„Meistertitel lohnt sich mehr denn je“
Fachkräfte zentrales Thema bei Vollversammlung der HWK Oldenburg – Sorge wegen Diesel
Diesjähriger Gastredner war Thorsten Müller. Er sprach u.a. über Ausbildungsabbrüche.
OLDENB)RG – Freude über die gute konjunkturelle Entwicklung, ein Loblied auf den Meistertitel und Verärgerung über drohende Diesel-Fahrverbote: Auf der Vollversammlung der Handwerkskammer (HWK) Oldenburg sparte Kammerpräsident Manfred Kurmann am Dienstag weder mit Lob noch mit Kritik.
Ausdrücklich betonte er die sichere Perspektive als Meister im Handwerk. „Während 2,5 Prozent der Akademiker arbeitssuchend sind, beträgt die Quote unter Meistern und Technikern sogar nur 1,8 Prozent“, sagte er mit Verweis auf eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln.
Positiv wertete Kurmann die im September erzielte Übereinkunft mit dem damaligen niedersächsichen Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) auf eine „Niedersächsische Meisterprämie“. Demnach Läuteten die Vollversammlung der HWK Oldenburg ein (v.l.): Gastredner Thorsten Müller, HWK-Präsident Manfred Kurmann und Hauptgeschäftsführer Heiko Henke
erhält jeder Meister, der seit 1. September 2017 seine Prüfung erfolgreich abgelegt hat, eine Anerkennungsprämie von 4000 Euro. „Das ist ein weiterer Anreiz für junge Menschen, eine Karriere im Handwerk in Angriff zu nehmen“, sagte er. „Der Meistertitel lohnt sich mehr denn je.“
Mit Sorge blickt Kurmann indes auf die drohenden Fahrverbote für Diesel in Städten. „Ich finde es sehr ärgerlich,
dass Gruppen wie das Handwerk die Fehler der Autoindustrie zu spüren bekommen“, meinte er. Etwa 85 Prozent der Fahrzeugantriebe seien Diesel. „Wir haben die Fahrzeuge in dem Vertrauen gekauft, dass sie über Jahre einsetzbar sind“, sagte er.
Zuvor hatte HWK-Hauptgeschäftsführer Heiko Henke über die Entwicklung der Kammer selbst berichtet. Positiv wertete er u.a. den
neuerlichen Anstieg der Mitgliedsbetriebe in diesem Jahr um 78 auf jetzt 12617. Zugleich wies er auf die unverändert hohen Zahlen bei Fortbildungs-, Gesellen-, Abschlussund Meisterprüfungen hin.
Gastredner Dr. Thorsten Müller, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Oldenburg-Wilhelmshaven, betonte, dass alle Wege genutzt werden sollten, um gute Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. „Denn die Zahl der arbeitslos gemeldeten Bewerber ist in vielen Berufen in den vergangenen Jahren gesunken“, sagte er.
Bei der Frage, welche Wege es für Unternehmen gibt, um die Zahl der Fachkräfte zu erhöhen, nannte er an erster Stelle die Berufsausbildung. Positiv wertete er, dass das Handwerk zuletzt in vielen Berufen das Ausbildungsangebot erhöht hätte und auch die Bewerberzahlen gestiegen seien. „Trotzdem reicht das bei Weitem nicht aus, um die Stellen zu besetzen“, sagte er.
Neben der Werbung für Ausbildungsberufe müssten deshalb auch die Ausbildungsabbrüche in den Blick genommen werden. Anders als in früheren Generationen falle es vielen Jugendlichen heute schwer, einen raueren Umgangston zu akzeptieren. „Die Generation Z ist durch Facebook gewöhnt, dass es ein ,Like‘ gibt – aber kein ,NotLike‘“, zitierte Müller den Personalexperten Christian Scholz. Für die Praxis bedeute dies, dass der Ausbilder heute mehr denn je einen „Draht“zu den Jugendlichen brauche.