Kritik an Bauplan
350 Wohnungen plus Gewerbekomplexe sollen am 3üdufer erri4htet werden
Gegen die Bebauung des südlichen Stadthafens formiert sich Widerstand. 50 Bürger haben eine Stellungnahme an die Stadt unterzeichnet. Die geplanten Bauten sind ihnen viel zu groß geraten
Der aktuelle Plan: Am Stadthafen Süd sollen 350 Wohnungen plus Gewerbekomplexe entstehen.
Den Kritikern sind die Planungen zu groß geraten. Das Thema bes4häftigt den Bauauss4huss.
OLDENBURG ; Eine zu hohe Dichte der Bebauung, zu wenig öffentlicher Raum, zu wenig Grün: Die Interessen der Allgemeinheit an einer großzügigen Gestaltung des öffentlichen Freiraumes und einer aufgelockerten oldenburgtypischen Bebauungsdichte treten bei den vorgestellten Pläne zur Bebauung des Stadthafens Süd zurück. Der Bauträger hat offenbar ein hohes Interesse an einer drastischen Verdichtung und Gewinnoptimierung. Das meint zumindest der Oldenburger Architekt Siegmar Stintzing in einer von ca. 50 Bürgern unterzeichneten an die Stadtverwaltung gerichteten Stellungnahme zu den Planungen. Stintzing hat sein Büro an der Uferstraße – nicht weit entfernt vom Stadthafen.
Schmaler Weg öffentlich
Der öffentliche Raum werde in der vor wenigen Wochen von Kubus Immobilien vorgestellten Planung im Wesentlichen auf einen schmalen Weg mit zehn Metern Breite reduziert, heißt es in der Stellungnahme weiter. Die großzügige Gestaltung des öffentlichen Raumes, wie sie im Siegerentwurf eines Wettbewerbs und in der anschließenden Rahmenplanung enthalten gewesen sei, werde auf schmale Wege reduziert. „Es gibt keinen geschlossenen Platz mit Aufenthaltsqualität, auf dem man verweilen möchte“, schreibt Stintzing. Vielmehr gebe es nur eine kleine Fläche neben dem zwölfgeschossigen 40 Meter hohen Hochhaus, die aber noch nicht einmal als öffentliche Fläche ausgewiesen worden sei. „Wer möchte auch schon zwischen einem zwölfgeschossigen Hochhaus und einem sechsgeschossigen Gebäude auf einer zugigen Fläche verweilen?“, fragt er. Es fehle die Geschlossenheit Schweres Gerät: Am Stadthafen Süd wird das Baufeld vorbereitet.
eines Platzes. Auch die ursprünglich vorgesehene Sichtachse von der gesamten Promenade zur Lambertikirche sei durch die massive Bebauung verloren gegangen.
Zudem gebe es kein zugängliches Hafenbecken, was ursprünglich vorgesehen gewesen sei, keinen Steg, keine Liegeplätze, auch keine terrassenförmige Abstufung der Spundwand zum Wasser (Beispiel Schlachte in Bremen),
keine Sitzstufenanlage hin zum Wasser oder einen Platz für Pontons, die den Zugang zum Wasser ermöglichen könnten. Somit fehlten Schiffe, die dort anlegen und eine maritime Atmosphäre vermitteln. Stintzing: „Die Idee, Oldenburg als Stadt am Wasser zu entwickeln, wie sie in allen Wettbewerbsentwürfen enthalten ist, ist zugunsten einer maximalen Bebauung verschwunden.“Ein Zugang zum Wasser fehle völlig. Es gebe Sinn des Wortes kaum Platz für architektonische Gestaltungsmöglichkeiten lässt. Und dann ist da noch der Oberbürgermeister, der Klinkerfassaden für angemessen in Oldenburg hält.
