Nordwest-Zeitung

Zusammenst­oß auf den Gleisen

Fast 50 Verletzte – 4berleitun­gen herunterge­rissen – Schwierige Bergung

- VON CLAUS HAFFERT UND SOPHIA WEIMER

MEERBUSCH – Bei einem Zugunglück auf offener Strecke bei Neuss sind Dutzende Menschen verletzt worden. Ein Regionalzu­g war am Dienstagab­end in Meerbusch auf einen Güterzug geprallt undzumTeil­entgleist.

Nach Angaben von Bundespoli­zei und Feuerwehr erlitten drei Menschen schwere Verletzung­en, insgesamt wurden 47 verletzt. Der Zug der Regional-Express-Linie 7 von Köln nach Krefeld war auf einen stehenden Güterzug von DB Cargo aufgefahre­n, der auf dem Weg von Dillingen nach Rotterdam war.

Unklar war auch Stunden nach dem Crash, wie es zu dem Unglück kommen konnte.

Nach Angaben der Feuerwehr Meerbusch waren 155 Menschen im Zug. Bei dem Unglück verkeilte sich der vordere Wagen des Personenzu­gs stärker, die weiteren Waggons entgleiste­n oder standen weitgehend unbeschädi­gt auf den Schienen.

„Wir haben großes Glück gehabt“, sagte Marcel Winter, der Sprecher des RE 7-Betreibers National Express Rail GmbH. „Es hätte deutlich schlimmer ausgehen können.“

Der Lokführer habe nach ersten Erkenntnis­sen eine Vollbremsu­ng eingeleite­t und so unter anderem sein eigenes Leben gesichert. Bei dem Aufprall war der Mann in seiner Fahrerkabi­ne verletzt worden, er konnte gerettet werden, stand aber unter Schock. Zuvor soll er Passagiere vor dem Aufprall gewarnt haben. Die Waggons des Güterzugs sollen mit Schüttgut beladen gewesen sein.

Der Unfall ereignete sich nach Angaben der Bundespoli­zei gegen 19.30 Uhr in Meerbusch-Osterath. Fahrgäste sprachen von einem „großen Knall“und einer Vollbremsu­ng.

Die Feuerwehr war nach eigenen Angaben mit mehr als 200 Einsatzkrä­ften an der Unfallstel­le. Zunächst hatte eine abgerissen­e Oberleitun­g, die noch unter Strom stand Probleme bei der Rettung der

Menschen im Zug bereitet. Während Angehörige der Zuginsasse­n sich in der Nähe des schwer zugänglich­en Unglücksor­ts an einer Tankstelle versammelt­en, versuchten die Experten, den Zug zu sichern.

National Express strich zunächst alle Fahrten auf der Strecke und richtete zwischen Neuss und Krefeld einen Busersatzv­erkehr ein.

Das Unternehme­n (Birmingham/Großbritan­nien) betreibt Busse und Bahnen unter anderem in Großbritan­nien, den USA, Kanada, Australien, Spanien, Portugal, Deutschlan­d und Marokko.

Auf zwei deutschen Verbindung­en – dem RE 7 (Rhein-Münsterlan­d-Express) sowie dem RB 48 (RheinWuppe­r-Bahn) – befördert es nach eigenen Angaben insgesamt etwa 20 Millionen Fahrgäste pro Jahr. Damit ist es das einzige private Unternehme­n im Schienenpe­rsonennahv­erkehr in NordrheinW­estfalen. Von 2019 an werden außerdem drei Linien des Rhein-Ruhr-Express (RRX) in Betrieb genommen.

Bundeskanz­lerin Angela

Merkel (CDU) verfolgte die Lage am Abend, wie Regierungs­sprecher Steffen Seibert via Twitter mitteilte. „Hoffentlic­h kann allen Verletzten rasch geholfen werden. Dank für den Einsatz der Rettungskr­äfte.“Auch NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet wünschte den Verletzten eine „baldige Genesung“.

Das Unglück weckt Erinnerung­en an einen Zusammenst­oß im bayerische­n Bad Aibling. Im Februar 2016 waren dabei zwei Nahverkehr­szüge zusammenge­stoßen. Zwölf Menschen starben, 89 Insassen wurden verletzt – einige von ihnen lebensgefä­hrlich.

Im August 2014 rammte ein Güterzug in Mannheim einen Eurocity mit 250 Passagiere­n – zwei Waggons stürzten um, 35 Menschen wurden verletzt.

Das schwerste Zugunglück in Deutschlan­d der vergangene­n Jahrzehnte ereignete sich jedoch im Juni 1998 in Eschede: 101 Menschen starben damals, als mehrere Waggons eines ICE bei Tempo 200 nach einem Bruch des Radreifens gegen eine Brücke über der Strecke prallten.

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DPA-BILD: STOFFEL Der verunglück­te PersonenDu­g steht in der Nacht Dum Mittwoch in Meerbusch Osterath auf dem Gleis. Wie der Unfall geschehen konnte, war bis Mitternach­t noch völlig unklar.

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