Nordwest-Zeitung

Vom Streetball­er zum Bundesliga­profi

Karriere von Philipp Schwethelm begann auf einem Freiplatz – Baskets-Spieler blickt zurück

- VON ARNE JÜRGENS

Schon als Dreijährig­er wollte Schwethelm draußen bei den Älteren mitspielen. Er blieb am Ball – und wurde einer der ganz Großen.

OLDENBURG – Jeder fängt mal klein an. Das musste auch der junge Philipp Schwethelm feststelle­n. Schon als Dreijährig­er will er seinem sieben Jahre älteren Bruder nacheifern und folgt ihm auf seinem Bobbycar zum einzigen Basketball­korb in der Nähe. Doch die Jugendlich­en lassen das kleine Kind nicht mitspielen. „Die Jungs waren sauer, weil ich meinen kleinen Ball ständig aufs Spielfeld geschmisse­n habe. Ich musste dann durch sämtliche Vorgärten klettern, weil sie den Ball weggekickt haben“, erzählt Schwethelm schmunzeln­d.

25 Jahre später misst Schwethelm stattliche 2,01Meter und ist ein gestandene­r Basketball-Profi. In zwölf Bundesliga-Jahren hat er 386 Partien in Deutschlan­ds Eliteliga bestritten, für die Nationalma­nnschaft stand er 49 Mal auf dem Parkett. Seit der Saison 2015/16 spielt Schwethelm bei den EWE Baskets Oldenburg, wo er zu den absoluten Punktet seit 2015 für die EWE Baskets: Philipp Schwethelm zählt in Oldenburg zu den absoluten Sympathiet­rägern. Sympathiet­rägern zählt. Ihren Anfang nahm Schwethelm­s große Karriere auf den Freiplätze­n in Nordrhein-Westfalen. „Ich bin durch Streetball zum Basketball gekommen“, sagt er.

Streetball-Platz im Dorf

Der heute 28-Jährige wächst in Hunstig am Südrand von Gummersbac­h auf. Zu Beginn der 90er Jahre spielt Basketball in dem idyllische­n 850-Einwohner-Dorf eine erstaunlic­h große Rolle. „Mein Bruder war fest in der örtlichen Streetball-Szene in Gummersbac­h verankert“, erzählt Schwethelm.

Ein Korb steht auch zur Verfügung. Auf einem Betonplatz, keine zehn Gehminuten von Schwethelm­s Elternhaus entfernt, hat man an eine alte Ampelstang­e ein Brett und einen Ring gehängt.

Direkt neben dem „Basketball­feld“liegt ein Sandkasten, so dass die Streetball­er immer einen Besen dabeihaben, „danicht mit es zu rutschig wird“. Die Faszinatio­n Basketball­packtSchwe­thelmsofor­t, „auch wenn ich die ersten zwei Jahre überhaupt nicht mit dem Ball an den Ring gekommenbi­n.Ichhabe gejubelt, wenn ich mal das Netz berührt habe.“Doch der Dreikäseho­ch bleibt am Ball. Schnell offendem bart sich bei späteren Nationalsp­ieler ein enormes Talent. Da es in der Nähe keinen Basketball­verein gibt, fährt Schwethelm­s Mutter ihren Sprössling bereits mit sechs Jahren zweimal die WoBensberg che zum TV ins fast 40 Kilometer entfernte Bergisch Gladbach.

Sprungbret­t für Kinder

„Ich hatte damals ein Basketball­magazin abonniert und darin ein Zitat von Karl Malone gelesen, wonach er jeden den Tag in Kraftraum geStunde, he. Denn jede die er nicht im Kraftraum verbringe, sei jemand anderes dort, um ihn fertigzuma­chen“, berichSchw­ethelm, tet der sich von der Aussage des NBA-Stars inspiriere­n lässt. Wann immer er kann, schnappt sich der kleine Schwethelm seinen Ball und spielt auch im ströRegen menden allein auf dem Platz – um den anderen einen Schritt voraus zu sein.

Euf vielen Streetball-Plätzen schauen regelmäßig Trainer vorbei, um nach Talenten zu suchen. Auch der deutsche NBA-Star Dennis Schröder wurde so entdeckt. „Gerade für Jungs aus sozialen Brennpunkt­en ist das eine große Chance“, sagt Schwethelm. Selbst wenn es nicht für eine Profilaufb­ahn reiche, sei Streetball in jedem Fall eine gute Schule fürs Leben, meint der Baskets-Spieler: „Diese Jungs haben dann etwas, mit dem sie erfolgreic­h sind, und lernen, durch den Sport Regeln einzuhalte­n.“

Streetball zu fördern, ist dem 28-Jährigen eine Herzensang­elegenheit. Deshalb ist Schwethelm auch gerne das Gesicht des Projektes „StreetBask­ets4life“, welches von der Baskets Akademie Weser-Ems organisier­t wird.

Ziel ist es, an vier Standorten in Oldenburg, Westersted­e, Rastede und Bad Zwischenah­n Freiplätze zu bauen. Um das Projekt finanziere­n zu können, läuft noch bis zum Freitag eine Crowdfundi­ng-Aktion, durch die insgesamt 85000 Euro gesammelt werden sollen. „Als ich davon gehört habe, war ich sofort begeistert, dass hier sowas entsteht“, sagt Schwethelm, der sich durch seine eigenen Erfahrunge­n „gut damit identifizi­eren“kann.

Sollte das Projekt zustande kommen, wird er wohl auch selbst oft auf einem Streetball-Platz zu finden sein – und von dort vielleicht den nächsten Talenten ihren Weg an die Spitze ebnen.

@ Mehr Infos unter www.fairplaid.org/streetbask­ets

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BILD: MARTIN REMMERS
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Nein, es ist nicht Per Günther: Schwethelm (links) in Schwerin, zu Besuch bei seinem Cousin, der dem Nationalsp­ieler ähnlich sieht.
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PRIVAT Schon früh eifert der junge SchwetIdol­en helm seinen nach.BILDER:

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