Willkommen in der Provinz. Die Stadt ist auf dem besten Weg, am Stadthafen eine einmalige städtebauliche Chance zu vergeben, etwas Neues auf den Weg zu bringen wie etwa in Groningen. Dort hat man dazu Mut bewiesen, der Stadt trotz ihrer historischen Gebäude einen modernen Anstrich verliehen – den Blick auf die Zukunft gerichtet. @ Den Autor erreichen Sie unter husmann@infoautor.de
unzählige Beispiele die belegen, dass auch an einer Bundeswasserstraße Hafenbecken oder Einbuchtungen für Liegeplätze möglich seien. Diese Gestaltung müsse nachgeholt und verbindlich festgeschrieben werden. Die geplante Promenade reiche gerade für ein Rettungsfahrzeug. Flohmarktstände, Buden zum Stadtfest, Außenbereiche der Gastronomie etc. werde man kaum genehmigen können. Spielmöglichkeiten für Kinder Vorstellbar, aber verworfen: Das ist der überarbeitete Siegerentwuf eines Architektenwettbewerbs aus dem Jahr 2008 für die Bebauung des Stadthafens Süd mit vielen Freiflächen und Bootsanlegern. oder ausreichende Grünflächen fehlten gänzlich.
Zu allem Überfluss ignoriere das zwölfgeschossige Gebäude am Hafen eine städtebauliche Gestaltungsregel, nach der die Gebäude sich in die typische Stadtstruktur einfügen sollten. Das zwölfgeschossige Gebäude mache nur Sinn, wenn es aufgrund seiner öffentlichen Funktion und Gestaltung so ansehnlich werde, dass es ein neues Oldenburger Wahrzeichen werden würde – vergleichbar mit der Elbphilharmonie in Hamburg. Allenfalls sollte das Gebäude eine maximale Höhe erhalten wie das geplante zukünftig neungeschossige Gebäude auf der anderen Seite des Küstenkanals auf der Doktorsklappe, damit eine „Torsituation“entstehen kann.
Auch wäre eine größere Vielfalt in der Baustruktur wünschenswert. Hier entstehe ein gewaltiger Gebäudekomplex, der diese Vielfalt vermissen lasse. Dieser Gebäudekomplex sei so massiv, dass der Bebauungsplan in seinem Geltungsbereich selbst die zwingende Abstandsregel der Landesbauordnung abschaffe. Auch dies sei zu korrigieren. Die Bebauungsdichte sollte zugunsten der öffentlichen Flächen auf das Maß der ursprünglichen Rahmenplanung reduziert werden.
Kran erhalten
„Der große Kran sollte als Zeitzeuge unbedingt erhalten werden. Dies muss im B-Plan berücksichtigt und mit dem Bauträger verbindlich festgeschrieben werden“, schreibt Stintzing weiter. „So sinnvoll es ist, Wohnraum am Wasser zu schaffen, so wichtig ist es auch, Maß zu halten. Dieses gilt auch für die Verkehrssituation, die derzeit schon sehr unbefriedigend ist. Der zusätzliche Verkehr durch 350 Wohnungen und diversen Geschäftsräumen würde auch in die Uferstraße, Nordstraße und Wiesenstraße laufen, die als einspurige Straßen den Verkehr nicht aufnehmen können. Hier muss ein Anliegerschutz vor weiterer Verkehrszunahme vorgesehen werden.“
Schon jetzt gebe es in der Rhein- und Emsstraße erhebliche Probleme, in die Amalienstraße/Nordstraße zu fahren. Auf der gesamten Amalienstraße stauten sich die Autos zu den Hauptverkehrzeiten. Die neuen Bewohner von 350 Wohnungen und weiteren Geschäftshäusern würden das erträgliche Maß überschreiten.
Das Thema „Bebauung südlicher Stadthafen“steht an diesem Donnerstag unter anderem auf der Tagesordnung der Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung und Bauen, 17 Uhr, Technisches Rathaus, Industriestraße 1, Eingang C, Zimmer 245/246.