Lebkuchen und Lieder im Kerzenlicht
,as rer Cloppenburger Pfarrer Bernd Strickmann über die Adventszeit denkt
Pfarrer Bernd Strickmann und Kaplan Michael Bohne wohnen im Cloppenburger Pfarrhaus an der Kirchhofstraße 4. Hier ist gerade in der Adventszeit so einiges los.
CLOPPENBURG – Die Vorfreude steht Bernd Strickmann ins Gesicht geschrieben, wenn er über die Adventszeit spricht. Der Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Andreas in Cloppenburg sehnt vor allem Spekulatius und Lebkuchen herbei, die für ihn erst ab dem 1. Advent auf den Tisch gehören.
Vorher kommen ihm solche Leckereien, welche schon bisweilen Ende August in den Supermarktregalen zu finden sind, nicht ins Pfarrhaus an der Kirchhofstraße 4. „Alles steht immer jederzeit zur Verfügung. Eine Entwicklung, die mir persönlich nicht gefällt“, bemängelt der Geistliche. Er lege stattdessen Wert auf alte
Bräuche und Traditionen, die er schon als Kind miterlebte.
Dazu gehört für ihn selbstverständlich auch der Adventskalender, den bis vor einigen Jahren noch seine Mutter gebastelt und mit vielen Süßigkeiten gefüllt hatte. „Daran hatten auch so einige Kapläne hier ihre Freude“, erinnert sich Strickmann lachend. „Leider muss ich aufgrund des fortgeschrittenen Alters meiner Mutter aber nun darauf verzichten.“Nicht verzichten muss Strickmann jedoch auf den großen Adventskranz, der in jedem Jahr im Pfarrhaus aufgehängt wird.
Sehr gerne erinnert sich Strickmann auch an vorweihnachtliche Familienaktivitäten. „Bei uns zu Hause wurde immer gemeinsam in der Adventszeit gebacken. Und mein Vater, der eine künstlerische Ader hatte, bastelte in der Zeit immer etwas für die Krippe“, erinnert sich Pfarrer Strickmann.
Sein Talent halte sich beim Backen oder auch Kochen jedoch in Grenzen, meint Strickmann, während er zu seinem neuen Amtskollegen Kaplan Michael Bohne hoffnungsvoll herüberblickt.
„Vielleicht kann sich ja der neue Kaplan beim Backen bewähren“, schmunzelte Strick-
mann. „Das kriegen wir hin“, lautet Bohnes kurze und knappe Antwort.
Bohne selbst hat eher keine festen Rituale im Advent. „Ich werde eigentlich immer davon überrumpelt und besorge mir zumeist erst in der ersten Adventswoche einen Adventskalender“, offenbart der ge- bürtige Dammer. Wie selbstverständlich in der Adventszeit gehören für ihn auch Adventslieder dazu. Daher freue er sich auch sehr – so Bohne – auf die mit stillen Elementen versehenen Oratorienmessen, in der bei Kerzenschein so einige Adventslieder gesungen werden. Gespannt ist er zudem auf den Friedenslichtgottesdienst, bei dem Messdiener und evangelische Pfadfinder das Friedenslied zu Bethlehem vortragen werden.
Aber auch das frühe Dunkelwerden und die Kälte sind für Bohne und Strickmann unmittelbar mit der Vorweihnachtszeit verknüpft. „Die Adventszeit oder auch Weihnachten in der warmen Sonne zu verbringen, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen“, meint Strickmann.
Stattdessen reist er einige Tage vor Weihnachten wieder nach Österreich zum Salzburger Adventssingen. Dies ist für ihn der Inbegriff der alpenländischen Adventsmusik. Bereits vor zwölf Jahren war er dort zum ersten Mal gewesen, während er seinen in München lebenden Bruder besuchte. Seitdem steht das Salzburger Adventssingen für ihn auf der Tagesordnung. „Meistens schaffe ich es, aber in den letzten zwölf Jahren hat es nicht immer geklappt.“
Dennoch, unser Gefühl in der Adventszeit sei stark von der Kindheit und auch der Herkunft geprägt, meint Strickmann.
„Wir verbinden damit gemütliches Beisammensein vor dem Kamin, Kekse backen und sonstige Leckereien zu essen: Woanders sieht das aber ganz anders aus.“So wusste etwa der indische Kaplan der St.-Andreas-Kirchengemeinde, Datham Goranthla, nichts über Adventskalender, Spekulatius oder Lebkuchen.