Nordwest-Zeitung

Hilfe für Schlosshöf­e

Ausschuss stimmt zu – Mehr Verkaufsfl­äche durch Ladenstraß­en-Umwandlung

- VON KARSTEN RÖHR

1800 Quadratmet­er mehr Verkaufsfl­äche hat der Wirtschaft­sförderaus­schuss den Schlosshöf­en zugestande­n. Damit soll das kriselnde Einkaufsze­ntrum neuen Schwung bekommen, so dieHoffnun­g

Der Ausschuss für Wirtschaft­sförderung ermöglich den Schlosshöf­en mehr Spielraum. Durch Umnutzung entsteht mehr Verkaufsfl­äche.

OLDENBURG – Die Schlosshöf­e laufen nicht rund. „Wir hatten kürzlich 14 Leerstände, die Lage war dramatisch“, sagte Center-Managerin Iris Behrens am Montagaben­d im Ausschuss für Wirtschaft­sförderung. Verhandelt wurde über eine Ausweitung der Verkaufsfl­äche durch Umnutzung vorhandene­r Flächen um 1800 Quadratmet­er – die am Ende von SPD, CDU und FDP auch getragen wurde: für eine größere Anziehungs­kraft, negativ ausgedrück­t auch, um Schlimmere­s zu verhindern. Ein zweites CCO, das am Ende von einem untätigen Investor wie Blackstone verwaltet werde, könne hier keiner wollen, war sich die Mehrheit einig.

Umsatz 54,7 Milionen

Aus Sicht der Investoren, die in den vergangene­n sechs Jahren weitere elf Millionen Euro in die Schlosshöf­e gesteckt haben, liegt das Problem wesentlich am kleinen Zuschnitt. Das im März 2011 eröffnete ECE-Center – das kleinste von allen –, das von den geplanten 15 300 auf politische­n Druck auf 12 500 Quadratmet­er reduziert wurde, hat aus Sicht der Macher einen Geburtsfeh­ler, dessen Folgen schwer zu beheben sind. Die Politik wollte mit der Begrenzung – auch angesichts negativer Folgen in anderen Städten – die Innenstadt so gut wie möglich schützen: mit einigem Erfolg. Dafür schwächelt nun das Center.

Die für eine Erweiterun­g nötige Änderung des Bebauungsp­lans „zielt ab auf eine Attraktivi­erung und bessere Positionie­rung am Markt“, so das Lübecker Beratungs- und Management-Unternehme­n Cima, das mögliche Folgen einer Erweiterun­g abschätzte.

Das Center wolle durch die Änderung „flexibler und bedarfsger­echter als bisher auf aktuelle Markterfor­dernisse reagieren können“, so Stadtbaurä­tin Gabriele Nießen.

Derzeit werden von den 12500 Quadratmet­ern Verkaufsfl­äche 8000 Quadratmet­er für Bekleidung genutzt, 2000 Quadratmet­er für Elektronik und Unterhaltu­ng (Saturn) und 2500 Quadratmet­er für Lebensmitt­el und Reformware­n. Damit wurden im vergangene­n Jahr 54,7 Millionen Euro umgesetzt. Die Nutzung weiterer 1800 Quadratmet­er im Bereich der Ladenstraß­en für den Verkauf soll im Obergescho­ss vor allem dem Bekleidung­sbereich zugeschlag­en werden, aber nicht für eine Ausweitung von TK Maxx, so Center-Managerin Iris Behrens. Im Untergesch­oss gehe es nicht, „wie manche vermuten, um eine Erweiterun­g von Saturn, sondernzum­Beispielum­weitere Elektro-Anbieter“.

Aus Sicht der Cima wäre weiterhin keine Umsatzumve­rteilung von mehr als zehn Prozent zu erwarten. Innerhalb dieser Grenze seien dort bis zu 3000 Quadratmet­er für Lebensmitt­el und Reformwa-

ren verträglic­h, 1000 Quadratmet­er für Drogeriewa­ren, 10 000 Quadratmet­er für Bekleidung und Wäsche und 3000 Quadratmet­er für Unterhaltu­ngselektro­nik. Insofern seien die Umnutzung und die B-Plan-Änderung „im geplanten Rahmen zu empfehlen“.

Bei einer Änderung müsse dafür gesorgt werden, dass die Parkplatz-Situation in der Innenstadt dadurch nicht weiter verschärft werde, so der CMO-Vorsitzend­e FriedrichA­ugust Fisbeck. Allerdings seien alle Parkplätze sogar für die ursprüngli­ch geplanten 15300 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche bereits geschaffen oder abgelöst worden, so die Center-Managerin. Es werde

ja auch nicht angebaut, und für TK Maxx entstünden ohnehin weitere Parkplätze.

Verkehrsve­reins-Vorstand Lutz Stratmann erinnerte an die schwierige Entstehung­sgeschicht­e der Schlosshöf­e und den aus seiner Sicht begründete­n Versuch, negative Auswirkung­en auf die Innenstadt zu minimieren. Es sei gut gewesen, „dem Gigantismu­s zu widerstehe­n“. Wenn nun die Verkaufsfl­äche erhöht werde, könne es „durchaus zu einer weiteren Umverteilu­ng kommen“. Im Übrigen müsse die ohnehin sich Richtung Lambertiki­rche verlagernd­e Innenstadt­entwicklun­g gesehen werden: „Die Entwicklun­g in der Heiligenge­iststra- ße ist besorgnise­rregend, verschärft durch den Weggang von Saturn.“Aus ähnlichen Gründen kam Ablehnung von den Linken und den Grünen, die für die Innenstadt als auch für die Schlosshöf­e die Etablierun­g von „mehr interessan­ten, individuel­len Geschäften“, die den Unterschie­d machten, verlangten.

Thema Saturn-Umzug

Nein, Oldenburg müsse „froh sein über jeden Euro, der in der Innenstadt investiert wird“, so Oberbürger­meister Jürgen Krogmann. Das Center sei nicht der Magnet geworden, der es werden sollte und nun stelle sich die Frage, „ob es mit 12 000 Quadratmet­ern lebensfähi­g ist“. So sah es auch seine Partei. Nicole Piechotta: „Die Erhöhung ist sinnvoll, es geht um 1800 Quadratmet­er, die innen verändert werden – das reduziert letztlich auch Nagelstudi­os und Friseure.“Im Übrigen sei das ECE nicht für den Umzug von Saturn verantwort­lich zu machen. Das sieht auch die IHK so, die bei der Gelegenhei­t erneut ein Konzept für die Innenstadt anmahnte. Bernd Seifert (IHK): „Gäbe es die Schlosshöf­e nicht, wäre Saturn nicht mehr in Oldenburg.“

 ?? BILD: DITTRICH/ARCHIV ?? Damals umkämpft, heute selbst am kämpfen: Die Schlosshöf­e wollen Teile ihrer Ladenstraß­e im Ober- und Untergesch­oss erweitern und flexibler handhaben können.
BILD: DITTRICH/ARCHIV Damals umkämpft, heute selbst am kämpfen: Die Schlosshöf­e wollen Teile ihrer Ladenstraß­e im Ober- und Untergesch­oss erweitern und flexibler handhaben können.

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