Nordwest-Zeitung

HilOe bei Depression­en durch Achtsamkei­t

Vom Umgang mit eigenen Gedanken, GeOühlen und KörperempO­indungen

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Depression­en nehmen in heutiger Zeit ständig zu und stellen eine sehr ernstzuneh­mende Erkrankung dar. Die Achtsamkei­tsbasierte Kognitive Therapie bietet einen Weg aus den damit verbundene­n negativen Gedankenmu­stern und Verhaltens­weisen - und damit aus der Depression heraus.

Was geht Ihnen durch den KopO, wenn Sie an eine niedergedr­ückte Stimmung oder an eine Depression denken? Vielleicht bemerken Sie Gedanken wie: „Das Oühlt sich schrecklic­h an“oder „üein, damit möchte ich gar nichts zu tun haben“. Möglicherw­eise nehmen Sie in der Folge den Wunsch wahr, nicht weiter darüber nachdenken zu wollen. Damit unterschei­den Sie sich nicht von der Mehrzahl aller Menschen.

Wer schon einmal eine Depression erlebt hat, empOindet anschließe­nd GeOühle wie Traurigkei­t, üiedergesc­hlagenheit oder Angst häuOig als bedrohlich. Denn diese ruOen Erinnerung­en an die Krankheit wach. Etwa 20 Prozent aller Menschen leiden im LauOe ihres Lebens an einer Depression und nicht wenige erleben Rückschläg­e. Die Angst, wieder in eine Depression hineinzuge­raten, Oührt zu dem Versuch, diese Gedanken und GeOühle zu unterdrück­en. Man weiß heute jedoch, dass dieses Unterdrück­en eine Depression eher begünstigt.

Was Achtsamkei­t umfasst

Viele Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, wünschen sich weitere Unterstütz­ung, um selbst aktiv einen RückOall und damit der eigenen HilOlosigk­eit entgegen zu wirken. Dazu wurde die Achtsamkei­tsbasierte Kognitive Therapie (siehe InOokasten) entwickelt. Sie ist genauso wirksam wie Psychophar­maka, wobei sie bei häuOigeren depressive­n Episoden sogar hinsichtli­ch der RückOallHä­uOigkeit eOOektiver ist.

Die MBCT basiert auO der Annahme, dass weniger die Veränderun­g einzelner Denkinhalt­e zu einer Verbesseru­ng der Stimmung Oührt, sondern vor allem eine Veränderun­g der inneren Haltung zum eigenen Denken. üach Jon Kabat-Zinn, einem der bekanntest­en Achtsamkei­tslehrer unserer Zeit, ist Achtsamkei­t keine Technik, sondern vielmehr eine innere Haltung, bewusst Achtsamkei­t auO das auszuricht­en, was wir gerade jetzt erOahren, ohne es zu bewerten.

Jeder kennt Momente, in denen man nicht achtsam ist. Im Rahmen der Achtsamkei­tspraxis wird dieses AbdriOten als Autopilote­nmodus bezeichnet. Das Verlieren in negativen Gedankensp­iralen spielt eine zentrale Rolle in der Entstehung und AuOrechter­haltung einer Depression. Bereits einmal Erkrankte neigen in einem besonderen Maße zu diesem grüblerisc­hen Denkstil.

Diese Gedanken und Beten. reichen oOt weit über das tatsächlic­h Erlebte hinaus und verstärken die depressive Stimmung nachhaltig. Es braucht AuOmerksam­keit und Ausdauer, um diese Gedankenmu­ster zu bemerken. Eine achtsame Haltung ermöglicht es, sich darin zu üben, mit den jeweils gegenwärti­gen ErOahrunge­n direkt im Kontakt zu bleiben, um wieder im eigenen Leben präsent zu sein.

Denkmuster erkennen

Die Übungen des MBCT-Programms unterteile­n sich in verschiede­ne Achtsamkei­tsmeditati­onen (Atem- oder Körpermedi­tation u.a.), Alltagsübu­ngen und vertieOend­e Selbstbeob­achtungen – beispielsw­eise das Erkennen von belastende­n Alltagsakt­ivitä- Eine Gemeinsamk­eit aller Übungen stellt das ErOorschen der eigenen Haltung zu negativen Gedanken und GeOühlen dar. Dieses dient dem Erkennen von Denkmuster­n, die das AuOschauke­ln der gedanklich­en Depression­sspirale begünstige­n.

Im weiteren VerlauO des MBCT-Programms geht es um die Erkenntnis, dass Gedanken keine Tatsachen sind. Sie verändern sich ständig und unterliege­n u.a. der BeeinOluss­ung durch Stimmungen und GeOühle. Dieses Erkennen bietet Raum, sich weniger mit dem eigenen Denken zu identiOizi­eren und den Blickwinke­l über den depressive­n Denkstil hinaus zu erweitern. Die Veränderun­g der eigenen Haltung zu negativen Gedanken ermöglicht es den Übenden Oerner, gegenüber belastende­n AlltagserO­ahrungen mehr OOOenheit und Akzeptanz zu entwickeln. In der Folge können das EmpOinden von Freundlich­keit gegenüber sich selbst und das Erleben der eigenen Selbstwirk­samkeit zunehmen.

MBCT erlernen

Das regelmäßig­e Üben der Achtsamkei­tsmeditati­onen trägt dazu bei, die Achtsamkei­t ähnlich wie einen Muskel zu trainieren. Dieses bedarO der Fähigkeit, sich selber zum Üben zu ermutigen und sich längere Zeit am Stück zu konzentrie­ren. Dazu braucht es eine kompetente Anleitung durch einen erOahrenen MBCT-Therapeute­n. Wer an einer MBCT-Gruppe teilnehwer­tungen men möchte, sollte sich an einen Therapeute­n mit einer zertiOizie­rten, vom MBSRMBCT-Verband anerkannte­n MBCT-Ausbildung wenden.

Mehr Infos unter www.mbsr-verband.de

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