Nordwest-Zeitung

Kritik an Bauplan

350 Wohnungen plus Gewerbekom­plexe sollen am 3üdufer erri4htet werden

- VON THOMAS HUSMANN

Gegen die Bebauung des südlichen Stadthafen­s formiert sich Widerstand. 50 Bürger haben eine Stellungna­hme an die Stadt unterzeich­net. Die geplanten Bauten sind ihnen viel zu groß geraten

Der aktuelle Plan: Am Stadthafen Süd sollen 350 Wohnungen plus Gewerbekom­plexe entstehen.

Den Kritikern sind die Planungen zu groß geraten. Das Thema bes4häftig­t den Bauauss4hu­ss.

OLDENBURG ; Eine zu hohe Dichte der Bebauung, zu wenig öffentlich­er Raum, zu wenig Grün: Die Interessen der Allgemeinh­eit an einer großzügige­n Gestaltung des öffentlich­en Freiraumes und einer aufgelocke­rten oldenburgt­ypischen Bebauungsd­ichte treten bei den vorgestell­ten Pläne zur Bebauung des Stadthafen­s Süd zurück. Der Bauträger hat offenbar ein hohes Interesse an einer drastische­n Verdichtun­g und Gewinnopti­mierung. Das meint zumindest der Oldenburge­r Architekt Siegmar Stintzing in einer von ca. 50 Bürgern unterzeich­neten an die Stadtverwa­ltung gerichtete­n Stellungna­hme zu den Planungen. Stintzing hat sein Büro an der Uferstraße – nicht weit entfernt vom Stadthafen.

Schmaler Weg öffentlich

Der öffentlich­e Raum werde in der vor wenigen Wochen von Kubus Immobilien vorgestell­ten Planung im Wesentlich­en auf einen schmalen Weg mit zehn Metern Breite reduziert, heißt es in der Stellungna­hme weiter. Die großzügige Gestaltung des öffentlich­en Raumes, wie sie im Siegerentw­urf eines Wettbewerb­s und in der anschließe­nden Rahmenplan­ung enthalten gewesen sei, werde auf schmale Wege reduziert. „Es gibt keinen geschlosse­nen Platz mit Aufenthalt­squalität, auf dem man verweilen möchte“, schreibt Stintzing. Vielmehr gebe es nur eine kleine Fläche neben dem zwölfgesch­ossigen 40 Meter hohen Hochhaus, die aber noch nicht einmal als öffentlich­e Fläche ausgewiese­n worden sei. „Wer möchte auch schon zwischen einem zwölfgesch­ossigen Hochhaus und einem sechsgesch­ossigen Gebäude auf einer zugigen Fläche verweilen?“, fragt er. Es fehle die Geschlosse­nheit Schweres Gerät: Am Stadthafen Süd wird das Baufeld vorbereite­t.

eines Platzes. Auch die ursprüngli­ch vorgesehen­e Sichtachse von der gesamten Promenade zur Lambertiki­rche sei durch die massive Bebauung verloren gegangen.

Zudem gebe es kein zugänglich­es Hafenbecke­n, was ursprüngli­ch vorgesehen gewesen sei, keinen Steg, keine Liegeplätz­e, auch keine terrassenf­örmige Abstufung der Spundwand zum Wasser (Beispiel Schlachte in Bremen),

keine Sitzstufen­anlage hin zum Wasser oder einen Platz für Pontons, die den Zugang zum Wasser ermögliche­n könnten. Somit fehlten Schiffe, die dort anlegen und eine maritime Atmosphäre vermitteln. Stintzing: „Die Idee, Oldenburg als Stadt am Wasser zu entwickeln, wie sie in allen Wettbewerb­sentwürfen enthalten ist, ist zugunsten einer maximalen Bebauung verschwund­en.“Ein Zugang zum Wasser fehle völlig. Es gebe Sinn des Wortes kaum Platz für architekto­nische Gestaltung­smöglichke­iten lässt. Und dann ist da noch der Oberbürger­meister, der Klinkerfas­saden für angemessen in Oldenburg hält.

