Kegeln n'cht mehr „ze'tgemäß“
Bport verzeichnet Rückgang um rund 80 Prozent
HANNOVER/BREMEN – Ein geselliger Abend auf der Kegelbahn – vor 30 Jahren gehörte das für viele Deutsche zum festen Freizeitprogramm. Wer mit Kollegen oder Freunden kegeln wollte, musste sich oft Wochen im Voraus um die Reservierung der Bahnen kümmern. Heute ist die Situation eine andere.
„Die Belegung ist ziemlich zurückgegangen“, sagt der Ehrenvorsitzende des Bremer Kegler-Vereins, Herbert Kück, (83) über das Bremer Kegelsportzentrum, das nach seinen Worten mit 32 Bahnen die größte Anlage Norddeutschlands ist. „Wir haben nur noch 20 bis 30 Prozent von früher. Es waren schöne Zeiten und die schönen Zeiten sind leider vorbei.“In Niedersachsen sieht es ähnlich aus. „Es gibt so gut wie keine Hobby-Sportler mehr“, berichtet der Vorsitzende des Keglerverbandes Niedersachsen, Jürgen Ketelhake (65), aus Springe nahe Hannover.
Der Niedergang des Kegelsports lässt sich mit vielen Zahlen veranschaulichen. „In der Blütezeit Mitte der 80er Jahre haben wir rund 45000 Mitglieder gehabt, heute sind es etwa 6500“, sagt Ketelhake über den niedersächsischen Verband. Im Nachbarbundesland ist der Rückgang ebenfalls drastisch. „Die Kegelvereine im Land Bremen hatten in den 1980er Jahren etwa 3000 Mitglieder, jetzt sind es ungefähr 400“, so Kück.
Als Problem nennen beide Männer die Altersstruktur. „Kegeln ist total überaltert“, sagt Ketelhake. Kück bringt es auf den Punkt: „Die Jugend kommt nicht nach und die Alten sterben aus.“
Dass Niedersachsen und Bremen mit dieser Entwicklung nicht alleine sind, weiß Ketelhake auch aus seiner Arbeit als Präsident des Deutschen Bohle Kegler Verbandes (DBKV). Nach seinen Worten waren bei der Dachorganisation für das Kegeln auf Bohle-Bahnen vor zehn Jahren rund 10000 Jugendliche Mitglied, heute sind es noch etwa 1000. „Kegeln ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Ketelhake, der nach eigenen Angaben seit knapp 40 Jahren Führungspositionen im Kegelsport innehat. Viele Kegler wollten das nicht wahrhaben. Für die Zukunft hat Ketelhake wenig Hoffnung. „Alles, was wir versucht haben, hat nichts gebracht. Es gibt die Klientel nicht mehr.“SportarTischtennis ten wie oder Handball hätten ähnliche Probleme. „Natürlich tut das weh, aber das bringt uns ja nicht weiter.“Kück ist ebenwenig falls optimistisch: „Wenn das so weiter geht, ist es spätestens in fünf bis zehn Jahren zu Ende mit den großen Hallen. Die Jugend ist nicht mehr so interessiert.“ Kegeln war einst eine beliebte Sportart.