bedingt als Vorteil

- VON ERIC DOBIAS

Der 56-Jährige gibt sich vor dem Auftaktspi­el am Freitag ganz entspannt. Im Interview erklärt er, worauf es beim Turnier ankommen wird.

FRAGE: Herr Biegler. an diesem Freitag wird es mit dem WM--uftaktspie­l in Leipzig gegen Kamerun ernst. 0erspüren Sie Nervosität? MICHAEL BIEGLER (56): Ich bin sehr, sehr entspannt. Für mich ist es nicht das erste Großturnie­r. Ich empfinde keine Drucksitua­tion, auch wenn wir alle das Beste heraushole­n wollen. Es bringt ja auch nichts, wenn die Ladies ein ,nervöses Hemd’ um sich haben. Ich muss ihnen während der WM eine große Hilfe sein, und das kann ich nur in einem unaufgereg­ten Zustand. FRAGE: Mit welchen 1rwartunge­n gehen Sie in die HeimWM? BIEGLER: Ziel muss es sein, als große Handball-Nation möglichst bis zum Schluss dabei zu sein. Wir wollen alle das Erlebnis Hamburg genießen.

Aber da kommen neun bis elf Teams infrage, die alle die Qualität haben, das Halbfinale zu erreichen. Es ist ein großes Ziel. Die Mannschaft möchte es auch erreichen, aber ganz einfach wird das nicht. FRAGE: Worauf wird es besonders ankommen. um erfolgreic­h zu sein? BIEGLER: Uns ist vor allem wichtig, dass die Mannschaft ein hohes kämpferisc­hes Niveau und tolles Rückzugsve­rhalten hat sowie abwehrstar­k ist. Sie muss bereit dazu sein, die Leute zu begeistern. Der Heimvortei­l kann ein Faustpfand sein. Aber man muss so eine Halle auch abholen, das ist ganz entscheide­nd. Dafür muss man einige Dinge auf den Platz bringen. FRAGE: Haben Sie Zweifel? BIEGLER: Ich habe gar keine Bauchschme­rzen. Ich bin gespannt

darauf, wie die Mannschaft die Spiele bestreitet. Wir müssen über das gesamte Turnier eine hohe Konstanz abrufen. Ich würde mir wünschen, dass die Mannschaft den neuen Weg bei der WM dokumentie­rt. Wir müssen uns nicht verstecken hinter anderen Nationen, auch wenn wir nicht wie sie agieren können. Wir haben nicht den Typ Spielerinn­en wie die Skandinavi­erinnen, was die Technik angeht, oder wie die Französinn­en, was die Dynamik betrifft. Aber ich sehe kein Problem, dass wir nicht erfolgreic­h sein können. FRAGE: /nd wenn es doch schief geht? BIEGLER: Dass die WM eine Katastroph­e wird, kann ich mir nicht vorstellen. Dafür ist die Mannschaft mittlerwei­le zu gefestigt. Aber natürlich muss die Öffentlich­keit eine

WM erfolgsori­entiert wahrnehmen. Das soll man am Cheftraine­r festmachen. Den Ladies steht es gut zu Gesicht, weiter aufgabenor­ientiert zu arbeiten, damit die 20 Monate nicht umsonst waren. Sie haben bisher einen tollen Job gemacht – und ich möchte, dass der weitergeht. Dafür ist zu viel Gutes entstanden. Aber man muss dem Team mehr Zeit geben. Ich sehe die Entwicklun­g über die WM hinaus. FRAGE: „ach dem Turnier übernehmen Sie den MännerBund­esligisten SC DHfK Leipzig. Was bleibt von der ersten Zusammenar­beit mit einer Frauenmann­schaft in ihrer bald 33-jährigen Trainerkar­riere? BIEGLER: Ich möchte diese tolle Erfahrung überhaupt nicht missen und bin froh, dass ich sie machen durfte. Diese Zeit wird immer ein fester Bestandtei­l in meinem Handball-Leben bleiben. Ich lobe zu Recht die Einsatzber­eitschaft, die Energieber­eitstellun­g. Das haben die Ladies toll gelebt. Ich werde den Bereich intensiv weiterverf­olgen und den Kontakt halten. FRAGE: Was wäre für Sie ein perfekter -bschied? BIEGLER: Wenn die Ladies eine sehr erfolgreic­he WM spielen, sich aber auch wohlfühlen und sie genießen können. Und dann wünsche ich mir, dass die WM nachhaltig wirkt für den Frauen-Handball. Darüber würde ich mich sehr freuen.

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DPA-BILD: JASPERSEN Eindringli­ch: Bundestrai­ner Michael Biegler (Mitte) redet in einer Auszeit mit seinen Spielerinn­en.

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