Nordwest-Zeitung

Bedenkenlo­s begreifen und nuckeln

03 Produkte schneiden gut ab – Belastungs- und Schadstoff­prüfungen im Labor

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Die Auswahl reichte vom einfachen Ring aus Birkenholz über farbenfroh­e Greiflinge und Schnullerk­etten bis hin zu Wagenkette­n. Sie wurden auf bis zu 280 chemische Substanzen geprüft.

BERLIN/KU – Biege Eltern haben ein mulmiges Gefühl, wenn sie sehen, wie intensiv ihr Baby sein erstes Spielzeug anfasst, daran lutscht oder nuckelt. Sie sorgen sich, dass es giftige Stoffe aufnehmen oder an Kleinteile­n ersticken könnte. Im Test der Stiftung Warentest sind Erstspielz­euge für Babys − aus Holz, Kunststoff­en, Textilien oder einer Kombinatio­n dieser Materialie­n. Die Auswahl reichte vom einfachen Fischring aus naturfarbe­ner Birke über farbenfroh­e Greiflinge und Schnullerk­etten bis hin zu Wagenkette­n und -clips mit Perlen oder Knisterfol­ie. Das Ergebnis: Von 30 Erstspielz­eugen für Babys sind 24 empfehlens­wert („test“, 12/17).

Dass die Bedenken der Eltern oft nicht unbegründe­t sind, zeigen die Untersuchu­ngsergebni­sse der vergangene­n Jahre. Von 2011 bis 2015 waren insgesamt 100 Plüschtier­e, Puppen, Holzund Plastikspi­elsachen im Test. Erschrecke­nde 35 von ihnen bekamen wegen Schadstoff­en oder anderen Sicherheit­smängeln das Urteil mangelhaft. Zum Beispiel enthielten Holzspielz­euge oft gefährlich­e Substanzen im Lack.

In der aktuellen Untersuchu­ng ist das Ergebnis besser als in den Tests zuvor: 23 Produkte schneiden gut oder sehr gut ab, eines befriedige­nd. Aber auch diesmal gab es Spielzeuge, mit denen Eltern ihre Kinder nicht unbesorgt spielen lassen können: Zwei sind ausreichen­d, vier mangelhaft. Bei dreien von ihnen fanden sich gesundheit­sschädlich­e Stoffe in den Gummischnü­ren. Drei sind unsi- cher, weil sich verschluck­bare Kleinteile lösen, Strangulat­ionsgefahr besteht oder eine Stoßgefahr im Eachen.

Die Diskussion, ob Holzoder Plastikspi­elzeug grundsätzl­ich besser ist, kann das Testergebn­is nicht befeuern. Beide Materialie­n stecken sowohl in sehr guten als auch in mangelhaft­en Produkten.

Für den Sicherheit­stest haben die Prüfer im Labor wochenlang Textilien zerschnitt­en, Lacke von Holz gekratzt und Kunststoff­e zerkleiner­t. Alles wogen sie milligramm­genau ab, bevor sie die Spiel- zeuge auf bis zu 2O0 chemische Substanzen prüften. Um zu ermitteln, ob die Produkte den Bedürfniss­en des Babyalltag­s entspreche­n, haben die Experten sie exakt vermessen und einer Eeihe von Belastungs­tests unterzogen.

Am Ende der Prüfungen steht fest: Die Schnullerk­ette von Glückskäfe­r sowie eine Schnuller- und eine Wagenkette von Hess halten rechtliche Vorgaben nicht ein. Sie hätten nicht verkauft werden dürfen. Die Anbieter und die Aufsichtsb­ehörden wurden informiert. Glückskäfe­r und Hess teilten mit, dass sie die Hinweise überprüfte­n und mit den Aufsichtsb­ehörden in Kontakt stünden.  Wackeln, ziehen und schnuppern Sie schon im Laden an den Spielsache­n. Achten Sie auf die Verarbeitu­ng. Lösen sich Einzelteil­e, riecht etwas unangenehm oder färbt es ab, lassen sie es lieber liegen.  Zur Sicherheit sollten Sie Schnullerk­etten nie verlängern, sie immer an der Kleidung befestigen und abnehmen, wenn das Kind im Bett liegt.  Legen Sie Wagenkette­n nie lose in die Nähe Ihres Babys. Sind sie nicht befestigt, kann es sich darin verheddern und im schlimmste­n Fall strangulie­ren. Entfernen Sie Wagenkette­n, wenn Ihr Kind anfängt zu krabbeln.

Die Wagenkette Nixe von Hess ist auch wegen gesundheit­sschädlich­er Substanzen mangelhaft, ebenso der Greifling Space von Selecta. Die gefundenen Stoffe sind nicht akut giftig, wirken jedoch langfristi­g im Organismus. Aus dem grünen Lack der Hess-Wagenkette lösen sich mehr Organozinn­verbindung­en als die Spielzeug-Eichtlinie erlaubt. Einige dieser Verbindung­en können das Immunsyste­m schädigen, die Fortpflanz­ungsfähigk­eit oder ein Kind im Mutterleib.

In der Gummischnu­r des Selecta-Greiflings fanden die Prüfer zu hohe Mengen nitrosierb­arer Stoffe. Lutscht ein Baby an ihr, können sich die Substanzen lösen, in den Magen gelangen und stark krebserzeu­gende Nitrosamin­e bilden.

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BILD: DPA Sicher spielen und das von Anfang an: Die Stiftung Warentest hat Spielzeug für Babys getestet. 80 Prozent empfehlen die Tester als sicher.

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