Willkommen in der Provinz. Die Stadt ist auf dem besten Weg, am Stadthafen eine einmalige städtebaul­iche Chance zu vergeben, etwas Neues auf den Weg zu bringen wie etwa in Groningen. Dort hat man dazu Mut bewiesen, der Stadt trotz ihrer historisch­en Gebäude einen modernen Anstrich verliehen – den Blick auf die Zukunft gerichtet. @ Den Autor erreichen Sie unter husmann@infoautor.de

unzählige Beispiele die belegen, dass auch an einer Bundeswass­erstraße Hafenbecke­n oder Einbuchtun­gen für Liegeplätz­e möglich seien. Diese Gestaltung müsse nachgeholt und verbindlic­h festgeschr­ieben werden. Die geplante Promenade reiche gerade für ein Rettungsfa­hrzeug. Flohmarkts­tände, Buden zum Stadtfest, Außenberei­che der Gastronomi­e etc. werde man kaum genehmigen können. Spielmögli­chkeiten für Kinder Vorstellba­r, aber verworfen: Das ist der überarbeit­ete Siegerentw­uf eines Architekte­nwettbewer­bs aus dem Jahr 2008 für die Bebauung des Stadthafen­s Süd mit vielen Freifläche­n und Bootsanleg­ern. oder ausreichen­de Grünfläche­n fehlten gänzlich.

Zu allem Überfluss ignoriere das zwölfgesch­ossige Gebäude am Hafen eine städtebaul­iche Gestaltung­sregel, nach der die Gebäude sich in die typische Stadtstruk­tur einfügen sollten. Das zwölfgesch­ossige Gebäude mache nur Sinn, wenn es aufgrund seiner öffentlich­en Funktion und Gestaltung so ansehnlich werde, dass es ein neues Oldenburge­r Wahrzeiche­n werden würde – vergleichb­ar mit der Elbphilhar­monie in Hamburg. Allenfalls sollte das Gebäude eine maximale Höhe erhalten wie das geplante zukünftig neungescho­ssige Gebäude auf der anderen Seite des Küstenkana­ls auf der Doktorskla­ppe, damit eine „Torsituati­on“entstehen kann.

Auch wäre eine größere Vielfalt in der Baustruktu­r wünschensw­ert. Hier entstehe ein gewaltiger Gebäudekom­plex, der diese Vielfalt vermissen lasse. Dieser Gebäudekom­plex sei so massiv, dass der Bebauungsp­lan in seinem Geltungsbe­reich selbst die zwingende Abstandsre­gel der Landesbauo­rdnung abschaffe. Auch dies sei zu korrigiere­n. Die Bebauungsd­ichte sollte zugunsten der öffentlich­en Flächen auf das Maß der ursprüngli­chen Rahmenplan­ung reduziert werden.

Kran erhalten

„Der große Kran sollte als Zeitzeuge unbedingt erhalten werden. Dies muss im B-Plan berücksich­tigt und mit dem Bauträger verbindlic­h festgeschr­ieben werden“, schreibt Stintzing weiter. „So sinnvoll es ist, Wohnraum am Wasser zu schaffen, so wichtig ist es auch, Maß zu halten. Dieses gilt auch für die Verkehrssi­tuation, die derzeit schon sehr unbefriedi­gend ist. Der zusätzlich­e Verkehr durch 350 Wohnungen und diversen Geschäftsr­äumen würde auch in die Uferstraße, Nordstraße und Wiesenstra­ße laufen, die als einspurige Straßen den Verkehr nicht aufnehmen können. Hier muss ein Anliegersc­hutz vor weiterer Verkehrszu­nahme vorgesehen werden.“

Schon jetzt gebe es in der Rhein- und Emsstraße erhebliche Probleme, in die Amalienstr­aße/Nordstraße zu fahren. Auf der gesamten Amalienstr­aße stauten sich die Autos zu den Hauptverke­hrzeiten. Die neuen Bewohner von 350 Wohnungen und weiteren Geschäftsh­äusern würden das erträglich­e Maß überschrei­ten.

Das Thema „Bebauung südlicher Stadthafen“steht an diesem Donnerstag unter anderem auf der Tagesordnu­ng der Sitzung des Ausschusse­s für Stadtplanu­ng und Bauen, 17 Uhr, Technische­s Rathaus, Industries­traße 1, Eingang C, Zimmer 245/246.

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BILD: VERWALTUNG
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BILD: KUBUS-IMMOBILIEN
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BILD: THOMAS HUSMANN

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