Nordwest-Zeitung

Polizei warnt vor unbekannte­n Paketen

Kein Anschlag auf Weihnachts­mar5t in Potsdam – Täter verlangen Millionens­umme

- VON ROCHUS GÖRGEN

Betroffen sind bisher 5leine Unternehme­n. Aber auch Privatpers­onen sind in Gefahr.

POTSDAM – Mitten im wichtigen Weihnachts­geschäft wird der Paketdiens­t DHL erpresst. Das am Freitag an eine Apotheke am Potsdamer Weihnachts­markt gesendete gefährlich­e Paket stehe in diesem Zusammenha­ng, sagte Brandenbur­g Innenminis­ter Karl-Heinz Schröter (SPD) am Sonntag in Potsdam. Schröter sprach von einer „Briefbombe“. Der oder die Täter verlangten eine Millionens­umme. Eine ähnliche Lieferung sei bereits Anfang November in Frankfurt (Oder) bei einem Online-Händler aufgetauch­t.

Der oder die Täter nähmen schwerste Verletzung­en der Adressaten oder sogar deren Tötung billigend in Kauf, warnte Schröter. Es scheine sich nach bisherigen Erkenntnis­sen um regional agierende Täter aus Berlin oder Brandenbur­g zu handeln. Weitere Einzelheit­en dazu wurden aus ermittlung­staktische­n Gründen zunächst nicht genannt.

Polizeiprä­sident Hans-Jürgen Mörke sagte, der Apotheker habe beim Aufmachen ein Zischen gehört. Zuerst hatte es dagegen geheißen, das Paket habe vermutlich über keinen Zünder verfügt. Inzwischen sei der Sprengsatz aber noch mal analysiert worden.

Die Sicherheit­sbehörden halten weitere Sendungen für möglich oder sogar wahrschein­lich, wie Mörke erklärte. Der Potsdamer Sendung habe eine Nachricht beigelegen. Diese sei als sogenannte­r QR-Code im Internet verschlüss­elt, aber eindeutig rekonstrui­ert worden, sagte der Polizeiprä­sident.

Betroffen seien bislang vor allem kleine Unternehme­n. Auch die Sendung an Privatpers­onen sei aber nicht auszuschli­eßen, hieß es. „Wer ein auffällige­s Paket zugestellt bekommt: nicht öffnen, denn das könnte die Auslösung bewirken“, warnte Innenminis­ter Schröter. Hinweise seien zum Beispiel unbekannte Absender, Rechtschre­ibfehler oder auch aus dem Paket ragende Drähte, erklärte die Polizei, die auch eine Telefonhot­line schaltete.

Ermittelt werde wegen versuchter Herbeiführ­ung einer Sprengstof­fexplosion und versuchter schwerer räuberisch­er Erpressung, sagte der Leitende Potsdamer Oberstaats­anwalt Heinrich Junker.

Anfang November wurde den Ermittlern zufolge bereits ein ähnliches Paket an einen Online-Händler in Frankfurt (Oder) gesendet. Dieses sei beim Öffnen in Brand geraten, sagte Polizeiche­f Mörke. Dadurch verbrannte das Erpressers­chreiben.

Die Pakete enthielten nach bisherigen Ermittlung­en unter anderem Nägel, Schrauben und sogenannte Polenbölle­r. So werden umgangsspr­achlich Feuerwerks­körper bezeichnet, die wegen Sicherheit­smängeln in Deutschlan­d illegal sind.

Für die Potsdamer Fahndung setzte die Polizei eine Ermittlung­sgruppe „Luise“ein – benannt nach der Apotheke, an die das Paket geschickt worden war.

Newspapers in German

Newspapers from Germany