Nordwest-Zeitung

Koalition stiftet Unruhe vor Ort

Teue Mindestgrö­ße für Fraktionen in Räten und Kreistagen geplant

- VON CHNRIS ITACHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Kleine Parteien fürchten u6 ihren Einfluss. Die Refor6 sei ein „Anschlag auf die De6okratie“.

HANNOVER – Viel steht nicht im neuen Koalitions­vertrag von SPD und CDU zu Plänen für ein neues „Kommunalve­rfassungsg­esetz“(NKomVG). Aber der eine Satz löst bereits überall in Niedersach­sen heftige Debatten aus: „Die Mindestgrö­ße von Fraktionen in den kommunalen Vertretung­en soll auf drei festgesetz­t werden.“Bislang liegt die Quote bei zwei. Ein Sturm der Entrüstung tobt deshalb vor allem bei kleinen Parteien.

Die Linke spricht von einem „schäbigen Angriff auf die Demokratie“. „Das ist ein massiver Einschnitt in die

Rechte kleinerer Parteien und der Versuch, sich die unliebsame Opposition in den Räten vom Hals zu schaffen“, zürnt Linken-Chefin Pia Zimmermann. Auch der GrünenLand­tagsabgeor­dnete Belit Onaysprich­tvoneinemS­chaden für die Demokratie.

Auch die Liberalen sind auf der Palme. „Der Vorschlag, die Mindestgrö­ße von Fraktionen auf kommunaler Ebene

auf drei Mitglieder heraufzuse­tzen, ist ein Anschlag auf die Demokratie und ein skandalöse­s Ausnutzen der Mehrheitsv­erhältniss­e im Landtag zulasten kleinerer Parteien und Wählergrup­pen“, kritisiert der FDP-Innenexper­te Jan-Christoph Oetjen gegenüber dieser Zeitung. Die FDP fürchtet, „dass in kleinen Gemeinderä­ten Parteien bis zu 25 Prozent der Wählerstim- men brauchen, um überhaupt eine Fraktion bilden und damit gleichbere­chtigt an der Ratsarbeit teilnehmen zu können“. Oetjen: „ Wir haben den Regierungs­fraktionen unsere Bedenken und unseren Einspruch deutlich mitgeteilt.“

Beim Niedersäch­sischen Städte- und Gemeindebu­nd, der rund 400 Kommunen vertritt, gehen die Emotionen nicht ganz so hoch. „Wir sind etwas überrascht. Es besteht Beratungsb­edarf“, betont Verbands-Sprecher Thorsten Bullerdiek gegenüber dieser Zeitung. In jedem Fall sei das Thema „hoch brisant“, so Bullerdiek, der ausführlic­he Diskussion­en in den Gremien erwartet. Der Kommunalex­perte kann sich nicht vorstellen, dass kurzfristi­ge Änderungen ins Haus stehen. „Frühestens zur Kommunalwa­hl 2021“erwartet Bullerdiek eine Reform. Wenn überhaupt.

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