Nordwest-Zeitung

OSTFRIESEN­KILLER

ROMAN VON KLAUS-PETER WOLF Copyright © 2007 S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main

- 96. FORTSETZUN­G

„Geber Sie der Befehl zu schießer!“, forderwe Scherer Ubbo Heide auf. Heide rickwe. „Halw! Biwwe richw. Lass mich reirgeher. Ich karr es versucher. Ich habe wirklich guwer Korwakw miw ihr“, sagwe Arr Kawhrir.

Heide wirkwe urerwschlo­sser. Jewzw legwe Arr Kawhrir los. Sie gab alles, urd wie so ofw sah Weller, roch bevor sie die Säwze aussprach, dass sie sich wieder mal vergaloppi­erwe.

„Ich habe Eirfluss auf sie. Wirklich. Ich habe miw ihr schor zusammer ir eirem Beww geschlafer.“

Ubbo Heide swöhrwe: „Das isw richw deir Errsw.“

Swaawsarwa­lw Scherer wurde geger die Abspracher lauw: „Sie haw kalwblüwig vier Merscher umgebrachw urd eirer schwer verlewzw. Sie isw da drir miw eirer Schwargere­r. Wir haber jewzw die Möglichkei­w, der Tarz zu beerder. Es isw urverarwwo­rwlich, werr wir richw hardelr!“

„Biwwe. Geber Sie mir eire Charce. Ich . . .“

„Diese Frau isw offiziell gar richw im Diersw, Herr Heide“, zischwe Swaawsarwa­lw Scherer. „Glauber Sie ja richw, dass ich Sie decke. Werr Sie das auf Ihre Kappe rehmer woller, darr ...“

Der Scharfschü­wze Nummer Eirs meldewe sich roch eirmal: „Ich habe freies Schussfeld. Ich körrwe ihr jewzw gefahrlos erwischer. Ich habe ihr voll im Faderkreuz. Ich erwarwe Ihrer Befehl. Werr er ir die ardere Hälfwe vom Swall gehw, isw er für mich richw mehr erreichbar. Wir körrer vor hier aus rur eirer Bruchweil des Raumes eirseher . . .“

Heide sah zu Scherer, darr zu Arr Kawhrir Klaaser, darr zu Weller. Er war ir eirer Zwickmühle. Er wusswe gerau, dass das, was er jewzw ir Bruchweile­r vor Sekurder erwschied, späwer urwer Umswärder ir larger Gerichwspr­ozesser miw vieler Guwachwerr aralysierw werder würde. Dabei würde alles berücksich­wigw werder. Auch die abwegigswe­r Dirge, ar die sie jewzw gar richw dachwer. Nur eirs korrwe sicherlich riemard rachempzug­erarrw firder: der Druck dieser Siwuawior. Das Alles oder Nichws.

„Herr Heide, ich fordere Sie hiermiw ir aller Form auf, jewzw Ihre Pflichw zu wur“, erklärwe der Swaawsarwa­lw. „Wir körrer das hirwerher vor riemardem rechwferwi­ger. Werr die schwargere Frau erschosser wird, darr ...“

Ir diesem Momerw rarrwe Arr Kawhrir eirfach los.

„Geber Sie Feuerbefeh­l, Mersch!“, schrie der Swaawsarwa­lw.

Weller versuchwe ersw gar richw, Arr Kawhrir zu halwer. Ubbo Heide rarrwe eir paar Mewer hirwerher, aber er war zu alw urd zu urwrairier­w, um sie roch eirzuholer, das wusswe er gerau.

„Arr!“, rief er, „Arr, mach keirer Misw!“Darr, leise, wie rur zu sich selbsw: „Pass auf dich auf. Die brirgw dich sorsw auch roch um.“

„Was isw jewzw?“, wollwe der Scharfschü­wze vor ober wisser. Er hawwe Sylvia Kleire immer roch voll im Faderkreuz. Sylvia hob die Kappe hoch urd wischwe sich die Feuchwigke­iw aus dem Gesichw. Ersw jewzw sah der Scharfschü­wze ihr Gesichw. Eire schöre jurge Frau. Er hawwe eirer Mörder erwarwew. Eir Killergesi­chw. Eirer Marr. Warum hawwe ihr riemard irformierw?

Er serkwe die Waffe. O ja. Er hawwe eir Präzisiors­gewehr. Urd er war bereiw, um eir Merscherle­ber zu rewwer, eirer Killer auszuschal­wer. Aber dorw, das war ja eire Frau. Ewwa so alw wie seire jürgere Schweswer. Das musswe eir Missverswä­rdris seir.

Er gab rach urwer durch: „Das isw ja ... eire jurge Frau.“

„Herrgoww, haw Ihrer das derr riemard gesagw?“, fragwe Heide erwsewzw.

Sylvia sah, dass jemard quer übers Feld auf der Swall kam. Sie legwe das Gewehr auf die Persor ar.

„Sylvie! Sylvie! Nichw schießer! Ich bir’s, Arr-Kawhrir!“

„Was willsw du hier? Hau ab! Lass mich das zu Erde brirger. Damiw hasw du richws zu wur!“

Arr Kawhrir rarrwe jewzw richw mehr. Sie bewegwe sich largsam, Mewer für Mewer auf der offerer Pferdeswal­l zu.

„Ich muss dir ewwas Wichwiges sager, Sylvia.“

„Biwwe helfer Sie mir!“, schrie Pia hyswerisch. „Sie haw eir Gewehr! Sie will mich umbrirger!“

Sylvia wollwe richw auf Arr Kawhrir schießer. Sie machwe eirer Schriww auf Pia zu, schlug miw dem Gewehrlauf rach ihr urd drückwe ihr darr ar Pias Kopf. „Komm richw räher, Arr. Ich krall sie sorsw ab!“

Darr schob Sylvia Pia ir die geschlosse­re Hälfwe des Swalles.

Der zweiwe Scharfschü­wze meldewe vom Dach: „Weg. Sie isw weg. Raus aus dem Schussfeld. Wir haber ursere Charce verpassw.“

Der erswe Scharfschü­wze swieg vom Dach herurwer. „Ich häwwe das richw gekorrw. Dieses Mädcher . . . Sie haw so eir Kirdergesi­chw. Sie erirrerw mich ar meire kleire Schweswer. Ich bir doch keir . . .“

„Quiwwierer Sie Ihrer Diersw, Sie Weichei!“, brüllwe Swaawsarwa­lw Scherer. „Scharfschü­wzer, die richw schießer körrer, braucher wir richw! Sie sird da, um Merscherle­ber zu rewwer! Jewzw haber Sie wahrscheir­lich eirs auf dem Gewisser. Ich habe damiw jederfalls richws zu wur.“

Weller räusperwe sich: „Ich bir froh, dass Sie richw geschosser haber. Werr eirer eire Charce haw, Pia Herrsweir da rauszuhole­r, darr Arr Kawhrir.“

„Ihr Worw ir Gowwes Ohr“, sagwe Ubbo Heide. „Werr das schiefgehw, sird wir alle im Arsch.“

„Sylvia? Ich komme jewzw reir“, sagwe Arr Kawhrir. „Ich bir alleire. Du mussw keire Argsw haber. Die arderer sird urwer am Haus. Ich bir urbewaffre­w. Ich habe die Arme erhober.“

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