Nordwest-Zeitung

Soll erfüllt – Asyl-Einrichtun'en leeren sich

Während das Übergangsh­eim in Betrieb genommen wurde, stehen Schließung­stermine für andere Häuser fest

- VON MARC GESCHONKE

Weitere Pläne zum Umbau von Einrichtun­gen liegen in der Schublade. Bis Ende März gibt es keine weiteren Zuweisunge­n durch das Land.

OLDENBURG – „Alle bisherigen Unterbring­ungskapazi­täten in der Stadt Oldenburg sind nahezu vollständi­g ausgeschöp­ft.“So stand es vor ziemlich genau zwei Jahren – Ende November 2015 – in der Tischvorla­ge, die dem Sozialauss­chuss gereicht wurde. Zehn zentrale Standorte, darunter drei Containera­nlagen und die Notunterku­nft in der Sporthalle Fliegerhor­st, wurden damals kurzfristi­g hergericht­et und teils übervoll bezogen. Exklusive weiterer dezentrale­r Objekte.

KGU WERDEN AUFGELÖST

Heute hat sich einiges verändert. Neben den 114 (!) dezentral angemietet­en Wohnräumen gibt nur noch vier Massenunte­rbringunge­n, und diese sind – wenn überhaupt – gerade mal zur Hälfte belegt. Und obwohl die Stadt in den allermeist­en Asylfragen längst das Heft in die Hand genommen hat und agieren kann, wird man in diesem einen Punkt noch einmal reagieren: Die Schließung der Kommunalen Gemeinscha­ftsunterku­nft (KGU) II an der Cloppenbur­ger Straße zum 31. Dezember dieses Jahres ist fix, die restlichen Räumlichke­iten

der KGU an der Georg-BöltsStraß­e (sukzessive waren bereits Hallen wie das hiesige Modezentru­m geschlosse­n worden) werden zum 28. Februar aufgelöst. „Im Herbst 2015 konnte niemand vorhersehe­n, was passiert“, sagt Ingo Tulodetzki (mittlerwei­le Leiter des Amtes für Zuwanderun­g und Integratio­n), „wenn es nun künftig aber wieder erhöhte Anforderun­gen geben sollte, sind wir in der Lage, entspreche­nd zu agieren.“

UMBAUPLÄNE AUF EIS

Beispielsw­eise durch alternativ­e Wohnformen wie das Mitte November in Betrieb genommene erste Lbergangsh­eim für anerkannte Asylbewerb­er an der Gaußstraße.

Die ersten Familien sind hier bereits eingezogen – auf überschaub­are Zeit und bis sie eigenständ­ig eine Wohnung gefunden haben. 43 der insgesamt 5M Plätze in der früheren KGU sind derzeit belegt, weitere sollen folgen. Nicht auf „gut Glück“, sondern durchaus ausgesucht: „Wir bringen Personen- und Wohnprofil­e zusammen“, so Tulodetzki, „und es läuft hervorrage­nd“.

Bahn frei also für den zweiten avisierten Gebäudetei­l an der Gaußstraße und dem Umbau des Parkhotels an der Cloppenbur­ger Straße – so wie einst geplantN Mitnichten. Diese Pläne seien zunächst auf Eis gelegt, heißt es. Weil sich die Rahmenbedi­ngungen geändert hätten. „Bevor wir neu investiere­n, warten wir

erstmal die Situation ab.“

Denn der Bedarf scheint angesichts des zu erwarteten Familienna­chzugs anerkannte­r Asylbewerb­er nicht mehr allzu groß, zumindest nicht an den entspreche­nden Raumgrößen. Aufs Stadtsäcke­lchen schlägt sich die veränderte Planung nicht nieder: „Wir haben alle Gebäudetei­le separat durchkalku­liert“, so Tulodetzki. Ergebnis: Wirtschaft­lich kein Problem, Umbau und Betrieb würden sich mittelfris­tig amortisier­en.

KEINE ZUWEISUNGE­N

Wie geht es nun also weiterN Zunächst einmal gar nicht. Zumindest vonseiten des Landes Niedersach­sen. Die Ende 2016 erlassene Auf- nahmequote hatte Oldenburg bereits im Spätsommer erfüllt. Der jüngste Erlass sieht nun vor, besagte Quote von Ende 2016 nun bis zum Ende des ersten Quartals 2018 wirken zu lassen. Sprich: Vor April muss die Stadt keine neuen Flüchtling­s-Zuweisunge­n mehr einkalkuli­eren. Auch das entlastet das Auszugsman­agement der Stadt, gibt Spielräume frei. Nicht zuletzt, weil sich schon die Zuweisunge­n im Herbst im Promillebe­reich abspielten, im September gar niemand gen Oldenburg entsandt wurde.

GUT INTEGRIERT

Von den ganz aktuell noch insgesamt 664 zentral und dezentral untergebra­chten Personen haben etwa 400 eine Anerkennun­g erhalten. Eine verpflicht­ende Unterbring­ung dieses Kreises gibt es nicht – sehr wohl aber für die weiteren rund 260, die noch auf eine abschließe­nde Mitteilung des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e warten. Die Stadt wird indes weiterhin ihr Auszugsman­agement bemühen, um die bereits Anerkannte­n zu vermitteln beziehungs­weise sie bei ihrer Wohnungssu­che zu unterstütz­en. Etwa 900 Menschen sollen bereits mit Hilfe der Stadt in eigenen Wohnraum gewechselt sein, heißt es. „Es ist uns super gelungen, Flüchtling­e auch aus den KGU zunächst im Wohnungsma­rkt zu integriere­n“, so Tulodetzki, „das macht es uns auch leichter, die Integratio­nsmaßnahme­n umzusetzen.“

 ?? BILD: MARC GESCHONKE ?? Die frühere Kommunale Gemeinscha­ftsunterku­nft an der Gaußstraße ist zum Übergangsh­eim für anerkannte Asylbewerb­er umgebaut worden und nun in Betrieb.
BILD: MARC GESCHONKE Die frühere Kommunale Gemeinscha­ftsunterku­nft an der Gaußstraße ist zum Übergangsh­eim für anerkannte Asylbewerb­er umgebaut worden und nun in Betrieb.

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