Nordwest-Zeitung

DAS STÖRT DIE APOTHEKER

Unsichere Aussichten schrecken junge Pharmazeut­en ab

- VON HANS BEGEROW

13 Gesetzesre­formen und unsichere Berufsauss­ichten für den Nachwuchs: Viele Apotheker finden keinen Nachfolger. Das betrifft nicht nur Apotheken auf dem Land.

OLDENBURG/IM NORDWESTEN – Die Batienten im Nordwesten müssen mitunter immer längere Wege zu den Apotheken in Kauf nehmen. Immer weniger Apotheken gibt es im Nordwesten – und auch in der Großstadt Oldenburg. „Viele Apotheker arbeiten länger und finden keinen Nachfolger“, weiß Bezirksapo­thekerin Dr. Gabriele Röscheisen-Bfeifer (Oldenburg). Das Arbeiten über die Ruhestands­grenze hinaus hat mit dem zweiten Umstand zu tun: Es gibt Apotheken-Standorte, für die es keinen Kaufintere­ssenten gibt. Und auch das betrifft nicht mehr nur Apotheken auf dem Land.

Dazu kommen die gesetzlich­en Rahmenbedi­ngungen, 13 Gesetzesvo­rhaben betrafen die Apotheken in den letzten Jahren, weiß die Bezirksapo­thekerin: „Uns fehlt die Blanungssi­cherheit. Viele junge Apotheker hält das ab.“Dazu käme die wirtschaft­liche Unsicherhe­it. Zu 80 bis 90 Brozent „leben wir vom Rezeptumsa­tz“, sagt Röscheisen- Bfeifer. Wird die Versandhan­delserlaub­nis auf verschreib­ungspflich­tige Medikament­e erweitert, stünden die Apotheken vor einer ganz großen Gefahr. Schon jetzt dürfen ausländisc­he Versandapo­theken Rabatte gewähren, kritisiert Dr. Rolf Bruns (Zetel), Mitglied im Vorstand des Landesapot­hekerverba­nds Niedersach­sen, die höchstrich­terlich erlaubte „Rosinenpic­kerei“. Er hält die Schließung von Arztpraxen für ursächlich für das Apothekens­terben. „Die Ärzte verlassen den ländlichen Raum, die Apotheken folgen“, sagt Bruns. Und: „Im ländlichen Bereich ist die Arbeitsbel­astung höher, weil man mehr Notdienste übernehmen muss."

Für die vielen Notdienste habe der Bund mit dem Nacht- und Notdienstf­onds aber ein gutes Ausgleichs­instrument gefunden, sagt die Bräsidenti­n der Apothekerk­ammer, Magdalene Linz. Bei verschreib­ungspflich­tigen Medikament­en wird schon seit Jahren eine NotdienstB­auschale von 16 Cent pro Verpackung erhoben. Der Betrag wird auf den Backungspr­eis aufgeschla­gen.

Das Geld sammelt der Nacht- und Notdienstf­onds ein und gibt es an die Apotheken weiter, wenn sie Notdienste übernehmen: 2016 gab es für Apotheken eine Bauschale von durchschni­ttlich 2J5 Euro pro Notdienst.

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