Liebe, Rache und ein Fest der Stimmen
B–rockoper „Siroe“von Johann Adolph Hasse feiert Premiere im Großen Haus
Das Libretto entstand zu Beginn des 18. Jahrhunderts. In Oldenburg :ird es inszeniert als Mischung aus barockem B;hnenzauber und modernem Ansatz.
OLDENBURG < Siroe? Jeder, den man nach der Oper von Johann Adolph Hasse fragt, ist erst einmal ratlos. Nein, davon habe ich noch nie gehört, gesteht dieser dann. Dabei war die Geschichte um den persischen Königssohn einmal äußerst populär.
Der Librettist Pietro Metastasio schrieb zu Beginn des 18. Jahrhunderts den Text und es folgten sage und schreibe 35 Vertonungen. Auch sehr berühmte Komponisten wie Händel oder Vivaldi nahmen sich des Stoffes an. Johann Adolph Hasse selbst komponierte zwei Fassungen. Die erste Fassung hatte 1733 ihre Uraufführung in Bologna. Die Zweite wurde 1763 in Dresden geschrieben, am Ende von Hasses Anstellung als Königlich-Sächsischer Hofkapellmeister. Diese zweite Fassung war lange in Vergessenheit geraten und erst vor kurzem wieder ans Licht der Öffentlichkeit gelangt. 2014 gab es eine CD-Einspielung mit dem Countertenor Max Emanuel Cencic, der das Werk wiederbelebt hat. Am Oldenburger Staatstheater wird es nun die Oldenburger Erstaufführung geben. Überhaupt wird es seit langem eine der ersten szenischen Aufführungen in Deutschland sein.
Und da kann man sich laut Dramaturgin Christina Schmidl auf „ein Fest der
Stimmen“freuen. Es gibt sehr virtuose Arien, die eine Herausforderung für die Sänger und Sängerinnen sind. Generell ist die Oper musikalisch sehr spannend. Denn es ist einerseits eine typische Barockoper, deren Arien mit Affektdarstellungen und Emotionen nicht geizen. Andererseits weist sie aber auch schon Richtung Vorklassik.
Inhaltlich ist das Libretto recht kompliziert. Es gibt gleich drei Konflikte, die miteinander verwoben sind. Zum einen will König Cosroe seinen zweitgeborenen Sohn Medarse als Nachfolger auf
den Thron setzen. Doch der erstgeborene Siroe will dies nicht ohne weiteres hinnehmen. Zum anderen hat sich Emire als Mann verkleidet an den Hof geschlichen, um Rache für den Tod ihres Vaters zu nehmen, der von Cosroe in einer Schlacht geschlagen worden ist. Gleichzeitig liebt sie aber auch Siroe. Und schließlich ist da noch Laodice, die Geliebte des Königs, die aber eigentlich ebenfalls in Siroe verliebt ist. Siroe steckt in einem für die Zeit typischen tragischen Konflikt. Er weiß nicht, ob er für sein Recht und die Politik kämpfen
soll oder für sein privates Glück. Beides führt ihn jedoch ins Verderben.
Regisseur Jakob PetersMesser und Ausstatter Markus Meyer sind ausgewiesene Barockspezialisten. Und so wird es auch in diesem Fall eine opulente und sinnliche Inszenierung geben. „Es gibt viel zu gucken“, erzählt Dramaturgin Schmidl und erklärt: „Es ist ein Spiel zwischen barockem Bühnenzauber und modernem Ansatz.“Das bedeutet, es wird zum einen die barocke Bühnenmaschinerie genutzt, wie Flugelemente oder bemalte Prospekte, die
das Leben am Königshof ausmalen. Zum anderen wird der vor den Toren des Schlosses tobende Krieg durch moderne Elemente verdeutlicht, z. B. durch stilisierte Bilder aus aktuellen Kriegssituationen in Syrien.
Die gleiche Inszenierung wird es auch in Enschede in den Niederlanden geben. Die Aufführung ist eine Kooperation mit der Nederlandse Reisopera, und der Gastsänger Nicholas Tamagna sowie Hagar Sharvit, Sängerin des Oldenburgischen Staatstheaters, werden in Enschede zu sehen und zu hören sein.
Nicholas Tamagna singt Siroe. Als sein Vater König Cosroe tritt Philipp Kapeller auf. Die Rolle von Siroes Bruder Medarse nimmt Yulia Sokolik ein. Hagar Sharvit ist Emira und Sooyeon Lee spielt die Laodice. Als Arasse wird Martyna Cymerman zu sehen und zu hören sein. Die musikalische Leitung hat Wolfgang Katschner.