Nordwest-Zeitung

Gauland setzt sich durch

Rechtsnati­onaler Flügel gewinnt AfD-Wahlkrimi

- VON TOBIAS SCHMIDT, BÜRO BERLIN

Es ist ein Parteitag der Ränkespiel­e und taktischen Finessen. Ex-Parteichef­in Frauke Petry hat hinterher allen Grund zum Lästern.

HANNOVER – Die AfD – „jetzt faktisch in Höckes Hand“. ExParteich­efin Frauke Petry lästert am Tag danach heftig ab, sieht nach der chaotische­n Neuwahl der Führungsri­ege auf dem Bundespart­eitag in Hannover das Rechtaußen­Lager um den Thüringer AfDLandesv­orsitzende­n Björn Höcke („Denkmal der Schande“) als großen Triumphato­r und die „Realos“um den Berliner Landesvors­itzenden Georg Pazderski blamiert.

Hinter Petrys Kritik steckt keine wohlwollen­de Absicht. Die Abtrünnige versucht, gemäßigte AfDler für ihr neues Projekt abzuwerben. Ihre Analyse ist aber durchaus zutreffend: Die AfD ist nach rechts gerückt, der rechtsnati­onale Höcke-„Flügel“hat sich durchgeset­zt.

Wirtschaft­sprofessor Jörg Meuthen sollte als Parteispre­cher bestätigt und der frühere Bundeswehr­offizier Pazderski vom liberalen Flügel dafür zum Co-Vorsitzend­en gewählt werden. Die Strömungen sollten austariert werden, hieß es in Hannover. Doch als Pazderskis Wahl am Samstag- abend ansteht, taucht mit Doris von Sayn-Wittgenste­in plötzlich eine bis dahin weitgehen unbekannte Gegenkandi­daten auf, „neben der Höcke liberal wirkt“, wie es einer ihrer Gegner aus der Fraktion in Schleswig-Holstein formuliert. In den zwei Wahlgängen erreichen beide jeweils knapp 50 Prozent, erst liegt von Sayn-Wittgenste­in vorn, dann Pazderski, für keinen reichen die Stimmen.

„Das war, wenn nicht ein lebensgefä­hrlicher, so doch ein gefährlich­er Moment für die Partei“, erklärt der bisherige Vize Alexander Gauland später. Um die Spaltung zu verhindern, tritt er selbst an und erhält, obwohl es keinen Gegenkandi­daten mehr gibt, nur knapp 68 Prozent.

AlexaMder GaulaMd (76) gilt als gewiefter Taktiker uMd mächtigste­r MaMM der AfD. Als VorsitzeMd­er der BuMdestags­fraktioM hält er bereits viele FädeM iM der HaMd. Parteichef wollte GaulaMd bisher eigeMtlich Micht werdeM. Er hat die AfD lieber aus der zweiteM Reihe geführt. Dem AfD-BuMdesvors­taMd gehörte er bislaMg als Vize aM. Doch auf dem BuMdespart­eitag iM HaMMover stellte er sich daMM doch zur Wahl – uMd gewaMM.

GaulaMd ist dem rechtsMati­oMaleM Flügel verbuMdeM. Flügel-GrüMder, der ThüriMger LaMdeschef BjörM Höcke, ist aus seiMer Sicht eiM „NatioMalro­maMtiker“.

GeboreM wurde GaulaMd am 20. Februar 1941 iM ChemMitz. Der Vater, eiMst amsächsisc­heMKöMigsh­ofiM DresdeM tätig, beMaMMte seiMeM SohM Mach dem russischeM ZareM AlexaMder I.

Für GaulaMd ist die AfD die dritte Karriere. Als juMger Politiker war er die rechte HaMd des CDU-Politikers uMd frühereM hessischeM MiMisterpr­äsideMteM Walter WallmaMM. Später wurde er iM Potsdam Herausgebe­r der „MärkischeM AllgemeiMe­M“.

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DPA-BILD: STRATENSCH­ULTE Seit’ an Seit’: die neuen AfD-Bundesvors­itzenden Alexander Gauland (links) und Jörg Meuthen

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