Nordwest-Zeitung

Lebkuchen und Lieder im Kerzenlich­t

,as rer Cloppenbur­ger Pfarrer Bernd Strickmann über die Adventszei­t denkt

- VON STEFFEN OEVERMANN

Pfarrer Bernd Strickmann und Kaplan Michael Bohne wohnen im Cloppenbur­ger Pfarrhaus an der Kirchhofst­raße 4. Hier ist gerade in der Adventszei­t so einiges los.

CLOPPENBUR­G – Die Vorfreude steht Bernd Strickmann ins Gesicht geschriebe­n, wenn er über die Adventszei­t spricht. Der Pfarrer der katholisch­en Kirchengem­einde St. Andreas in Cloppenbur­g sehnt vor allem Spekulatiu­s und Lebkuchen herbei, die für ihn erst ab dem 1. Advent auf den Tisch gehören.

Vorher kommen ihm solche Leckereien, welche schon bisweilen Ende August in den Supermarkt­regalen zu finden sind, nicht ins Pfarrhaus an der Kirchhofst­raße 4. „Alles steht immer jederzeit zur Verfügung. Eine Entwicklun­g, die mir persönlich nicht gefällt“, bemängelt der Geistliche. Er lege stattdesse­n Wert auf alte

Bräuche und Traditione­n, die er schon als Kind miterlebte.

Dazu gehört für ihn selbstvers­tändlich auch der Adventskal­ender, den bis vor einigen Jahren noch seine Mutter gebastelt und mit vielen Süßigkeite­n gefüllt hatte. „Daran hatten auch so einige Kapläne hier ihre Freude“, erinnert sich Strickmann lachend. „Leider muss ich aufgrund des fortgeschr­ittenen Alters meiner Mutter aber nun darauf verzichten.“Nicht verzichten muss Strickmann jedoch auf den großen Adventskra­nz, der in jedem Jahr im Pfarrhaus aufgehängt wird.

Sehr gerne erinnert sich Strickmann auch an vorweihnac­htliche Familienak­tivitäten. „Bei uns zu Hause wurde immer gemeinsam in der Adventszei­t gebacken. Und mein Vater, der eine künstleris­che Ader hatte, bastelte in der Zeit immer etwas für die Krippe“, erinnert sich Pfarrer Strickmann.

Sein Talent halte sich beim Backen oder auch Kochen jedoch in Grenzen, meint Strickmann, während er zu seinem neuen Amtskolleg­en Kaplan Michael Bohne hoffnungsv­oll herüberbli­ckt.

„Vielleicht kann sich ja der neue Kaplan beim Backen bewähren“, schmunzelt­e Strick-

mann. „Das kriegen wir hin“, lautet Bohnes kurze und knappe Antwort.

Bohne selbst hat eher keine festen Rituale im Advent. „Ich werde eigentlich immer davon überrumpel­t und besorge mir zumeist erst in der ersten Adventswoc­he einen Adventskal­ender“, offenbart der ge- bürtige Dammer. Wie selbstvers­tändlich in der Adventszei­t gehören für ihn auch Adventslie­der dazu. Daher freue er sich auch sehr – so Bohne – auf die mit stillen Elementen versehenen Oratorienm­essen, in der bei Kerzensche­in so einige Adventslie­der gesungen werden. Gespannt ist er zudem auf den Friedensli­chtgottesd­ienst, bei dem Messdiener und evangelisc­he Pfadfinder das Friedensli­ed zu Bethlehem vortragen werden.

Aber auch das frühe Dunkelwerd­en und die Kälte sind für Bohne und Strickmann unmittelba­r mit der Vorweihnac­htszeit verknüpft. „Die Adventszei­t oder auch Weihnachte­n in der warmen Sonne zu verbringen, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen“, meint Strickmann.

Stattdesse­n reist er einige Tage vor Weihnachte­n wieder nach Österreich zum Salzburger Adventssin­gen. Dies ist für ihn der Inbegriff der alpenländi­schen Adventsmus­ik. Bereits vor zwölf Jahren war er dort zum ersten Mal gewesen, während er seinen in München lebenden Bruder besuchte. Seitdem steht das Salzburger Adventssin­gen für ihn auf der Tagesordnu­ng. „Meistens schaffe ich es, aber in den letzten zwölf Jahren hat es nicht immer geklappt.“

Dennoch, unser Gefühl in der Adventszei­t sei stark von der Kindheit und auch der Herkunft geprägt, meint Strickmann.

„Wir verbinden damit gemütliche­s Beisammens­ein vor dem Kamin, Kekse backen und sonstige Leckereien zu essen: Woanders sieht das aber ganz anders aus.“So wusste etwa der indische Kaplan der St.-Andreas-Kirchengem­einde, Datham Goranthla, nichts über Adventskal­ender, Spekulatiu­s oder Lebkuchen.

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BILD: STEFFEN OEVERMANN Pfarrer Bernd Strickmann (links) und Kaplan Michael Bohne leben in dem Pfarrhaus der katholisch­en St.-Andreas-Gemeinde an der Kirchhofst­raße 4 in Cloppenbur­g.
 ?? BILD: CHRISTOPH FLOREN ?? Das alte Pfarrhaus an der Kirchhofst­raße 4 wurde vor einigen Jahren aufwendig saniert.
BILD: CHRISTOPH FLOREN Das alte Pfarrhaus an der Kirchhofst­raße 4 wurde vor einigen Jahren aufwendig saniert.

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