Nordwest-Zeitung

IOC schließt russisches Olympia-Team aus

I4C schließt Land von Winterspie­len aus – Start einzelner Sportler möglich

- VON NIKOLAJ STOBBE

,s wird keine russische Flagge und keine Hymne geben. Das russische Fernsehen kündigte an, die Spiele nicht übertragen zu wollen.

LAUSANNE – Kein kategorisc­her Olympia-Ausschluss, aber nur ein Start unter neutraler Flagge: Russland ist im größten Doping-Skandal der vergangene­n Jahrzehnte um die Höchststra­fe herumgekom­men, muss aber dennoch kräftig büßen. Das Internatio­nale Olympische Komitee IOC verzichtet­e bei seiner Entscheidu­ng am Dienstag in Lausanne auf einen Komplett-Ausschluss für die Winterspie­le in Pyeongchan­g (9. bis 25. Februar), traf die Sport-Großmacht aber dennoch an empfindlic­her Stelle.

In Südkorea wird es keine russische Mannschaft, keine russische Hymne und keine russische Flagge geben. Das russische olympische Komitee ROC wurde suspendier­t, russische Sportler dürfen nur als sogenannte neutrale Athleten starten – wenn sie nachweisen können, dass sie nicht Teil des Dopingsyst­ems waren. Die Entscheidu­ngen darüber treffen nicht wie vor den Sommerspie­len 2016 in Rio de Janeiro die Fachverbän­de, sondern die neu geschaffen­e unabhängig­e Behörde für Doping-Testverfah­ren ITA.

„Es war ein beispiello­ser Angriff auf die Integrität der

Olympische­n Bewegung und des Sports“, sagte IOC-Präsident Thomas Bach. Darum habe das Exekutivko­mitee ausgewogen­e Sanktionen für die systematis­che Manipulati­on ausgesproc­hen. „Dies soll einen Strich unter die schädigend­e Episode ziehen und als Katalysato­r für einen von der Welt-Anti-Doping-Agentur geleiteten effektiver­en AntiDoping-Kampf dienen“, sagte Bach weiter. IOC-Ermittler Samuel Schmid sagte: „Wir haben einen solchen Betrug noch niemals gesehen.“

Das IOC-Exekutivko­mitee

unter Leitung von Bach sah es als erwiesen an, dass Russland während der Olympische­n Winterspie­le in Sotschi 2014 mittels eines staatlich gelenkten Dopingsyst­ems betrogen hat. Eine Kommission unter der Leitung des ehemaligen Schweizer Bundesrate­s Schmid hatte in den letzten Monaten ermittelt, inwiefern russische Polizei und Geheimdien­ste beteiligt waren und ihre Ergebnisse am Dienstag der 14-köpfigen Exekutive präsentier­t – abgeschirm­t von den etwa 200 Journalist­en aus aller Welt, die

in der olympische­n Hauptstadt auf die Entscheidu­ng warteten.

Russische Sportfunkt­ionäre und Politiker haben auf die Strafen des IOC wegen des Doping-Skandals enttäuscht und wütend reagiert. „Ich bin geschockt“, sagte die Präsidenti­n des russischen Skilanglau­fverbandes, Jelena Välbe. Die staatliche­n Fernsehsen­der in Russland werden die Winterspie­le wegen der Strafen des IOC nicht übertragen. Das teilte die Pressestel­le der TV-Holding WGTRK am Dienstag mit.

 ?? DPA-BILD: JEAN-CHRISTOPHE BOTT ?? Eine Frau schwenkt vor dem Sitz des Internatio­nalen Olympische­n Komitees in Lausanne eine russische Flagge. Das Land darf nicht mit eigener Mannschaft an den Winterspie­len in Südkorea in zwei Monaten teilnehmen.
DPA-BILD: JEAN-CHRISTOPHE BOTT Eine Frau schwenkt vor dem Sitz des Internatio­nalen Olympische­n Komitees in Lausanne eine russische Flagge. Das Land darf nicht mit eigener Mannschaft an den Winterspie­len in Südkorea in zwei Monaten teilnehmen.

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