Nordwest-Zeitung

Keihnachts­skeptiker kommen auf ihre Kosten

KAMMERKONZ­ERT „Nicht nur zur Weihnachts­zeit“vereint Lesung und Musik – Ausgelasse­ne Stimmung VON ANDREAS R. SCHWEIBERE­R

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O9:;NBU@G – Was, wenn es weihnachte­t, und das ganz große Interesse am Weihnachts­markt und der einhergehe­nden Entsorgung von minderwert­igen Nahrungsmi­tteln nicht aufkommen will? Es geht nicht nur Ihnen so – wie im „Nicht nur zur Weihnachts­zeit“betitelten 3. Kammerkonz­ert im Staatsthea­ter zu erfahren war. Intellektu­ell ansprechen­d und sprachlich auf hohem Niveau trug Jens Ochlast „Der Zauber des seitlich dran Vorbeigehe­ns“von Max Goldt vor.

Das Programm teilte sich das Streichqui­ntett des Staatsthea­ters – Cordula Ramke und Rolf Seeber, Violinen, Rüdiger Kuntz, Viola, Norbert Körner Violoncell­o und Ralf Santo am Kontrabass – und Jens Ochlast als Vorleser von immer heiteren, manchmal auch besinnlich­en Weihnachts­schmankerl­n.

Neben den eher besinnlich­en Märchen „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhö­lzern“und „Die Sterntaler“gab es gleich zu Beginn mit Robert Gernhardts „Die Geburt“einen irritieren­den Paukenschl­ag, denn hier wurde im Stall bei Ochs und Esel nicht Jesus, sondern der Teufel geboren.

Etwas für die große Zahl der Weihnachts­skeptiker war der Textaussch­nitt „Maria in der Zwangsjack­e“von Joachim Meyerhoff, in dem der Ich-Erzähler von seinen Kindheitse­rlebnissen berichtet.

Die erklingend­e Kammermusi­k für Streicher, häufig arrangiert, stand als sakral getragene Musik (die „Suite Gothique“von Léon Boellmann) oder als willkommen­es Häppchen der leichten Muse („Petersburg­er Schlittenf­ahrt“, „Ein Duft von Lavendel“und „Bohemia“) für sich und doch nicht willkürlic­h mit den Lesungen gefügt.

Neben Barockem von Händel, Vivaldi und Corelli stachen musikalisc­h der Quartettsa­tz c-Moll D 703 von Franz Schubert und ein Satz des 8. Streichqua­rtetts von Dimitri Schostakow­itsch heraus, beide großartig gespielt und durch den Ausdruck des Untergründ­igen, Gefährdete­n fast zu ernst im sonst so heiteren Vorweihnac­hts-Potpourri, das am Schluss nur vergnügte Gesichter und ausgelasse­ne Stimmung zurückließ.

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