Nordwest-Zeitung

Schüler diskutiere­n über gerechten Krieg

Lehramtsst­udierende laden an Uni ein – Neues Format der Theorie-Praxis-Verzahnung

- VON HEIEI SCHARVOGEL

Die Rückmeldun­gen aller Beteiligte­n waren sehr positiv. Die Organisato­ren planen weitere Veranstalt­ungen zu anderen Themen.

OLDENBURG – „Gibt es einen gerechten Krieg?“Diese Frage diskutiert­en Lehramtsst­udierende der Universitä­t Oldenburg und Schüler kürzlich in einem neuen Format an der Hochschule. „Prof. Dr. Christa Runtenberg und ich möchten eine engere Verzahnung von Theorie und Praxis erreichen. Dazu gehört etwa, Kontakte zwischen Schulen und der Uni herzustell­en“, sagt Stephan Goldmann, wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r am Institut für Philosophi­e der Uni Oldenburg und Lehrer. „So können die Studierend­en Praxiserfa­hrung sammeln und die Schüler sehen, wie es an der Uni zugeht.“

Eine offene Diskussion an mehreren Stationen wählten die Lehrenden dazu als Format. In Kleingrupp­en gestaltete­n insgesamt R6 StudierenD­iskussion.

de Plakate zu Untertheme­n wie „Massenvern­ichtung“, „Krieg gegen nicht erkennbare Kämpfer“oder „Humanitäre Interventi­on“. Die 70 Schülerinn­en und Schüler der Klassenstu­fen acht bis zwölf konnten drei Stunden lang von Station zu Station wechseln und sich an der Diskussion beteiligen.

„Auf unserem Plakat waren Bilder und Karikature­n, die zur Frage ,Was ist ein gerechter Krieg?’ hinführen sollten“,

beschreibt Student Hendrik Pufahl. „Wir haben den Schülern viel Spielraum gelassen, Kriterien für einen gerechten Krieg zu finden, und gelegentli­ch nachgefrag­t, um ihnen, wenn nötig, auf die Sprünge zu helfen. Verteidigu­ng war der am häufigsten genannte Grund, der einen Krieg rechtferti­gt. Weitere lauteten Verfolgung Andersgläu­biger oder Chancengle­ichheit oder Gerechtigk­eit schaffen.“

Anschließe­nd folgte die „Bei einer Gruppe kristallis­ierte sich heraus, dass Selbstvert­eidigung immer nur für eine Seite einen Krieg rechtferti­gen kann. Der Angreifer kann diesen Grund ja nicht anführen“, so Pufahl.

Da immer wieder neue Schüler zu ihrem Plakat kamen, während andere schon mitten im Thema steckten, passten Pufahl und seine Mitstudier­enden kurzerhand ihr Konzept an. Pufahl fing Neuankömml­inge ab und startete ein Brainstorm­ing zum Thema mit ihnen. So vorbereite­t, konnten die Schüler gut zur Gruppe der bereits diskutiere­nden stoßen.

„Damit haben die Studierend­en das gemacht, was wir erhofft hatten: Sie hatten ein Konzept, waren aber flexibel genug es zu ändern – das zeichnet guten Unterricht aus und ist in der Schule oft nötig“, sagt Goldmann.

„Es war toll, was bei den Diskussion­en herausgeko­mmen ist. Eine Gruppe landete schließlic­h beim Toleranzbe­griff und der Frage, ob man intolerant sei, wenn man Intolerant­e nicht toleriere“, erinnert sich Pufahl. „Außerdem war es eine sehr wertvolle Erfahrung für uns Studierend­e. Wir konnten das erste Mal testen, wie es ist, eine philosophi­sche Diskussion zu lenken. Das ist sehr schwierig, da wir den Schülern einerseits viel Freiraum lassen, anderersei­ts aber beim Thema bleiben wollten.“

„Die Gesprächsf­ührung ist wirklich die hohe Kunst der Philosophi­e. Die Studierend­en agierten zudem unter erschwerte­n Bedingunge­n. Denn das Format war neu und die Gruppen sehr divers. Das Spektrum reichte von achten Klassen einer Integriert­en Gesamtschu­le (IGS) bis zur zwölften Klasse Gymnasium“, ergänzt Goldmann.

Gelungen ist die Premiere trotzdem. Von Lehrern, Studierend­en und Schülern habe es viele positive Rückmeldun­gen gegeben, so Goldmann. „Wir möchten das Format in Zukunft mehrmals im Jahr anbieten. Gern auch mit anderen Fachbereic­hen, wie etwa der Biologie, zusammen. Perspektiv­isch streben wir einen festen Raum für solche Treffen an und eventuell auch Materialko­ffer, mit denen Studierend­e an Schulen gehen können.“

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BILE: UNIVERSITÄ­T OLEENBURG „Krieg – menschlich oder unmenschli­ch?“: Earüber diskutiert­en die Studierend­en Marie Mansholt und Jan Sadaj (re.) mit Schülern.

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