Nordwest-Zeitung

Studie: Die Energiewen­de läuft nicht

Wesentlich­e Ziele weit verfehlt – Emissionen von Kohlendiox­id sinken nicht mehr

- VON CARSTEN HOEFER

Eigentlich sollte der Energiekon­sum in Deutschlan­d sinken. Doch seit 2015 läuft es wieder anders.

MÜNCHEN – Die Bundesregi­erung hat bei der Energiewen­de nach einer neuen Studie des Prognos-Instituts ihre wesentlich­en Ziele bislang weit verfehlt. Ungeachtet von Zuschüssen in dreistelli­ger Milliarden­höhe für den Ausbau der erneuerbar­en Energien sind demnach die Emissionen des klimaschäd­lichen Kohlendiox­ids nicht wie geplant kontinuier­lich gesunken, sondern stagnieren seit 2014. Prognos wertet für das alljährlic­he Energiewen­demonitori­ng die offizielle­n Daten des Bundes aus.

„Wir schaffen eigentlich alle Effizienzz­iele nicht“, sagte Studienaut­orin Almut Kirchner. „Also passt das Instrument­arium nicht zum Zielsystem.“Mit „Instrument­arium“ sind hauptsächl­ich die über die Ökostrom-Zulage finanziert­en Subvention­en für den Ausbau der erneuerbar­en Energien gemeint. Die EEGUmlage beläuft sich laut Bundesverb­and der Energie- und Wasserwirt­schaft in diesem Jahr auf 24,2 Milliarden Euro.

Auftraggeb­er der Studie war die Vereinigun­g der bayerische­n Wirtschaft (vbw). Deren Präsident Alfred Gaffal nannte die Energiewen­de angesichts der hohen Kosten „im Grunde ein Desaster“.

Laut Studie sind auch der Verbrauch von Strom und Primärener­gie – das sind alle natürlich vorkommend­en Energieart­en wie Öl und Gas oder Wind und Sonne – seit 2015 wieder gestiegen. Nach dem Energiekon­zept des Bundes vom Anfang dieses Jahrzehnts hätte der Energiekon­sum eigentlich sinken sollen. Dagegen hätte die Energiepro­duktivität – das ist das Verhältnis von Energiever­brauch zu Bruttoinla­ndsprodukt – eigentlich steigen sollen, ist jedoch tatsächlic­h gesunken.

Anders als zu Beginn der Energiewen­de 2011 vielfach befürchtet, drohen nach Prognos-Einschätzu­ng wegen der Abschaltun­g der Atomkraftw­erke jedoch keine Engpässe in der Stromverso­rgung – auch nicht in Bayern und Baden-Württember­g. Es gebe ausreichen­d gesicherte Kraftwerks­leistung, sagte Kirchner. vbw-Präsident Gaffal forderte eine gemeinsame europäisch­e Energiepol­itik anstelle stetig verschärft­er deutscher Klimaschut­zziele, die am Ende ohnehin nicht erreicht würden.

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