Außenseiter bringen Leben in die Bude
Oldenburg erlebt stimmungsvollen WM-Auftakt – Mitfavorit Brasilien enttäuscht
Schon mehr als 10 000 Karten wurden in Oldenburg an zwei Tagen verkauft. Für die Spielerinnen steht ein Gebetsraum zur Verfügung.
OLDENBURG – Der Eventmanager des Weltverbandes IHF staunte nicht schlecht. Der Italiener Marco Tosi Brandi studierte am Sonntag im weltweiten Netz das erste Echo der internationalen Presse auf die Handball-WM in Deutschland. „Marco kam auf mich zu und war stolz wie Oskar“, berichtete Oldenburgs OK-Chef Thomas Gerster von einem guten Gespräch mit seinem „Vorgesetzten“. Kein Wunder, die Vorrundengruppe C erhielt beste Kritiken.
„Von allen vier Vorrundenspielorten
haben wir zum WM-Auftakt die höchste Zahl an verkauften Eintrittskarten verbucht“, freute sich auch Gerster, der für die fünf Spieltage (2. bis 8. Dezember) in der großen EWE-Arena mit 20000 Tickets kalkuliert hat, nach nur zwei Spieltagen mit sechs Partien aber schon mehr als 10 000 verkauft hat.
Gerster kam nach eigenen Angaben bislang mit „150 bis 200 Freikarten“für das StartWochenende aus. Mehr noch als die Kartennachfrage begeisterte den IHF-Beauftragten aus Rimini dabei die fantastische Stimmung auf den Rängen der Oldenburger Arena. „Das war ein gutes Spektakel. So kann es gern weitergehen“, befand Tosi Brandi.
Der örtliche Ausrichter scheint in der Tat auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. So wurde unmittelbar vor dem Oldenburger WM-Erschen
öffnungsspiel zwischen Russland und Tunesien die kurzfristige Bitte nach der Bereitstellung eines Gebetsraums an den OK-Chef herangetragen. Mit dem Büro des WMSpieltechnikers war schnell ein geeigneter Raum gefunden, die tunesische Delegation zufriedengestellt worden.
Für das Spektakel auf dem blauen WM-Spielboden waren die Handballerinnen zuständig. So gab es in Oldenburg gleich am ersten Spieltag zwei faustdicke Überraschungen durch die frechen Außenseiter Montenegro und Japan. Ex-Europameister Montenegro, mit dem erst vor zwölf Tagen verpflichteten schwedi-
Coach Per Johansson, führte den dreimaligen Olympiasieger Dänemark vor 3079 Zuschauern nach allen Regeln der Handballkunst vor.
Angetrieben von den Stars Jovanka Radicevic (12 Tore) und Katarina Bulatovic (4) mussten sich die ambitionierten Däninnen glatt mit 24:31 geschlagen geben. „Montenegro ist zwar ein kleines Land, aber wir haben ein großes Herz“, kommentierte Radicevic den leidenschaftlichen Auftritt ihrer Mannschaft, die am Sonntag gegen Gold-Favorit Russland mit 24:28 verlor. Dänemark rehabilitierte sich am Abend für die Auftaktniederlage und bezwang Japan mit 32:18.
Zuvor war fast der zweite Streich eines vermeintlichen Außenseiters gefolgt. Tunesien, am Samstag von Russland vorgeführt, brachte den Mitfavoriten Brasilien an den
Rand einer Niederlage. Nur mit viel, viel Glück und einer starken Torfrau Barbara Arenhart feierte das Team vom Zuckerhut einen 23:22-Zittersieg und bleibt damit im Rennen um den Achtelfinaleinzug.
Diese Schmach konnten die Brasilianerinnen gegen Japan gerade noch abwenden. Der Zweite der Asienmeisterschaft stellte die Brasilianerinnen mit seiner dynamischen Spielweise offenbar vor größere Abwehrprobleme als gedacht. Japan führte nach 25 Minuten 14:7, der Medaillenkandidat vom Zuckerhut wackelte, und durfte heilfroh sein, die Partie noch so eben mit 28:28 beendet zu haben.
Solche nicht unbedingt erwarteten Ergebnisse kommen beim Publikum an. Die durchweg erstklassigen Leistungen der Teams auf der Platte wurden nicht nur einmal mit Standing Ovations bedacht.